Chapeau – Lichtblicke auch im Laufental

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Kürzlich wurden wir auf einer Bahnfahrt durch das Laufental mit erfreulichen Bildern von Bahnhöfen konfrontiert. Anlass, vor Ort einen Augenschein zu nehmen. Und siehe da – die kurzen positiven Eindrücke aus dem Zug wurden mehr als bestätigt. Mehr darüber in dieser Reportage.

Lage des Laufentals mit den in diesem Bericht erwähnten Bahnhöfen (Auszug aus dem Eisenbahnatlas „Frankreich Nord“ von Schweers+Wall).

Laufen – gut, aber nicht perfekt

Der Bahnhof Laufen ist ein wichtiger und gut frequentierter Knotenpunkt im Laufental. Er wird von der alle dreissig Minuten verkehrenden S-Bahnlinie 3 aus Basel und stündlichen Intercity von Basel über Delémont nach Biel sowie zahlreichen Postautolinien in die Region bedient. Jede zweite S-Bahn verkehrt über Delémont weiter nach Porrentruy.

Der Bahnhof befindet sich beim Ortszentrum und wurde kürzlich erneuert. Angegliedert sind zahlreiche Park and Ride-Parkplätze.

Ansicht des Bahnhofs und der gedeckten Busstation. Leider wurde es unterlassen, das Perrondach wie beispielsweise in Grenchen Süd bis zur Perronkante zu verlängern.
Ansicht der grosszügigen Busstation von Laufen – da steigt man gerne um.

Dornach-Arlesheim – perfekt

Dornach-Arlesheim ist ein stark frequentierter Kontenpunkt an der Strecke durch das Laufental. Er wird halbstündlich von der S-Bahn Linie 3, von der Strassenbahn der BLT und mehreren Postauto- und Regionalbussen bedient. Fahrgäste können trockenen Fusses zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln umsteigen. Das grosse und nicht zu hoch liegende Dach bietet auch bei seitlich einfallenden Winden einen gewissen Schutz.

Ansicht vom Bahnhof und von der Busstation von Dornach-Arlesheim. Rechts befindet sich das Dienstgebäude mit Kiosk. Hinter uns liegen das renovierte Bahnhofgebäude mit dem bedienten Schalter sowie eine überdachte Abstellanlage für Fahrräder.
Ansicht der Überdeckung der Busstation. Im Hintergrund erkennt man einen Zug der Strassenbahn der BLT. Auch dieser ist trockenen Fusses zu erreichen.
Detailansicht der Überdeckung der Busstation. Die Höhe der bemerkenswerten Überdeckung ist ein ausgewogener und kundenfreundlicher Kompromiss zwischen Schutzwirkung und Lichteinfall.
Blick auf den Zugang zur Unterführung und auf die Haltestelle der Strassenbahn.

Basel Dreispitz – ein Bijou

Der Bahnhof Basel Dreispitz liegt auf dem Boden der Stadt Basel und ist besonders in den Stosszeiten stark frequentiert. Er wird von der alle dreissig Minuten verkehrenden S-Bahn 3 bedient. In knapp hundert Metern Entfernung liegt die Haltestelle der städtischen und der regionalen Strassenbahn. Von hier fahren in kurzen Abständen Trams meist über Basel SBB ins Stadtzentrum bzw. in die Vororte und die Aussengemeinden wie Aesch oder Dornach-Arlesheim. Die gepflegte Anlage ist relativ neu, und in der Nachbarschaft besteht eine intensive Bautätigkeit.

Einer der Abgänge zu den Zügen, mit grosszügigem Lift mit viel Platz für Kinderwagen und Fahrräder. Hinten erkennt man eine gedeckte Abstellanlage für Fahrräder.
Treppe zum Bahnsteig. Glaswände schützen gegen Wind und Regen.
Blick vom Perron auf die Treppe. Man beachte die seitlichen Leuchten.
Detail vom Treppenabgang – was Sauberkeit, hochwertige Ausführung und etwas Farbe bewirken!
Ansicht eines Abgangs. Oben erkennt man eine weitere gedeckte Abstellanlage für Fahrräder.
Geschützter Wartebereich.

Wartehalle auf dem Perron im Hauptbahnhof Basel SBB

Jüngst haben wir auf unserer Website über unhaltbare und menschenunwürdige Zustände in Wartehallen der SBB im Grossraum Zürich berichtet – sofern es überhaupt noch welche hat.

Gross waren unsere Überraschung und unsere Freude, als wir im Basler Hauptbahnhof folgende Entdeckung machten. Ganz offensichtlich gibt es bei unserer Staatsbahn doch noch Mitarbeitende, die wissen, was sich gehört und was Kundenfreundlichkeit bedeutet.

Blick in eine Wartehalle auf einem Bahnsteig in Basel SBB. Man beachte die Sauberkeit und die Ausstattung.
Die Wartehalle wird offensichtlich bei kalten Temperaturen beheizt.

IC 3/581 – Fragen an die SBB

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Nach einer Wanderung im Jura trafen wir am Abend des 27. Februar 2021 wohlgemut in Basel ein und wollten dort in den um 17.33 Uhr nach Zürich abfahrenden Intercity 3/581 einsteigen. Wir gelangten über die Passerelle zu dem auf Gleis 4 bereit stehenden Zug.

Dort waren wir mit einem sonderbaren Bild konfrontiert. Zwischen zwei Lokomotiven des Typs Re 420 waren drei ältere Wagen und ein Steuerwagen eingereiht. Die Wagen waren einige Minuten vor der Abfahrt des Zuges bereits dicht besetzt. Wir fanden im vordersten Wagen noch ein paar freie Sitze.

Kurz nach der pünktlichen Abfahrt fand die Kontrolle der Fahrausweise statt. Beim Vorweisen der Fahrausweise beanstandete ich in höflichem Ton beim Zugbegleiter das unzumutbare Rollmaterial. Statt dem erwarteten Hinweis auf den Kundendienst gab der freundliche Zugbegleiter seinerseits seinem Unwillen kund und sagte, dass er sich ebenfalls beschweren werde. Beim Aussteigen sah ich, dass der Zugbegleiter mit seinem Smartphone den Zug (auch) fotografierte.

Während der Fahrt zirkulierte ich durch den Zug. Auf beiden Plattformen des ersten Wagens standen oder sassen auf dem schmutzigen Wagenboden mehrere Fahrgäste.

Aufgefallen sind mir zwei Zugbegleiter, die in einem Viererabteil des vordersten Zweitklassewagens von Basel nach Zürich fuhren. Nicht einmal die beiden Herren nahmen im Wagen der ersten Klasse Platz.

Bereits beim Einsteigen in Basel vermutete ich wegen der zweiten Lokomotive, dass der Steuerwagen defekt sein müsse. Diese Vermutung wurde mir auf Anfrage in Zürich von einem Mitarbeiter der SBB bestätigt.

Ich war so frei, meine Eindrücke mit ein paar Bildern mit meinem Smartphone zu dokumentieren und abschliessend ein paar Fragen an die SBB zu richten. Ich bitte um Verständnis für die schlechte Bildqualität.

Bilder aus dem IC3/581

Stimmungsbild aus dem vordersten Zweitklassewagen.
Bild von einer Plattform des ersten Zweitklassewagens (aufgenommen mit Zustimmung der Mitreisenden).
Bild von der anderen Plattform des ersten Zweitklassewagens (aufgenommen mit Bewilligung der Mitreisenden).
Blick in eine Toilette des ersten Zweitklassewagen – das Fallrohr führt direkt in Freie).
Blick in den Wagen der 1. Klasse, etwa fünf Minuten nach der Ankunft in Zürich. Der volle Mehrpreis für die Fahrt in der 1. Klasse gegenüber der Fahrt in der 2. Klasse für die Strecke von Basel nach Zürich beträgt CHF 26.-.
Am Ziel – IC 3/581 in Zürich.
Zusätzliche Lokomotive. Immerhin funktionierte die Beleuchtung im Steuerwagen noch.

Fragen an die SBB

Das Erlebte gibt Anlass zu ein paar Fragen:

  • Kennen Sie in Mitteleuropa ein Eisenbahnunternehmen, das im hochwertigen Fernverkehr Fahrgäste mit derart heruntergewirtschaftetem Wagenmaterial befördert?
  • Weshalb befördern Sie in Anbetracht der Corona-Restriktionen Fahrgäste in derart beengten Verhältnissen?
  • Glauben Sie, dass derartige Fahrten dem Image der SBB zuträglich sind?
  • Infolge der vielen Verbindungen und der erhöhten Qualität erheben Sie auch auf der Relation Basel-Zürich auf den Fahrausweisen einen Zuschlag von rund 15 Prozent durch eine virtuelle Verlängerung der Reisedistanz. Wäre es nicht angebracht, den Fahrgästen in derart misslichen Zügen diesen Mehrpreis beispielsweise in Form eines Gutscheins zurück zu erstatten?
  • Stört Sie der Umstand nicht, dass durch einen nicht funktionstüchtigen Steuerwagen zusätzlich 80 Tonnen in Form einer Lokomotive zwischen Zürich und Basel und zurück bewegt werden müssen?
  • Treten die auf mehreren Bahnhöfen im Grossraum Zürich auftretenden Qualitätsmängel nun auch beim Rollmaterial auf?

Nachtrag

167 Stunden später fuhr ich erneut von Basel nach Zürich, und zwar mit dem IC 3/579. Auf der Fahrt wurden die Fahrgäste mit der üblichen Entschuldigung in diesem nach Chur vorgesehenen Zug gebeten, infolge technischer Problemen am Zug in Zürich auszusteigen und in einen auf einem anderen Perron abfahrenden Ersatzzug nach Chur zu wechseln.

Lichtblicke – Dankeschön, liebe SOB!

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Wem die miserablen Verhältnisse auf manchen Bahnhöfen im Grossraum Zürich zu sehr zu schaffen machen, dem stehen verschiedene Therapien offen – man kann Psychopharmaka einnehmen, psychiatrische Unterstützung in Anspruch nehmen oder den berühmten Griff zur Flasche tun.

Man kann sich aber auch für eine gesündere, erbaulichere und kostengünstigere Therapie entscheiden – nämlich einen Ausflug zur SOB. Exakt diesen Weg haben wir beschritten und möchten mit einer Fotoreportage darüber berichten. Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte.

Beispiele

Überdachte Veloabstellanlage im Bahnhof Einsiedeln.
Detail der Veloabstellanlage – mit Kunststoffbändern versehene Eisenteile zum Schutz der Fahrräder gegen Kratzspuren.
Perrondächer im Bahnhof Einsiedeln, die selbst bei Doppelkompositionen von Flirt allen Fahrgästen ein geschütztes Ein- und Aussteigen ermöglichen. Auf der linken Seite des Bildes kann man die Veloabstellanlagen erkennen.
Perrondächer vom Prellbock her gesehen.
Geschützter Treppenabgang im Bahnhof Schindellegi-Feusisberg.
Die Fahrgäste sind nicht nur von oben, sondern auch seitlich geschützt.
Abstellraum für Velo und Motorräder im Bahnhof Schindellegi-Feusisberg.
Billettautomat und Informationstafeln im Bahnhof Samstagern.
Blend- und Sichtschutz beim Billettautomaten.
Flirt-Triebwagen im Bahnhof Schindellegi-Feusisberg – das Standardfahrzeug der SOB im Regionalverkehr. Daneben setzt die SOB – im Fernverkehr – nur noch den typenähnlichen Traverso sowie vereinzelt ältere Triebwagenzüge in der Linthebene ein.
Detail aus dem Wageninnern des SOB-Flirt – mittlere Armlehnen auch in der zweiten Klasse.
Eingang zur Toilettenanlage im Bahnhof Samstagern.
Innenraum der blitzblanken Toilettenanlage für Herren – zur kostenlosen Benutzung.
Wartehalle auf dem Perron im Bahnhof Samstagern. Man beachte die seitlichen Geländer und den Rahmen zum Schutz der wartenden Fahrgäste beim brüsken Öffnen der Türe.
Innenraum der beheizten Wartehalle auf dem Zwischenperron des Bahnhofs Biberbrugg.
Eingang zur Schalterhalle des Bahnhofs Samstagern – funktional und ästhetisch überzeugend.
Künstlerischer Schmuck beim Abgang vom Mittelperron in die Unterführung – einfach und effektvoll. Da fühlt man sich als Fahrgast wohl, und das Risiko von Vandalenakten ist gering.
Abfallbehälter im Bahnhof Biberbrugg – überzeugt durch Eleganz und verzichtet auf verwirrende Orgie von Klebefolien.

Beispiele von der grossen Schwester

Veloabstellanlage im Bahnhof Zürich-Wollishofen – bei warmen Temperaturen bestehen hier wegen den unzähligen Velos in der Regel chaotische Zustände.
Mittelperron im Bahnhof von Bellinzona – Hauptort des Kantons Tessin. Bei Doppelkompositionen von Fernverkehrs-Triebwagenzügen müssen die Fahrgäste der zweiten Komposition ohne Perrondach auskommen.
Perrondach im kürzlich umgebauten Bahnhof von Arth-Goldau. Das Perrondach ist so kurz, dass nicht einmal alle Passagiere eines einzigen ICN ungeschützt ein- und aussteigen können. Zudem verkehren ICN, Giruno und ETR 610 meist in Doppelkomposition.
Eindruck vom Perron im Bahnhof Zürich-Wollishofen. Das nicht sichtbare Perrondach ermöglicht nur den Fahrgästen eines vierteiligen S-Bahnzuges ein geschütztes Ein- oder Aussteigen. In den Hauptverkehrszeiten werden die S24 mit zwei und die S8 in der Regel mit drei Kompositionen geführt. Zudem hat es keine Wartehalle, und in den Stosszeiten sind die Züge oft verspätet. Auch die Schneeräumung war während vielen Tagen ungenügend, was für ältere Fahrgäste und solche mit Behinderung sehr problematisch war.

Was für ein Gegensatz zu den repräsentativen und komfortablen neuen Verwaltungsgebäuden der SBB beispielsweise in Zürich-Altstetten, Olten oder Bern. Hier wurde mit der ganz grossen Kelle angerichtet – die Fahrgäste und das Personal im Aussenbereich hingegen darben.

Der guten Ordnung weisen wir darauf hin, dass der Verfasser dieses Berichts Kleinaktionär der SOB ist.

Busbahnhof Einsiedeln – miserable Visitenkarte für Postauto

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Der Busbahnhof und die Umsteigeverhältnisse beim Bahnhof Einsiedeln vermögen immer weniger zu befriedigen. Wir orten grossen Handlungsbedarf und appellieren an die Verantwortlichen, endlich mit dem sorgsam gepflegten Image des öffentlichen Verkehrs korrespondierende Verhältnisse herzustellen.

Problemstellung

Seit vielen Jahren steigen wir in Einsiedeln regelmässig von den Zügen der SOB in die Postautos um. Von Einsiedeln führen fünf regionale Postautolinien in die Mythen-Region. Zudem betreibt Postauto in der Stadt Einsiedeln vier Lokalbuslinien.

Postautolinien in Einsiedeln

Bei schönem Wetter erfreuen sich die Wander- und Skigebiete in der Mythen-Region einer grossen Beliebtheit, und die teilweise alle 30 Minuten verkehrenden Postautos sind oft stark belegt. Besonders im Winter, wenn Fahrgäste mit der Skiausrüstung unterwegs sind, besteht ein grosses Gedränge.

Im Gegensatz zu den gepflegten und gut unterhaltenen Publikumsanlagen der SOB sind die Verhältnisse bei der an den Bahnhof angegliederten Postautohaltestelle seit vielen Jahren untragbar. Auch der Unterhalt der Haltestelle – sofern sich jemand überhaupt darum kümmert – ist völlig ungenügend.

Besonders bei grossem Andrang können die Postautos den Fahrplan kaum einhalten und treffen verspätet am Bahnhof ein. Da die Übergangszeit auf die Züge der SOB knapp bemessen ist, schlagen die Verspätungen oft auf den Bahnverkehr durch. Stresssituationen für die Bahnen und Fahrgäste am Ende eines schönen Tages in den Bergen!

Mit den folgenden und mit einem kurzen Kommentar versehenen Bildern legen wir Ihnen unseren Unmut über die Zustände dar. Die Bilder wurden in den letzten Wochen und zu verkehrsschwachen Zeiten aufgenommen. Zudem ist die Reisetätigkeit wegen den Corona-Restriktionen eingeschränkt. Die Bilder geben die Verhältnisse während den Stosszeiten unzureichend wieder – aussagefähig sind sie jedoch schon.

Ansicht der Postautohaltestelle neben dem Bahnhof Einsiedeln. Das für Geschäftskunden der Post gedachte Dach bietet nur wenigen Personen Schutz. Der Bahnhof der SOB liegt unmittelbar hinter dem Postgebäude.
Einstiegsverhältnisse bei mässigem Verkehrsaufkommen. In Spitzenzeiten quälen sich hier oft vierzig bis fünfzig Fahrgäste mit Ski- oder Schlittelausrüstung durch.
Ungeschützt wartende Fahrgäste auf einen verspäteten Bus – weder die Plattform noch die Strasse sind vier Tage nach den grossen Schneefällen geräumt.
Zustand der leeren Haltestelle am 18. Januar 2021 – hinten wartet ein Bus einer der vier Ortsbuslinien.
Zustand der Haltestelle am 28. Januar 2021 – die Schneereste stammen noch von den grossen Schneefällen vom 14. Januar 2021!
Ein- und Aussteigen am 28. Januar 2021 – der Altschnee ist zwei Wochen alt und zu diesem Zeitpunkt nicht gefroren. Was geschieht, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen?
Die Quittung – Blick auf den voll besetzten Parkplatz bei der Talstation des Skilifts Laucheren bei Oberiberg.
In den direkten Bus von der Talstation des Skilifts Laucheren nach Einsiedeln stiegen gerade noch fünf Personen ein.

Kommentar

Einsiedeln zählt wegen seinem Kloster zu den bekanntesten Tourismusorten in der Schweiz. Zudem hat Einsiedeln in den vergangenen Jahren als Wohnort stark prosperiert. Einsiedeln ist mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossen. Zwei S-Bahnlinien verkehren alle dreissig Minuten nach Wädenswil oder nach Rapperswil. In Biberbrugg bestehen schlanke Anschlüsse an die Züge des Voralpen-Express nach Luzern oder St. Gallen. Das Rollmaterial und die Anlagen der SOB sind gepflegt und gut unterhalten.

Umso mehr erstaunen die untragbaren Zustände auf der Postautohaltestelle. Fühlt sich niemand dafür verantwortlich? Auf alle Fälle eine miserable Visitenkarte für Einsiedeln und die beteiligten Transportunternehmen – vor allem für Postauto. Den Behörden und den Zuständigen der Transportunternehmen sei eine Studienreise in den Tessin zur Besichtigung der prachtvollen neuen Busbahnhöfe von Bellinzona oder Mendrisio empfohlen. Auch der Busbahnhof von Buchs SG überzeugt – abgesehen von der nicht überdachten Verbindung zum Bahnhof der SBB.

Ansicht der neuen Postautohaltestelle von Mendrisio kurz vor der Fertigstellung.
Blick auf die neue Postautohaltestelle von Bellinzona – selbstverständlich mit gedeckter Verbindung zum Bahnhof SBB.

Schutzlos – brandgefährliche Zustände in Zürich-Wollishofen

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Die misslichen Zustände im Bahnhof Zürich-Wollishofen wurden auf unserer Website schon mehrfach thematisiert. Zürich-Wollishofen hat sich erfreulicherweise zu einem stark frequentierten Umsteigebahnhof von der S-Bahn zum Stadt- und Regionalverkehr entwickelt. Die S-Bahnzüge verkehren alle Viertelstunden. In Zürich-Wollishofen kann auf die Tramlinie 7, den Stadtbus 70 nach Mittelleimbach und die Regionalbusse 184 und 185 nach Adliswil umgestiegen werden.

Im Zusammenhang mit den Schneefällen haben sich die Mängel einmal mehr gezeigt. Anlass, der Situation in Zürich-Wollishofen einen weiteren Bericht zu widmen.

Seitentreppe zur Unterführung

Am Samstag, 16. Januar 2021, war der Betrieb auf der Tramlinie 7 eingestellt. Zürich-Wollishofen war  nur noch mit den erwähnten Bussen erreichbar. Ich traf um 07.40 Uhr mit dem Bus Nummer 7 in Zürich-Wollishofen ein. Ich sah, dass die Stufen der nicht überdachten Treppe in die Unterführung wegen der grossen Kälte total vereist waren, und beging die Treppe mit grosser Sorgfalt. Ein jüngerer Mann übte weniger Sorgfalt, rutschte aus und stürzte die gesamte Treppe hinunter. Wie durch ein Wunder blieb er unverletzt. Eine ältere Person hätte bei einem solchen Sturz bestimmt ernsthafte Verletzungen erlitten. Ich schätze, dass dieser Seitenausgang an einem Werktag von tausend Personen benutzt wird – der Bus Nummer 7 nach Mittelleimbach verkehrt von morgen früh bis nach Mitternacht im Zehnminutentakt.

Nachstehend einige kommentierte Bilder zur beschriebenen Situation:

Blick auf den nicht überdachten Treppenaufgang und die Haltestelle der Regionalbusse. Der Stadtbus der Linie 70 hält weiter hinten. Dieses und die drei folgenden Bilder wurden einen Tag nach dem beschriebenen Vorfall und drei Tage nach den massiven Schneefällen aufgenommen.
Blick auf die nicht überdachte Treppe. Die SBB verzichten seit einigen Jahren, Treppenabgänge und Überführungen zu überdachen. Das war aber nicht immer so – so beispielsweise bei den gepflegten Abgängen im Bahnhof Glanzenberg.
Blick auf die Treppe.
Blick von oben die Treppe hinunter. Beinahe ein Wunder, einen Sturz auf dieser Treppe unverletzt zu überstehen.

Weitere Bilder von Zürich-Wollishofen

Die folgenden beiden Bilder wurden am 18. Januar 2021 um 13.00 Uhr aufgenommen. Seit den gewaltigen Schneefällen sind über 80 Stunden und seit dem eingangs beschriebenen Vorfall 54 Stunden vergangen.

Mittelperron in Zürich-Wollishofen mit zwei Zügen der S-Bahnlinie 24. In den Hauptverkehrszeiten verkehren die Züge der hier haltenden S-Bahnen in Doppelkomposition, bei der S8 sind sogar Dreifachkompositionen möglich. Das bedeutet, dass zwei Drittel der Fahrgäste auf den schneebedeckten und oft vereisten Bahnsteig aussteigen müssen.
Zugang zur Unterführung von der Tramhaltestelle her kommend. Fahrgäste müssen sich durch den dreissig Zentimeter tiefen Schneematsch kämpfen.

Beschämende Zustände im Bahnhof Thalwil

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Kürzlich mussten wir in Thalwil von der S-Bahn auf einen Regional Express umsteigen. Die Wartezeit betrug knapp 15 Minuten und bot Gelegenheit zu einem kurzen Rundgang. Eigentlich hätten wir die Zeit gerne in einem sauberen und beheizten Warteraum verbracht – warum wir dies nicht taten, erläutern wir in diesem Bericht.

Thalwil

Der Bahnhof Thalwil ist ein bedeutender Knotenpunkt im schweizerischen Eisenbahnnetz. Bezüglich den Frequenzen liegt er unter den schweizerischen Bahnhöfen an vierzigster Stelle, und damit knapp vor Bahnhöfen wie Wädenswil, Brugg, Solothurn oder Lugano.

Die folgenden Bilder von den Wartehallen benötigen keinen Kommentar.

 

Aussenansicht der Wartehalle auf dem Perron 1.
Innenansicht mit dem verdreckten und unappetitlichen Fussboden.
Innenansicht mit der seit längerem beschädigten Bank – wer wird hier wohl Platz nehmen? Zudem fehlt eine Heizung.

Aber nicht nur das – trotz den bedeutenden Frequenzen wurden die Perrons beim letzten Umbau nur teilweise gemäss den heute üblichen Normen erhöht. Besonders übel ist die Situation auf Perron 1. Hier wurde nach dem Entfernen des Übergangs nicht einmal die frühere Absenkung ausgeglichen. Wer das Pech hat, aus den ersten Wagen eines langen Zuges aussteigen zu müssen, muss unter Umständen einen Höhenunterschied von knapp einem halben Meter überwinden.

Blick auf die beiden Perrons – man beachte den hinteren Perron.
Blick auf den Perron 1 – der Übergang wurde vor vielen Jahren entfernt.
Blick vom Parkplatz auf den Übergang. Selbst die Lücke bei der Leitplanke wurde nicht geschlossen.

Lichtblicke

Dass es auch anders geht, zeigen die SOB. Dazu kommentierte Aufnahmen von drei Bahnhöfen.

Wartehalle im Bahnhof Einsiedeln.
Innenraum der Wartehalle im Bahnhof Einsiedeln.
Aussenansicht einer der beiden Wartehallen im Bahnhof Biberbrugg.
Innenansicht der Wartehalle im Bahnhof Biberbrugg. Man beachte die beispielhafte Sauberkeit und die Heizung unter der Sitzbank.
Abfallbehälter im Bahnhof Biberbrugg – keine verwirrende Folienorgie, sondern schlichte Eleganz.,
Wartehalle im Bahnhof Samstagern.

Kommentar

Die Zustände in Thalwil erinnern unwillkürlich an Bahnhöfe in der DRR vor der Wende. Sie sind symptomatisch für von uns kommentierte Zustände wie das einige Jahre offenliegende Erdungskabel in Kilchberg oder des kürzlich modernisierten Bahnhofs Zürich-Wollishofen. Wohl um die Kritik an schmutzigen Wartehallen oder verdreckten WC-Anlagen zu vermeiden, hat man diese beim Umbau in Wollishofen einfach weggelassen. Dabei wird Wollishofen ausser von der S-Bahn Zürich von fünf Buslinien und einer Tramlinie erschlossen.

Man fragt sich, wie in der Division Infrastruktur der SBB „Kundenfreundlichkeit“ definiert wird. Dabei hätten die Zuständigen in ihren feudalen Bürogebäuden durchaus Beispiele in ihren eigenen Geschäftsräumen, wie man es machen könnte. Das eigene Hemd liegt ganz offensichtlich näher als der Mantel der ungeschützten Fahrgäste auf den Bahnhöfen.

Und last but not least – weshalb können die SOB im Vergleich zur SBB günstiger produzieren, ihre Anlagen und Bahnhöfe besser unterhalten und ihre Fahrgäste – nicht lieblos als solche definierte Kunden – mit gepflegteren Fahrzeugen befördern?

Eisenbahnfahren in Portugal – Profil Comboios de Portugal

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Eine Wanderreise in der Algarve im Süden Portugals führte uns im Oktober 2020 nach Faro. Wir flogen nach Lissabon. Um die lange Wartezeit auf den Anschlussflug zu vermeiden, wählten wir für die Reise von Lissabon nach Faro die Eisenbahn. Wir reisten auch so zurück.

Diese erste Bahnreise in Portugal ermöglichte uns gute Einblicke in das Eisenbahnsystem und die Landschaft. Die knappen Eindrücke waren vorzüglich.

Unsere Erfahrungen veranlassten uns, nähere Abklärungen über das von der staatlichen Gesellschaft Comboios de Portugal CP betriebene Bahnsystem und den öffentlichen Verkehr in Portugal vorzunehmen.

Gerne präsentieren wir die Erkenntnisse in diesem Beitrag.

Reiseeindrücke

Bahnhof Lisboa Oriente

Mit dem Taxi gelangten wir vom Flughafen von Lissabon zum etwa zwei Kilometer entfernten Bahnhof von Lisboa Oriente. Alternativ hätte man gehen oder die Metro nehmen können. Von weitem sahen wir eine weisse Stahlstruktur. Mit der Annäherung an das Ziel wuchs unsere Spannung. Kurz vor dem Erreichen des Ziels sahen wir, dass es sich um einen Bahnhof handelte.

Wir nutzten die Wartezeit für eine Besichtigungstour in dem von Santiago Calatrava erbauten Stadtbahnhof. Die Eindrücke von diesem grossartigen Bauwerk waren überwältigend. Dazu ein paar Bilder aus dem 1998 im Rahmen der Weltausstellung errichteten Bahnhof.

Blick in die Bahnhofhalle mit abfahrbereitem Alfa Pendular
Aufzug in der Bahnhofhalle
Unterbau des Bahnhofs
Ausblick von einer Passerelle
Einer der zahlreichen Durchgänge
Aussenbereich mit Vorfahrt für Taxi und Personenwagen
Aussenbereich mit Halteplätzen für Busse
Auch Fernbusse haben ihren Platz und können geschützt erreicht werden

Leider wurde dem Unterhalt der komplexen Struktur nicht die notwendige Sorgfalt gewidmet. An einigen Stellen wies die weisse Stahlstruktur Rostflecken auf und in den unteren Geschossen hatten sich auf einzelnen Betonträgern Tauben eingenistet.

Alfa Pendular

Für die Fahrt von Lissabon nach Faro wählten wir den Alfa Pendular. Der äusserlich viele Ähnlichkeiten mit dem ETR 470 aufweisende Zug traf aus Porto kommend pünktlich in Lissabon ein. Die Fahrzeit für die 315 Kilometer lange Strecke beanspruchte genau drei Stunden und kostete in der ersten Klasse für Fahrgäste ab 65 Jahren nur EUR 16.-, die Hälfte des Normalpreises. Die Fahrausweise mit Auswahl des Sitzplatzes liessen sich über die Website von CP sehr einfach lösen.

Einfahrender Alfa Pendular
Herkunftsbezeichnung des Alfa Pendular

Die Innenausstattung war in beiden Wagenklassen hochwertig – Ledersessel und schwere Teppiche.

Innenraum der ersten Klasse
Innenraum der zweiten Klasse
Hebevorrichtung für Rollstühle und Kinderwagen

Der von einem Konsortium unter der Leitung von Alstom gebaute sechsteilige Triebwagenzug mit Neigevorrichtung besteht aus vier Tourist- und zwei Komfortwagen und bietet 300 Personen Platz. In der Mitte des Zuges befindet sich ein Buffet.

Auf Teilstrecken errichte der Zug gemäss der Anzeige 200 km/h. In den oft engen Kurven auf der längeren Strecke durch das Serra-Gebirge fiel die Geschwindigkeit jedoch auf längeren Abschnitten bis auf 60 km/h hinunter. Der weitaus grösste Teil der Strecke war einspurig. Im Flachland wurde neben der alten und aufgegebenen Strecke eine neue Trasse mit gestreckten Kurven gebaut.

Die Laufruhe ist besonders bei hohen Geschwindigkeiten gut. Der Zug erreichte Faro absolut pünktlich.

Nicht nur Lisboa Oriente hinterliess einen vorzüglichen Eindruck, auch die mit tiefer Geschwindigkeit passierten Stadtbahnhöfe von Lissabon beeindruckten durch Konzeption und Architektur.

Blick auf den Bahnsteig von Pinhal Nuovo

Regionalzug Faro – Portimao

Die Fahrt von Faro nach Portimao erfolgte mit einem dieselbetriebenen Regionalzug. Diese Strecke ist Bestandteil der 140 Kilometer langen „Linha do Algarve“ von Lagos nach Vila Real de Santo Antonio. Täglich verkehren zehn Zugspaare. Am Nachmittag besteht eine Lücke von fast vier Stunden.

Entgegen dem von Graffitispuren verunstalteten Äussern ist das Wageninnere sauber und komfortabel. Mobile Putzequipen sorgen regelmässig für hohe Sauberkeit.

Die durchfahrenen Bahnhöfe wirken gepflegt, grössere Bahnhöfe sind mit Überführungen und Liften ausgestattet. Dazu ein paar kommentierte Bilder vom Bahnhof von Faro.

Dieseltriebwagenzug in Faro
Wageninneres
Abfahrbereiter Intercidade im Bahnhof von Faro
Zugspitze des Intercidade
Bahnhofgebäude von Faro

Überblick über die Comboios de Portugal 

Vorbemerkungen

Der nachstehende kurze Überblick basiert auf dem nur in portugiesischer Sprache verfügbaren Geschäftsbericht der CP sowie auf Informationen aus dem Internet und von Wikipedia. Der Geschäftsbericht dieses überschaubaren Eisenbahnunternehmens ist sehr informativ und enthält eine Fülle von Kennzahlen.

Das Streckennetz von CP umfasst 2‘560 Kilometer. 1‘675 Kilometer sind mit 25‘000 Volt und 50 Hertz Wechselstrom elektrifiziert. Knapp 610 Kilometer sind doppel- oder mehrspurig. Die Spurweite beträgt wie in Spanien zum grössten Teil 1668 Millimeter. Nur noch an zwei Stellen besteht eine Verbindung nach Spanien.

Aus wirtschaftlichen Gründen wurde vorläufig (?) auf den bereits 1990 geplanten Bau einer normalspurigen Hochgeschwindigkeitsstrecke vom spanischen Badajoz nach Lissabon verzichtet, Spanien hingegen wird Badajoz in wenigen Jahren an das spanische HG-Netz anschliessen. Weite Teile dieser Strecke sind bereits gebaut oder befinden sich im Bau.

CP beschäftigt etwa 3‘700 Mitarbeitende und betreibt ausschliesslich Personenverkehr. 2015 wurde die Güterverkehrssparte an die schweizerische Reederei MSC verkauft. Im Personalbestand nicht enthalten sind die Arbeitsplätze in den Firmen, von denen CP in hohem Masse Dienstleistungen und Waren bezieht. Der entsprechende Aufwand liegt über dem gesamten Personalaufwand von CP.

Das kommerziell eingesetzte Rollmaterial besteht aus 240 Triebwagenzügen, 32 Lokomotiven und 104 Personenwagen. Mit 7,2 Prozent war die Absenzrate der Arbeitskräfte 2019 relativ hoch.

Streckennetz von CP (Stand 2012, Quelle: Website CP)

Kennzahlen

Die folgenden Tabellen enthalten die wichtigsten Kennzahlen über die CP.

Angebotsstruktur (Quelle: Geschäftsbericht 2019 CP)
Nachfrage und Verkehrsentwicklung (Quelle: Geschäftsbericht 2019 CP)
Entwicklung der Reisenden von 2010 bis 2018 (Quelle: Eurostat)
Angebot im Fernverkehr (Quelle: elektronischer Fahrplan CP)
Konsolidierte Erfolgsrechnung 2019 CP (Quelle: Geschäftsbericht 2019 CP, Angaben in Euro)

Ausblick

CP will das Rollmaterial mit Unterstützung  der EU in den kommenden Jahren substantiell erneuern. Kürzlich hat CP mit Stadler die Lieferung von 22 Flirt-Zügen für den Regionalverkehr vereinbart. Für EUR 158 Millionen wurden zehn elektrische und zwölf bimodale Triebwagenzüge vom Typ Stadler Flirt bestellt. Dabei handelt es sich um die erste Lieferung von Flirt-Zügen auf die iberischen Halbinsel – notabene in Breitspur. Die bimodalen Züge erhalten einen zusätzlichen Wagen mit dem Antriebsaggregat.

Gemäss der Ausgabe 297 von Today’s Railways Europe plant CP zusätzlich, mit einem Kredit von einer Milliarde Euro 62 S-Bahnzüge, 55 Regionalzüge und 12 Fernverkehrszüge zu beschaffen

De facto wird mit beiden Beschaffungen knapp die Hälfte des Rollmaterials erneuert – ein klares Bekenntnis zur Eisenbahn in Portugal.

Kommentar

Eindrücke zu CP

Wir erlebten CP als kleine aber feine Eisenbahngesellschaft. Die Mitarbeitenden traten bestimmt auf und waren durchwegs zuvorkommend und korrekt gekleidet. Der überwiegende Teil der Mitarbeitenden mit Kundenkontakt sprach Englisch. Die Personalausstattung erschien uns grosszügig. So waren die Schalter in Faro mit knapp 30 Regional- und Fernverkehrszügen pro Tag meistens doppelt besetzt.

Allerdings ist das Netz sehr dünn. Eisenbahnverkehr nach mitteleuropäischen Massstäben beschränkt sich auf die S-Bahnnetze von Lissabon und von Porto sowie im Fernverkehr auf die Relationen von Lissabon nach Porto und Evora.

Öffentlicher Verkehr in Portugal

Erstaunlich ist, dass der Anteil des öffentlichen Verkehrs in Portugal am gesamten Personenverkehr nur knapp elf Prozent beträgt – davon entfallen etwa ein Drittel auf die Eisenbahn und der Rest auf Busse. Damit liegt Portugal unter den Ländern der EU an zweitletzter Stelle, nur in Litauen mit rund zehn Prozent wird weniger mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Ganz offensichtlich besteht für den öffentlichen Verkehr in Portugal ein enormes Wachstumspotential.

Modal Split Personenverkehr in Europa 2016 (Quelle: Eurostat)

Bei unseren Aufenthalten in Faro und Loulé stellten wir fest, dass in beiden Städten gute öffentliche Busnetze bestehen. Dazu ein paar Bilder von der repräsentativen zentralen Busstation von Faro. Unmittelbar daneben befindet sich die kundenfreundliche Station der Fernbusse, der wir ebenfalls einen kurzen Besuch abgestattet haben.

Stadtbus in Faro – Internet gehört dazu
Zentrale Busstation der Stadtbusse in Faro
Faro – die Stadtbusse werden rege benutzt
Blick in die Abfahrthalle der Fernbusse in Faro
Schalterhalle und Warteraum in der Fernbusstation von Faro

Aufgefallen sind uns in Faro die tiefen Preise für Mietautos. In der Zwischensaison werden Kleinwagen mit Vollkaskodeckung und ohne Kilometerbeschränkung zwischen EUR 8.- und EUR 12.- pro Tag angeboten. Möglicherweise wird dieses Angebot vom portugiesischen Staat steuerlich begünstigt, da Autofahren in Portugal gemäss Erhebungen der EU sonst sehr teuer ist.

Bahnhof Feldkirch – Exzellenz in Vorarlberg

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Seit vielen Jahren besuchen wir regelmässig Feldkirch. Die Stadt und ihre Gebäude haben sich seit unserem ersten Besuch 1985 stark verändert. Das gilt im Besonderen für den Bahnhof. Der letzte tiefgreifende Umbau erfolgte 2007. Damals wurden die Gleisanlagen, das Innere des Bahnhofgebäudes, die Bahnsteige und die Unterführungen modernisiert.

Gegenwärtig werden die Umgebung des Bahnhofs und der Busbahnhof erneuert. Unter dem Begriff „Bahnhofcity Feldkirch“ entsteht um den Bahnhof herum ein modernes neues Stadtquartier, oder gemäss der Bauherrschaft „ein neuer urbaner Lebensraum“.

Obschon die Arbeiten noch andauern, sind die Konturen dieses grossartigen Werks bereits erkennbar. Teile davon wie der neue Busbahnhof werden bereits genutzt.

Anlass genug, vor Ort einen Augenschein zu nehmen und darüber mit ein paar Bildern zu berichten.

Bildbericht

Bekanntlich vermögen Bilder mehr auszusagen als tausend Worte. Gerne laden wir Sie ein, uns auf dem Rundgang zu begleiten. Wie es sich für einen ordentlichen Spion gehört, nähern wir uns von hinten und beenden unsere Tour vor dem Busbahnhof.

Zugang zur hinteren Unterführung. Diese dient auch als Durchgang zum Stadtteil auf der anderen Seite des Bahnhofs. Rechts ist die gedeckte Abstellanlage für Fahrräder erkennbar.
Detail zu dem mit einem Glasdach überdeckten Abgang.
Neben dem Abgang befindet sich eine Wartezone. Das Gleis daneben wird nicht von Personenzügen angefahren.
Blick in den mit Natursteinen ausgekleideten Abgang. Diese Auskleidung ist heute Norm bei allen Bahnhöfen der ÖBB.
Blick in die hintere Unterführung. Der mit Asphalt belegte Boden grenzt optisch den öffentlichen Durchgang zum hinteren Stadtteil ab.
Aufgang zum Bahnsteig 1 aus der hinteren Unterführung. Behinderte haben barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen über das Bahnhofgebäude durch die vordere Unterführung.
Blick vom Bahnsteig 1 auf den Abgang in die vordere (Haupt-) Unterführung. Hinten ist der grosszügig bemessene Lift erkennbar.
Blick von der Treppe vom Bahnsteig 1 in die vordere Unterführung. Auch diese Seitenwände wurden mit Naturstein verkleidet.
Blick auf den Lift in der vorderen Unterführung.
Anzeigen in der vorderen Unterführung – eine ähnliche Anlage befindet sich auch in der hinteren Unterführung.
Ausführungsdetail vom Aufgang aus der vorderen Unterführung in die Bahnhofhalle – Architektur und Handwerkskunst vom Feinsten.
Blick in die Bahnhofhalle – man beachte das Zitat von James Joyce.
Blick aus der Bahnhofhalle auf den Busbahnhof – auf der rechten Seite sind die Arbeiten für die Kunden- und Serviceräume sowie der Einbau von Gaststätten und Ladenlokalen noch im Gang.
Blick auf das mittlere Perron des Busbahnhofs.
Kunst am Bau – Inschrift auf der Mauer des neben dem Bahnhof liegenden Friedhofs (Zitat von Carl Zuckmayer, der am 15. März 1938 vor den Nazis über Feldkirch in die Schweiz floh).

Kommentar

Ausserordentlich, was da in Feldkirch entsteht. Endlich werden die gepflegten Bahnsteige und die grosszügigen Zugänge in eine repräsentative Umgebung eingebettet.

Gemäss einem Bericht aus „Presse online“ investieren die ÖBB und die öffentliche Hand in den nächsten zehn Jahren weitere EUR 325 Millionen in die Attraktivitätssteigerung der Bahnhöfe in Vorarlberg, obschon mindestens die grösseren Bahnhöfe bereits heute einen sehr guten Stand aufweisen. Hier der Link zum erwähnten Auszug: Auszug Die Presse 2020_09_01

Im Gang ist auch die Planung für den lange umstrittenen Umbau des Bahnhofs von Bregenz. Dabei zeichnet sich bereits der heutige Bahnhof durch eine überzeugende Funktionalität aus. Man erwartet, 2021 mit dem EUR 77 Millionen teuren Umbaus beginnen zu können. Für weitere Informationen verweisen wir auf die Projektbroschüre von ÖBB Infra, die über folgenden Link zur Verfügung steht: Broschüre Umbau Bahnhof Bregenz

In einigen Jahren wird man Bregenz nicht nur wegen den Festspielen besuchen – auch der neue Bahnhof wird die Besucher begeistern.

Dazu eine Modellaufnahme:

Modellaufnahme des neuen Bahnhofs, gefertigt durch die Firma Gnädinger Modellbau (Quelle: vol.at).

Avenir Mobilité – Wettbewerb und Kooperation: Wohin steuert das schweizerische öV-System?

Topics

Die öffentlichen Dienste – neudeutsch als Public Services bezeichnet – stehen seit längerem im Spannungsfeld zwischen Wettbewerb und Kooperation. Dies gilt im Besonderen für den öffentlichen Verkehr. Auch in der Schweiz haben sich die oft von unterschiedlichen weltanschaulichen Standpunkten geprägten Diskussionen intensiviert.

Avenir Mobilité hat der Thematik am 22. September 2020 im Zentrum Paul Klee in Bern eine gut besuchte Dialogveranstaltung gewidmet. Gerne berichten wir hier über die unter dem Arbeitstitel «Wettbewerb und Kooperation – Wohin steuert das schweizerische öV-System» durchgeführte Veranstaltung.

Nach der Begrüssung durch Dr. Hans Werder, Präsident von Avenir Mobilité werden die rund hundert Teilnehmenden mit drei Kurzreferaten auf die Thematik eingestimmt.

«Beispiel Luftverkehr – was hat die Liberalisierung gebracht?»

Marcel Zuckschwerdt, stellvertretender Direktor beim Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL und dort Leiter der Abteilung Luftfahrtentwicklung, fasst in seinem Referat die Entwicklung des zivilen Luftverkehrs seit dem Zweiten Weltkrieg zusammen.

Wesentliche Meilensteine waren die Gründung der ICAO als Sonderorganisation der UN im Jahre 1944, verbunden mit weitreichenden Entscheidungsbefugnissen für die Entwicklung des Luftverkehrs. Mit der Ratifikation 1947 übernahm die Schweiz diese Bestimmungen.

Zwischen 1950 und 1970 wurde die Entwicklung der Luftfahrt auch in der Schweiz vom Staat durch ein Bündel von Subventionen, Beihilfen und Regelungen nach Kräften gefördert. So entwickelte sich die Swissair als Monopolbetrieb zu einer der weltweit führenden Luftverkehrsgesellschaften. Die Märkte wurden durch staatlich regulierte Tarife und Luftverkehrsabkommen geschützt.

Die Ära zwischen 1970 und 1990 war, ausgehend von den USA, gekennzeichnet durch eine Liberalisierung der Märkte. Die bereits 1945 gegründete IATA gewann an Einfluss. Monopole und Kartelle begannen zu wanken, und der Wettbewerb verstärkte sich. Die EU begründete zwischen 1987 und 1992 den  europäischen Luftverkehrsbinnenmarkt. Die Schweiz musste sich dem Druck von aussen beugen, setzte 1998 das Monopol der Swissair ausser Kraft und schloss 2002 im Rahmen der Bilateralen Verträge I das Luftverkehrsabkommen mit der EU ab.

Der Druck auf die Swissair stieg ab 1990 stetig. Die Swissair versuchte, ihre Position durch Kooperationen zu erhalten oder zu stärken. Leider ohne Erfolg. Sie scheiterte 1993 kurz vor dem Abschluss Alcazar, und die verzweifelte Hunter-Strategie erschöpfte die Kräfte der Swissair und führte das Unternehmen an den Rand des Abgrunds. Das Grounding im Jahr 2001 bedeutete den Konkurs des einst stolzen Unternehmens. Mit Unterstützung des Bundes entstand aus den Resten der Swissair die Nachfolgegesellschaft Swiss, die zwischen 2005 und 2007 als Tochtergesellschaft von der Lufthansa übernommen wurde.

Die Liberalisierung und damit das ungestüme Wachstum des Luftverkehrs wurden durch die ICAO durch die Schaffung von Standards ermöglicht. So wurden im Rahmen der IATA für den Betrieb, die Infrastruktur, die Flugzeuge, die Ausbildung und das Ticketings einheitliche Normen entwickelt. Unter anderem wurden gesellschaftsübergreifende Tickets und das Code Sharing eingeführt. Das Clearing wurde der IATA übertragen.

Als Folge der Liberalisierung zerfiel unter anderem das Preisgefüge. Auf stark frequentierten Strecken setzte ein starker Preiszerfall ein. Besonders bei frühzeitigen Buchungen sind die Preise sehr tief. Wer erst kurz vor dem Abflug bucht, zahlt oft ein Mehrfaches des günstigsten Preises. Einige europäische Bahnen haben die Preispolitik des Luftverkehrs übernommen, so beispielsweise DB und SNCF.

Die realen Erlöse pro Personenkilometer haben sich zwischen 1995 und 2015 halbiert. Der Kostendruck hat zu grossen und eng zusammenarbeitenden Verbünden geführt. In Star Alliance sind 26, in Sky Team 19 und in One World sind 13 Gesellschaften verbunden. Mit der Bildung dieser Verbünde verbunden ist die Nutzung von Synergien aller Art.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Liberalisierung das Wachstum und die Internationalisierung entscheidend gefördert hat. Die Luftfahrtindustrie ist auch in der Schweiz zu einem bedeutenden Wirtschaftsbereich herangewachsen. 1995 wurden in den Schweizer Flughäfen 25 Millionen Passagiere gezählt, und 2018 waren es bereits 58 Millionen Passagiere. 2018 betrug der Beitrag der Luftfahrt zum Bruttosozialprodukt der Schweiz rund CHF 30 Milliarden oder vier Prozent des BSP (Zahlen nachträglich korrigiert).

Die anfängliche Euphorie für den Luftverkehr ist einer zunehmenden Skepsis gewichen. Die negativen Auswirkungen treten zunehmend ins Bewusstsein. Der Luftfahrt weht ein steifer Wind entgegen, der Druck für die Abgeltung der negativen externen Effekte steigt. Eine Abflachung des Wachstums ist zu erwarten. Im Zuge der Internationalisierung sinkt der Einfluss des Bundes. Das heute erst teilweise realisierte Postulat des Open Sky wird sich weiter entwickeln.

Digitalisierung in der Mobilität

Corinne Vogel,  Mitgründerin und Chief Business Officer von Bond Mobility, stellt uns ihr erfolgreich gestartetes Technologie Start Up vor. Bond Mobility will durch das Sharing von E-Bikes die Mobilität in mensch- und umweltgerechte Bahnen lenken und setzt dazu stark auf neue Technologien und Prozesse.

Ausgehend von der Tatsache, dass viele Fahrten mit dem PW über weniger als zehn Kilometer erfolgen, sieht Corinne Vogel ein hohes Potential für neue Mobilitätsformen. Mit robusten, leistungsstarken und bis zu 45 km/h Stunde schnellen E-Bikes will Bond für Fahrten bis zu sechs Kilometern eine ideale Alternative zu den traditionellen Verkehrsmitteln bieten. Das Besondere an Bond ist die differenzierte Preisgestaltung, die den Verzicht auf eine aufwendige rückwärtige Logistik ermöglicht. Fahrten von wenig attraktiven Standorten sind viel günstiger als in der Gegenrichtung. So gelangen die E-Bikes durch die Benutzer zu den attraktiven Standorten, an denen ein grosse Nachfrage besteht – ein geniales und umweltfreundliches Konzept. Bond hat es geschafft, ihre Dienstleistungen mit den Angeboten von SBB und dem Berner Libero Verkehrsverbund zu verknüpfen, was einfache und effiziente verkehrsträgerübergreifende Transportketten ermöglicht. Zudem strebt Bond an, ihre Mobilitätslösung Firmen mit festen Kooperationen zur Verfügung zu stellen.

Corinne Vogel bemängelt abschliessend, dass Bond als privates Unternehmen in einigen Städten durch restriktive Vorschriften behindert wird. Zudem werden öffentlich-rechtliche Konkurrenten wie Publibike unter anderem bei der Vergabe von Standorten privilegiert.

Ausschreibungen im regionalen Personenverkehr – Erfahrungen aus Bayern

Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der Bayrischen Eisenbahngesellschaft BEG, kann wegen den Corona-bedingten Restriktionen nicht persönlich teilnehmen und ist auf elektronischem Weg zugeschaltet.

In der EU sind Ausschreibungen und Vergaben im öffentlichen Nahverkehr weit fortgeschritten. Das in München domizilierte Unternehmen gehört dem Freistaat Bayern und wird je zur Hälfte durch staatliche Beiträge sowie durch Billetterlöse finanziert. Die zur Verfügung stehenden Mittel und die Qualität der Leistungen sollen unter anderem durch den Wettbewerb gesichert werden. Damit sollen das Image und die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel nachhaltig gefördert werden. Zudem investiert die BEG beträchtliche Mittel in den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur. Auf mehreren stillgelegten Strecken wurde der Betrieb wieder aufgenommen, und weitere Wiederinbetriebnahmen sind in Abklärung.

Die Massnahmen der BEG seit ihrer Gründung sind erfolgreich. Der Wettbewerb hat bis dato die angestrebte Wirkung erreicht. Zurzeit bestehen 83 Verträge mit Eisenbahnen, 77 von 128 Millionen Zugskilometer werden damit jährlich gefahren. BEG strebt an, bis 2023 den gesamten Personennahverkehr auf der Schiene auf der Grundlage von Vergaben abwickeln zu lassen. Im Betrachtungszeitraum wurde mit einem um 50 Prozent erhöhten Angebot die Nachfrage über 75 Prozent gesteigert. Vom Benutzerentgelt entfallen 70 Prozent auf die Infrastrukturbenutzung. Die Qualität des Angebots wird durch ein vom BEG entwickeltes Messsystem überwacht und ist in ein Bonus-/Malus-System eingebunden. Während 2008 erst acht Vertragsverhältnisse bonusberechtigt waren, waren es 2019 bereits 31 Verträge. In diesem System liegt gemäss Thomas Prechtl einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren für die Qualität des SPNV in Bayern.

Diesen Fortschritten stehen aber auch gewichtige Nachteile entgegen. So ist die Finanzierung durch den Staat schwieriger geworden. EVU sind manchmal nicht so leistungsfähig wie versprochen. Die Fahrzeugindustrie liefert die bestellten Fahrzeuge verspätet. Der Fachkräftemangel beim Betriebspersonal verschärft sich. Nettoverträge führen zu finanziellen Engpässen bei den EVU. Der erhoffte Innovationsschub ist kaum eingetreten, und die zahlreichen Schnittstellen wirken sich negativ aus. Gelegentlich ergeben sich Abstimm- und Abgrenzungsprobleme, unter anderem bei den Fahrausweisen.

Die BEG will die Stabilität und die Qualität durch ein Massnahmenpaket unter anderem aus Bürgschaften, verbindliche Personalübernahmen beim Wechsel des Auftrages, weiterer Ausbau des Bonus-/Malus-Systems, Infrastrukturausbauten und Absicherung der Erlöse der EVU weiter fördern.

Thomas Prechtl ist unsicher, ob sich die Erfahrungen und das in Bayern angewandte Verfahren auf die Schweiz übertragen lässt. Die Ausgangslage von Bayern – wo der Wettbewerb die angestrebten Ergebnisse durchaus erreicht hat – und diejenigen der Schweiz sind sehr verschieden.

Panel I

Am ersten Panel beteiligen sich Antonio Massa, CFO der Transports publics du Canton du Jura, Christian Plüss, CEO von Postauto Schweiz AG, Regula Hermann, Leiterin der Sektion Marktzugang beim BAV, Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG, und Ueli Stückelberger, Direktor des VöV.

Antonio Massa lobt die kürzlich mit der Vergabe an Postauto abgeschlossene Ausschreibung des öffentlichen Busverkehrs im Kanton Jura. So sei es mit dem Vertrag mit Postauto mit einem jährlichen Volumen von CHF 200 Mio. gelungen, bedeutende Mehrleistungen zu erhalten, Kosten zu sparen und die Transparenz zu erhöhen.

Christian Plüss erwähnt, dass Postauto monatlich durchschnittlich an ein bis zwei Ausschreibungen teilnimmt. Man sei gewohnt, sich im Wettbewerb zu behaupten. Im Jura, wo zum ersten Mal ein gesamtheitlicher Ansatz gewählt wurde, sei es gelungen, bei gleichen Preisen und bei stabilen Löhnen zwanzig Prozent Mehrleistungen anzubieten, unter anderem dank Optimierungen beim Fahrzeugeinsatz.

Kritisch beurteilt Christian Plüss die Margen (und damit implizit das Gewinnverbot im öffentlichen Nahverkehr). Postauto vertritt eine andere Position als das BAV. Der Vertrag für den Kanton Jura, wo Postauto im vollen Risiko steht, basiert auf der vollen Kostendeckung und den aktuellen Preisen für Treibstoffe. So stellt der Vertrag in einem gewissen Sinn eine Wette auf den Dieselpreis dar. Sollte der Preis steigen, wird Postauto einen Verlust erzielen. Ist das fair? Als Replik auf die Kritik von Corinne Vogel verweist Christian Plüss auf die enormen Vorleistungen für Publibike und betont, dass diese Dienstleistung bis dato nicht kostendeckend ist.

Ueli Stückelberger stellt beim öffentlichen Verkehr den Kundennutzen als zentrale Determinante für den öffentlichen Verkehr ins Zentrum. Mit Wettbewerb lasse sich der Kundennutzen aber nicht steigern. Die Qualität des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz sei so gut, dass die Risiken bei wettbewerblichen Strukturen grösser seien als der zu erwartende Gewinn. Wettbewerb – wenn schon – dann in Form eines Ideenwettbewerbs.

Gemäss Regula Herrmann wird man bewegt, wenn man sich nicht bewegt. So haben die SOB unter Thomas Küchler vieles in einem guten Sinn angestossen und somit auch bewegt. Die Freiräume sollen gemäss der in Entstehung begriffenen Vorlage für die Reform des regionalen Personenverkehrs durch neue Elemente vergrössert werden. Die Frage nach der Gewinnberechtigung steht im Raum. Zielvereinbarungen können flankierend bei Direktvergaben berücksichtigt werden.

Christian Plüss plädiert für die Vergabe von ganzen Netzen mit Gesamtangeboten, die auch verkehrsträgerübergreifend sein können, mit Normabgeltungen und einem ausgefeilten Bonus-/Malus-System. Wesentlich sind auch klare Vergleichswerte auf der Grundlage eines einheitlichen Benchmarkings. Die Berechtigung und die Verwendung von Überschüssen sind zu diskutieren. Antonio Massa unterstützt die Forderung nach Globalvergaben.

Bei der Frage, ob und wie viel Wettbewerb angebracht sei, muss man vom aktuellen Zustand und den Erfahrungen in der Vergangenheit ausgehen. Zudem müssen die Erwartungen und die Ziele klar sein. Der Kundennutzen ist ins Zentrum der Überlegungen zu stellen – effiziente Bonus-/Malus-Systeme können als Steuerungsinstrument unterstützen.

Thomas Küchler verlangt, dass die Öffnung der Schieneninfrastruktur vor der Schaffung von wettbewerblichen Strukturen als entscheidende Voraussetzung zu gewährleisten sei. Der Hebel müsse auch beim unübersichtlichen und teilweise verzerrten Tarifsystem angesetzt werden. Wie gewährleistet man echte Multifunktionalität?

Ueli Stückelberger kontert, dass Wettbewerb die Kooperation erschweren würde, und betont den Nutzen von Zielvereinbarungen als wirkungsvolles Gestaltungselement.

Panel II

Am zweiten Panelgespräch, das von Hans Werder moderiert wird, nehmen Peter Füglistaler, Leiter BAV, Thomas Küchler, CEO SOB AG, und Vincent Ducrot, CEO SBB AG, teil. Bernard Guillelmon, scheidender CEO BLS AG, hat sich abgemeldet.

In einem kurzen Eintretensvotum beschreibt Peter Füglistaler das auf Michael Porter zurückgehende Konzept des Subventionsteichs. Dieses Konzept besagt, dass sich in einem Markt mit wenigen grossen Anbietern monopolähnliche Situationen ergeben und die kleinen Anbieter ihre Möglichkeiten optimieren. Dies ist beim schweizerischen öffentlichen Verkehr der Fall.

Vincent Ducrot beanstandet die Überregulierung des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Es gibt zu viele und sich gelegentlich widersprechenden Kontrollinstanzen. Insbesondere bemängelt Vincent Ducrot die fehlende unternehmerische Freiheit der SBB. Was würde geschehen, wenn die SBB für den Markteintritt als Strassentransportunternehmen plötzlich 500 Tesla-Lastwagen kaufen würde?

Thomas Küchler plädiert grundsätzlich für mehr Wettbewerb. Nicht primär aus Sicht der Liberalisierung oder als Marktordnung, sondern zur Förderung von Innovationen und zur Optimierung des Gesamtsystems. Liberaler und nur aus finanziellen Überlegungen erfolgender Wettbewerb hingegen würde das bewährte System des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz zerstören.

Die Frage von Hans Werder, ob man im öffentlichen Personennahverkehr Wettbewerb zulassen soll, wird wie folgt beantwortet:

  • Peter Füglistaler begrüsst den Wettbewerb bei der Ausschreibung von Busnetzen. Beim schienengebundenen Nahverkehr ist er zurückhaltender. Der Fernverkehr basiere auf der Vergabe von Konzessionen, und im internationalen Personenverkehr müsse man zuerst Märkte schaffen.

  • Thomas Küchler erinnert daran, dass die Ausschreibung der S-Bahn St. Gallen auf eine Anregung von Benedikt Würth, heutiger Ständerat von St. Gallen, hin erfolgte.

  • Vincent Ducrot schätzt Herausforderungen. Die ehemalige Mittelthurgau Bahn MThB hat viel aufgebrochen – die Übernahme von Regionalverkehr am Bodensee durch Thurbo war ein grosser Schock für die SBB und hat zu einem Umdenken geführt.

  • Hans Werder hält Ausschreibungen als letztes Mittel für denkbar. Thomas Küchler pflichtet ihm bei und betont, dass Thurbo den Regionalverkehr sehr positiv befruchtet hat.

  • Vincent Ducrot fragt sich, welche Absichten und Ziele man mit Ausschreibungen verfolgen will.

  • Peter Füglistaler betont, dass aus strukturellen Gründen meist kein Markt vorhanden sei, und erinnert daran, dass die SOB beim Verkehr über die Gotthard Bergstrecke erst aktiv geworden war, nachdem die SBB diesen (Fern-) Verkehr trotz Gewinnen im Fernverkehr abgeben wollte.

  • Thomas Küchler begründet die Übernahme des Verkehrs auf der Gotthard Bergstrecke mit dem Verantwortungsbewusstsein der SOB für das System Eisenbahn und mit dem Dienst an der Allgemeinheit. Zudem können die seit der Übernahme der MThB vorhandenen freien Kapazitäten genutzt werden. Thomas Küchler weist auf die Unterstützung durch das Gotthard Komitee hin und erinnert sich dankbar an die Unterstützung durch das BAV. Die SOB kann den Verkehr über die Gotthard Bergstrecke 18 Prozent günstiger betreiben als ihre Vorgängerin. Dadurch profitieren die Steuerzahler und der Fiskus.

Systemveränderungen im Tarifsystem müssen beschleunigt werden. Die Übertragung der Systemführerschaft für das Tarifsystem an das BAV wurde verworfen. Bei den Partnern am System des Direkten Verkehrs bestehen Befürchtungen, etwas zu verlieren – möglicherweise als Folge der Arbeiten von EOBI (Expertengruppe Organisation Bahn Infrastruktur).

Gemäss Vincent Ducrot ist CH-Direct zu föderalistisch strukturiert. Der Spagat zwischen den Verbünden und dem nationalen System ist kaum mehr haltbar. Man muss sich bewegen, konkrete Vorschläge liegen auf dem Tisch. Leider sind erste Ansätze vor vier Jahren gescheitert.

Der SOB waren mit ihren innovativen Ideen die Hände sehr lange gebunden. Reine Optimierungen reichen nicht. Grundlegende Neuerungen tun not. Multimodalität und neue Anbieter für Multimodalitätslösungen stehen vor der Tür. Neue Köpfe sind gefragt, nachdem sich in der Besetzung der relevanten Gremien in den letzten Jahren nichts geändert hat.

Vincent Ducrot erinnert daran, dass Christopher Franz bei der DB mit seinem neuen Tarifsystem vor Jahren gescheitert ist. Zudem muss die Mobilität gesamtheitlich und verkehrsträgerübergreifend betrachtet werden. Unter anderem stellt sich die Frage nach dem Mobility Pricing.

Peter Füglistaler betont abschliessend, dass das Tarifsystem nicht nur für Kunden intransparent geworden ist, auch der Clearing- und Verrechnungsprozess hat eine enorme Komplexität erreicht.

Diskussionsrunde zum Panel II

Ein Teilnehmer spricht sich dafür aus, dass der Auslastungsgrad verstärkt als Messgrösse berücksichtigt werden soll.

Benedikt Würth weist darauf hin, dass beim komplexeren Finanzausgleich eine funktionierende Lösung gefunden wurde. Dies sollte auch beim Tarif- und Verrechnungssystem des öffentlichen Verkehrs möglich sein.

Es wird gefragt, ob das föderale System der Schweiz einen grossen Wurf überhaupt zulasse.

Ein Teilnehmer fordert, dass das Tarifsystem mit der Raumplanung abgestimmt werden muss. Dem Vernehmen nach hat sich ein entsprechendes System in Singapur bewährt. In einem derartigen System müsste der Staat die Sachmittel beschaffen.

Werner Stohler spricht sich dezidiert gegen die Berücksichtigung des Auslastungsgrades aus. Im Vordergrund steht das integrierte und abgestimmte Gesamtsystem.

In abschliessenden Statements weist Thomas Küchler nochmals auf die Komplexität des Gesamtsystems hin und sieht einen riesigen und vordringlichen Handlungsbedarf. Für Benedikt Würth ist das Bestellverfahren zu kompliziert. Peter Füglistaler ist zuversichtlich – man kenne die Probleme und habe die richtigen Köpfe. Das Eisen sei heiss.

Persönlicher Kommentar

  • Gemäss der aktuellen Gesetzeslage ist es verboten, im Regionalverkehr Gewinne zu erzielen. Soweit so gut. Hingegen erhalten die SBB beispielsweise vom ZVV unter gewissen Voraussetzungen Boni und somit finanzielle Anreize. Diese führen ceteris paribus in der Sparte Regionalverkehr zu einem Gewinn. Werden Vincent Ducrot und seine Kollegen in einem solchen Fall entlassen oder gar angeklagt? Und arbeiten die zahlreichen privaten Anbieter im regionalen Busverkehr tatsächlich ohne Gewinnabsichten? Das Gewinnverbot gehört abgeschafft – bei wirklichem Wettbewerb ergeben sich kaum übermässige Gewinne.

  • Viele sprechen sich gegen einen mit finanziellen Interessen begründeten Wettbewerb aus. Hingegen soll ein Ideenwettbewerb möglich sein. Sonderbar! Wenn ein EVU dem Konkurrenten durch bessere Ideen Marktanteile wegnimmt, schlägt sich das im Geschäftsergebnis der beiden Firmen nieder – der Ertrag des Siegers steigt, und der Ertrag des Verlierers sinkt. Zwar werden die Konsequenzen durch allfälligen Mehrverkehr reduziert.

    Die Ergebnisse von Sieger und Verlierer werden schon durch die Fixkosten beeinflusst. Und Mitarbeiter des Verlierers verlieren ihre Stelle oder müssen zum Sieger wechseln. Ergo – Ideenwettbewerb wirkt sich in letzter Konsequenz gleich aus wie der allgemeine Wettbewerb.

 

Dumpingpreise im Verkehr

Topics

In der Diskussion bezüglich Beschränkungen des Luftverkehrs werden immer wieder die teilweise sehr tiefen Ticketpreise beanstandet. In der Tat verlocken die tiefen Preise möglicherweise zu unnötigen Flügen.

In der Diskussion wird jedoch ausgeblendet, dass tiefe Preise – eben Dumpingpreise – auch in anderen Sektoren des öffentlichen Verkehrs gang und gäbe sind.

Als Bahnkunde nutze ich die oft unglaublich günstigen Ticketpreise häufig – sei es für mich privat, für Studienreisen nach Stuttgart oder für Wanderungen im Elsass. Ein schlechtes Gewissen wegen den kaum die Grenzkosten der Reisen deckenden Preisen fährt dabei regelmässig mit.

Dumpingpreise im öffentlichen Verkehr

Nachstehend ein paar Beispiele aus dem Ausland und aus der Schweiz.

  • Die Region Elsass bietet am Wochenende die Carte Groupe Evasion für EUR 39.10 an. Mit dieser Tageskarte können bis zu fünf Personen mit Ausnahme der TGV alle öffentlichen Verkehrsmittel im Elsass und den Städten benutzen. Man bedenke, die mit 200 Stundenkilometern fahrenden TER200 bieten dem Reisenden den höheren Fahrkomfort als die TGV selbst.

    So kann eine Gruppe von fünf Personen ab Basel beispielsweise einen eintägigen Ausflug nach Strassburg unternehmen und dort beliebig mit den Strassenbahnen herumfahren – umgerechnet für weniger als CHF 9.- pro Person.

  • Im Bundesland Baden-Württemberg ist das Baden-Württemberg Ticket erhältlich. Als Tageskarte berechtigt das bw-Ticket an Werktagen ab 09.00 Uhr und an Feiertagen und am Wochenende ab 00.00 Uhr bis zum Folgetag um 03.00 Uhr zu beliebig vielen Fahrten mit der Eisenbahn und mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln im ganzen Bundesland und den Städten. Ausgenommen sind ICE und IC. Speziell ist, dass die IRE oft die gleiche Fahrplanlage haben wie die Züge des hochwertigeren Fernverkehrs und gewisse IC – so auch die IC der SBB zwischen Singen Hohentwil und Stuttgart – für das bw-Ticket frei gegeben wurden.

    Das bw-Ticket kostet für fünf Personen EUR 48.- in der zweiten und EUR 88.- in der ersten Klasse. Ab zwei zahlenden Fahrgästen können beliebig viele Kinder mitfahren. So können fünf Personen ab Konstanz einen eintägigen Ausflug nach Stuttgart unternehmen und dort alle städtischen Verkehrsmittel benutzen – für umgerechnet rund CHF 11.- pro Person.

  • Auch die Bayerische Regiobahn BRB – eine Tochter von Transdev – bietet in Zusammenarbeit mit der Westbahn sehr günstige Gruppentickets an. So kostet an Werktagen die ab 09.00 Uhr und den übrigen Tagen ab 00.00 Uhr gültige Tageskarte von München nach Wien und zurück für fünf Personen nur EUR 147.-. Bis zu drei Kinder können gratis mitreisen. Die Reisezeit von München nach Wien dauert zwar etwas länger als mit den auf dieser Relation verkehrenden Railjets der ÖBB, aber der Preis pro Person von rund CHF 32.- ist ungleich günstiger.

  • Sowohl die DB mit ihrem Sparpreissortiment als auch die ÖBB mit ihrem Sparschienen-Angebot bieten enorm günstige Tarife für Einzelreisende an. Zwar besteht Zugbindung, dafür gilt das Angebot auch für die meisten ICE oder Railjets. Ich fahre regelmässig für EUR 9.- in der zweiten oder für EUR 19.- in der ersten Klasse von Buchs SG nach Innsbruck. Nur gratis wäre für diese komfortable Reise günstiger.

  • Dumpingpreise gibt es auch in der Schweiz. Wenn man frühzeitig bucht, kann man beispielsweise mit den frühmorgendlichen IC für CHF 5.20 von Zürich nach Basel reisen. Damit kostet diese hochwertige Transportleistung weniger als ein Latte Macchiato in einem Café an der Bahnhofstrasse in Zürich.

Kommentar

Vor allem Bahnkreise sollten davon absehen, dem Luftverkehr ständig Dumpingpreise vorzuwerfen. Diese gelten im Allgemeinen nur für bestimmte Flüge und nur bis zum Erreichen einer geplanten Auslastung. Die oben erwähnten günstigen Tickets für Gruppenreisen sind uneingeschränkt erhältlich.

Zudem wird ausgeblendet, dass die Swiss gemäss dem Artikel der NZZ vom 1. September 2020 ihre Flugzeuge im Schnitt zu 85 Prozent auslasten kann, während dieser Wert bei den SBB in den Zügen des Fernverkehrs bei 33 Prozent und bei den Zügen des Regionalverkehrs bei nur 22 Prozent liegt.

Was ich mit diesen Ausführungen zum Ausdruck bringen möchte:

  1. Es wäre nicht zuletzt aus ökologischen Überlegungen an der Zeit, dass der Grad der Auslastung verstärkt als Zielgrösse des Handelns der SBB Beachtung findet. Das ist sehr wohl ohne grössere Einschränkungen des Angebots möglich. Allein durch einen bedarfsgerechten Rollmaterialeinsatz liesse sich viel erreichen. Als Beispiel sei die Weiterführung der IC8 von Zürich nach Romanshorn erwähnt oder das massive Überangebot zwischen Sitten und Brig.

  2. Vor allem ist eine konstruktive und offensive Strategie angezeigt. Man stärkt die Eisenbahn nicht, indem man Konkurrenten mit zutreffenden Argumenten wie beispielsweise die steuerliche Privilegierung des Luftverkehrs oder mit unredlichen Argumenten wie die eben zitierte Dumpingpreispolitik, zu schwächen versucht.

    Vielmehr muss die Attraktivität der Eisenbahn durch ein Bündel von Massnahmen dezidiert gesteigert werden. Aus dem umfangreichen Katalog der Massnahmen sind dies die Verkürzung der Reisezeit unter anderem durch den Aus- und Neubau von Strecken – Spanien und Frankreich machen es vor -, die Steigerung des Komforts, repräsentative und gepflegte Bahnhöfe und moderne Ticketsysteme.