Fertigstellung Ceneri Basis-Tunnel – vierzig Monate sind zu lang!

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Anfangs August 2017 wurden im Ceneri Basistunnel die Arbeiten für den eisenbahntechnischen Ausbau aufgenommen. Diese Bauphase soll gemäss den Angaben von Alptransit, einer Tochtergesellschaft der SBB AG, nach zwei Jahren im August 2019 abgeschlossen werden.

Nach verschiedenen Prüfungen während sieben Monaten ist von Frühjahr bis Ende August 2020 der technische Testbetrieb vorgesehen. Erste Züge sollen den Tunnel ab Herbst 2020 befahren können. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wird der Tunnel vollständig in Betrieb genommen.

Dreieinhalb Jahre oder rund 40 Monate – von August 2017 bis Dezember 2020 – zwischen dem Ende des Rohbaus und der Inbetriebnahme machen stutzig. Nachstehend ein paar kritische Gedanken.

Blick zurück

Gotthard Scheiteltunnel

Am Sonntag, 29. Februar 1880, wurde nach einer Bauzeit von sieben Jahren und fünf Monaten der 15 Kilometer lange Tunnel durchbrochen. Am 1. Juni 1882 erfolgte die erste fahrplanmässige Fahrt von Immensee nach Chiasso. Weniger bekannt ist, dass die ersten kommerziellen Züge zwischen Airolo und Göschenen bereits ab dem 1. Januar 1882 fuhren. Somit beanspruchten die Fertigstellung des Rohbaus und der Einbau der eisenbahntechnischen Einrichtungen beim Gotthardtunnel 22 Monate – beim etwas längeren CBT über 30 Monate.

Bevera Tunnel

Beim Bau des Beveratunnel auf der neuen Eisenbahnlinie zwischen Mendrisio und Varese stiessen die Mineure auf eine etwa 100 Meter Zone aus Lehm. Diese bot ein bergmännisch unüberwindbares Hindernis und erforderte die Fertigstellung des Tunnels im Tagebau. In relativ unwegsamem Gelände mussten etwa 2 Hektaren Wald gerodet und – ab der ursprünglichen Terrainhöhe gerechnet – eine dreissig Meter tiefe und etwa hundert Meter lange Baugrube ausgehoben und ausgesteift werden.

Baustelle am 31. August 2016, Beginn der Rammarbeiten (Quelle: Rinifoto)

Baustelle am 10. Januar 2017, Einbringen der Verspriessung im vorderen Teil der Baugrube

Baustelle nach dem Einbau der Verspriessung im hinteren Teil der Baugrube

Baustelle am 31. Juli 2017 während der Abdichtung des fertigen Tunnel (Quelle: Rinifoto)

Gelände am 13. September 2017

Nach der Fertigstellung des Tunnels erfolgten die eisenbahntechnische Ausrüstung und die Testfahrten.

Flirt während der Testfahrt am 31. Oktober 2017 (Quelle: Rinifoto)

Zwischen der Rodung des Waldes und der Betriebsaufnahme der gesamten Strecke verstrichen kaum 18 Monate.

Lötschberg-Basistunnel und Gotthard-Basistunnel

In den letzten Jahren wurden in der Schweiz mit dem Lötschberg- und dem Gotthard-Basistunnel zwei lange und komplexe Alpendurchstiche in Betrieb genommen. Vor der Betriebsaufnahme erfolgten umfangreiche Tests. Diese Tests müssen neben den tunnelspezifischen Informationen auch umfangreiche und für ähnliche Bauwerke verwertbare Erfahrungen geliefert haben.

Folgerungen für den Ceneri Basistunnel

Vor diesem Hintergrund ist nicht nachvollziehbar, weshalb zwischen der Fertigstellung der bahntechnischen Ausrüstung Ende August 2019 und der fahrplanmässigen Inbetriebnahme am 13. Dezember 2020 15 Monate verstreichen. Ich verstehe nicht, weshalb die diversen Atteste und Nachweise nicht prozessbegleitend während dem Einbau der Bahntechnik beigebracht werden können. Nicht nachvollziehbar ist auch die Dauer des Testbetriebs.

Der CBT ist bekanntlich der dritte längere Bahntunnel, der in der Schweiz den letzten zehn Jahren eröffnet werden kann. Und er ist vom Konzept her vermutlich der einfachste, mit Bestimmtheit aber im Vergleich mit dem Gotthard Basis-Tunnel.
Die ausgedehnte Prüf- und Testphase ist in zweifacher Hinsicht problematisch. Der Aufwand für die Alptransit Gotthard AG und die zahlreichen Experten ist sehr hoch und dürfte sich im tiefen zweistelligen Millionenbereich bewegen.

Dazu kommen die Opportunitätskosten der späten Inbetriebnahme. Immerhin handelt es sich beim Ceneri Basistunnel um eine Investition in der Grössenordnung von zwei Milliarden Schweizer Franken. Da müsste doch alles daran gesetzt werden, dieses Bauwerk möglichst rasch zu nutzen. Auf der Basis eines geschätzten volkswirtschaftlichen Kostensatzes von 2 ½ Prozent entsteht ein Ertragsausfall (Opportunitätskosten) von CHF 50 Mio. Nicht eingerechnet sind die zusätzlichen Erlöse der SBB AG durch die späte Inbetriebnahme. Der Ceneri Basis-Tunnel wird gegenüber dem Ist-Zustand wohl zu Mehrerträgen führen.

Dringender Anlass also für eine vertiefte und unabhängige Prüfung – sei es durch das BAV, den Verwaltungsrat der SBB AG oder die Finanzkommissionen der eidgenössischen Räte. Vielleicht finden sich auch kritische Medienleute, die sich der Sache annehmen.

Eine qualifizierte Expertise könnte möglicherweise auch bei SALCEF Building Construction and Railway S.p.A. eingekauft werden. SALCEF hat trotz widrigen Umständen die Eisenbahnlinie zwischen Stabio und Varese termin- und qualitätsgerecht erstellt und weltweit zahlreiche anspruchsvolle Eisenbahnprojekte realisiert. Mehr darüber im Internet.

Oder verhindert der Nimbus der Projektorganisation eine nüchterne Sicht auf die Sache?

Anmerkungen zu einem prämierten Bahnhof unter Wasser

Vorbemerkungen

Wir haben unseren Unmut über die misslichen Gegebenheiten beim Bahnhof Wallisellen und unsere Kritik an der völlig verfehlten Auszeichnung dieses Bauwerks mit dem Flux-Preis vor einigen Monaten in einem Beitrag auf unserer Website geäussert.

Hier der Link zu diesem Beitrag: http://fokus-oev-schweiz.ch/2016/01/19/flux-preis-fuer-dem-bahnhof-wallisellen-gestoerte-wahrnehmung/

Beobachtungen am Montagabend, 14. Mai 2018, 20.15 Uhr

Am Montagabend wollten wir kurz nach 20.00 Uhr in Wallisellen in die S-Bahn nach Zürich einsteigen. Dabei trafen wir in diesem vor wenigen Jahren eröffneten und prämierten Bahnhof unhaltbare Zustände an. Die mit bereits stark angerosteten Gittern abgedeckten Abflussrinnen waren verstopft. Vor den Auf- und Abgängen lagen mehrere Zentimeter tiefe Wasserlachen. Es war völlig unmöglich, den Perron oder die Treppe zum Aufnahmegebäude trockenen Fusses zu erreichen. Vor der Fuge zur Rampe zum Perron lag ein Haufen Dreck, der offensichtlich aus der mangelhaft ausgeführten Fuge ausgetreten war. Dazu ein paar Bilder:

Blick aus der Unterführung auf die Treppe zum Perron

Blick von oben auf die Treppe zum Perron

Blick aus der Unterführung auf die Rampe zum Perron

Dreck oder Erdreich bei der Rampe zum Perron

Blick aus der Unterführung auf die Treppe zum Aufnahmegebäude

Fünf Bilder von Unterführungen im Ausland

Zum Vergleich zu diesen für sich selbst sprechenden Bildern möchten wir einige Fotos von Unterführungen von Bahnhöfen im benachbarten Ausland anfügen.

Seregno

Milano Porta Garibaldi

Attnang-Puchheim

Graz Ostbahnhof

Graz Puntigam

Anschlussbemerkungen

Wir haben in unserem Beitrag schon früher über die unhaltbaren Zustände auf stark frequentierten Stadtbahnhöfen in Zürich und Winterthur berichtet. Dabei denken wir etwa an Winterthur Töss, Winterthur Wülflingen sowie an Zürich-Wipkingen und Zürich-Enge. Bahnhöfe, die auf das Niveau eines Entwicklungslandes abgesackt sind. Handlungs- und Investitionsbedarf an vielen Orten, und nichts geschieht. Oder doch?

Gemäss dem vom Zürcher Stimmvolk am 6. März 1988 beschlossenen Gesetz über den öffentlichen Personenverkehr muss der Verkehrsfonds jährlich mit mindestens CHF 70 Mio. alimentiert werden. Hingegen wird das Parlament ermächtigt, von weiteren Einlagen abzusehen, sofern der Fonds seinen Zweck erreicht hat.

Entsprechend dieser Bestimmung hat der Kantonsrat die Einlagen in den Verkehrsfonds in den letzten Jahren substantiell gekürzt. 2016 wurden dem Fonds noch CHF 17 Mio. zugewiesen, und von 2017 bis 2019 sollen die Zuweisungen aus Spargründen jährlich auf CHF 20 Mio. gesenkt werden. Ab 2020 soll die jährliche Einlage gemäss dem Willen des Parlaments auf CHF 55 Mio. festgesetzt werden. Zudem wird davon gesprochen, dem Verkehrsfonds zwischen 2020 bis 2037 total CHF 60 Mio. zukommen zu lassen.

Parallel dazu sollen die kantonalen Steuern im Kanton Zürich gemäss dem Willen des Regierungsrates gesenkt werden. Sparen unter anderem auf Kosten der dringenden Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs! Und das vor dem Hintergrund der hier geschilderten Probleme und weiterer überfälliger Ausbauten.

Die SBB und die weiteren im Kanton Zürich tätigen Eisenbahnverkehrsunternehmen sind von diesen Kürzungen vordergründig und auf kurze Sicht kaum betroffen. Sie werden für ihre Leistungen vom Zürcher Verkehrsverbund entschädigt. Da ist es egal, ob ein Umsteigebahnhof wie Hettlingen über einen geschützten Warteraum oder eine Toilettenanlage verfügt. Das seit einiger Zeit als Kunden bezeichnete Frachtgut kommt mangels Alternativen sowieso.

Die Kundenorganisationen hingegen sind aufgefordert, sich gegen diese Missstände und die zunehmende Verslumung des Verkehrsträgers Eisenbahn im Kanton Zürich zu wehren. Der Dank der Passagiere und der am langfristigen Prosperieren der Eisenbahn Interessierten ist ihnen gewiss.

 

Im Westen viel Neues – öffentlicher Verkehr am Seil und auf dem Wasser

Vorbemerkungen

„Im Westen viel Neues“ – dies das Fazit der Veranstaltung „Ö.V. am Seil und im Wasser“ vom 26. April 2018, die von Kurt Metz in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Verkehrswirtschaftlichen Gesellschaft, den Bahnjournalisten Schweiz und den Schweizer Aviatikjournalisten organisiert wurde.

Gerne fassen wir in diesem Beitrag den Inhalt dieser hoch interessanten und aktuellen Veranstaltung zusammen und fügen abschliessend ein paar Bemerkungen bei. Die hier verwendeten Bilder wurden den Präsentationen der Referenten entnommen. Besten Dank.

Modul I – Seilbahninnovationen

Nach einer kurzen Begrüssung durch Prof. Rico Maggi von der Universität Lugano stellte Kurt Metz den Inhalt und den Ablauf der Veranstaltung vor. Er bedankt sich bei den Sponsoren und bei allen, die ihn bei der Vorbereitung der heutigen Tagung unterstützt haben.

Grussadresse Martin Bütikofer, Direktor VHS

Martin Bütikofer, Direktor des Verkehrshauses Schweiz, stellt als Gastgeber sein 1959 gegründetes Haus kurz vor. Er betonte, dass auch der Verkehr eine Zukunftsvision benötige. Weniger klar sei jedoch, wer den dazu erforderlichen Spirit schaffen könne. Hier könne das Verkehrshaus einen wesentlichen Beitrag leisten. Martin Bütikofer fuhr fort mit der Vorstellung von Projekten im und um das Verkehrshaus. So ist eine neue Ausstellungshalle geplant, und in der prächtigen Umgebung soll eine neue Jugendherberge für 60’000 Übernachtungen pro Jahr gebaut werden. Mit der Erläuterung der Mission des Verkehrshauses „Kompetenzzentrum für Mobilität“, den Kennzahlen und ein paar Reminiszenzen aus der täglichen Arbeit des VHS schliesst Martin Bütikofer sein engagiertes Referat.

Einführung ins Thema durch Kurt Metz

Kurt Metz führt aus, dass der Platz in vielen Städten für den Bau von neuen Verkehrsinfrastrukturen an die Grenzen gestossen ist. Deshalb müssen neue Wege gefunden werden. Hier biete das Ausweichen in die Luft neue Möglichkeiten. Zwar leisten Stand- und Luftseilbahnen seit Langem wertvolle Dienste bei der Erschliessung von zumeist höher gelegenen Ortschaften. Neu ist aber, dass Seilbahnen in grösserem Stil auch im öffentlichen Verkehr in der Ebene und in Städten eingesetzt werden.

Claudio Büchel, Professor an der Hochschule für Technik in Rapperswil

Claudio Büchel vergleicht einleitend die Eigenschaften von Tram und Seilbahnen als Träger des öffentlichen Verkehrs in Städten. Oft sei eine Seilbahn dem Tram ebenbürtig oder gar überlegen.

Der öffentliche Verkehr könne seine Stärken vor allem dann entfalten, wenn er die Verkehrsbedürfnisse bündle und gut vernetzt sei. Hier bietet sich den Seilbahnen ein beträchtliches Potential.

Nach der Vorstellung von einigen bestehenden Seilbahnen in der Schweiz skizziert Claudio Büchel ein paar Ideen für Seilbahnen als Träger des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Er schlägt unter anderem vor, die von der Zürcher Kantonalbank zu ihrem 150-jährigen Jubiläum gesponserte Seilbahn über den Zürichsee als dauerhafte Verbindung zu erstellen und sie zu diesem Zweck besser in das städtische öffentliche Verkehrsnetz zu integrieren. Weitere lohnende Einsatzgebiete bestehen in Bern zwischen den Knotenpunkten Wankdorf und Worblaufen und in St. Gallen zwischen dem Bahnhof und den Stadtteilen Rosenberg, Lindenwies und Halden.

Thomas Spiegelberg, Bartholet Seilbahnen Flums

Thomas Spiegelberg stellt einleitend die beeindruckende Erfolgsgeschichte der Firma Bartholet Maschinenbau AG in Flums vor. Seit 1995 ist der Personalbestand des bereits 1956 gegründeten Unternehmens von knapp 20 auf 400 Mitarbeiter gewachsen. Davon arbeiten 300 Mitarbeiter in der Schweiz. Die Produktion erfolgt ausschliesslich am Sitz in Flums. Der durchschlagende Erfolg basiert auf erstklassiger Qualität, enger Kooperation mit den Kunden sowie laufenden Prozessoptimierungen und ständigen Innovationen.

Als eines der neusten Erfolgsprojekte präsentiert Thomas Spiegelberg die über den Fluss Penfeld führende horizontale Seilbahn „Les Capucins“ in Brest. Bemerkenswert ist die Führung der Kabinen an zwei parallel ineinander liegenden Seilen, was Platz spart und die Kreuzung der Kabinen übereinander ermöglicht. Die Kosten pro Fahrt sind nur wenig höher als mit der Strassenbahn und bedeutend günstiger als mit dem Bus. Aus Diskretionsgründen werden die Scheiben der Kabinen beim Passieren von Wohnhäuser vorübergehend eingetrübt. Kein Wunder, dass die ambitiösen Erwartungen bereits nach der Inbetriebnahme übertroffen wurden.

Thomas Spiegelberg vergleicht in seinem Referat ergänzend kurz die Wesensmerkmale von Seilbahnen im touristischen Einsatz mit Seilbahnen als Träger des öffentlichen Verkehrs.

Markus Sigrist, Leitner Schweiz AG

Nach einer kurzen Vorstellung der Firma Leitner/Poma in Sterzing Italien als einem der führenden Hersteller von Seilförderanlagen zieht Markus Sigrist Bilanz über den Einsatz von Seilbahnen als Träger des öffentlichen Verkehrs weltweit. Während sich die neue Technologie in Asien und Amerika auf dem Vormarsch befindet, bestehen in Europa oft erhebliche Widerstände.

Leitner hat sich als Erbauer von touristisch genutzten Seilbahnen in kurzer Zeit auch als Anbieter von Seilförderanlagen für den öffentlichen Verkehr einen Namen geschaffen.

Seilbahnen sind dank einer Kapazität bis zu 8‘000 Passagieren pro Stunde und Geschwindigkeiten bis zu 12 Metern pro Sekunde sowie vergleichsweise tiefen Investitionen und Betriebskosten oft eine gute Alternative zu anderen Formen des öffentlichen Verkehrs. Seilbahnen sind zudem energieeffizient und lassen sich rasch realisieren.

Als Beispiele von Seilbahnen von Leitner stellt Markus Sigrist die Hungerburgbahn in Innsbruck – auch architektonisch ein Meisterwerk – und die Flughafenanbindung in Pisa vor.

Reinhard Fitz, Doppelmayr/Garaventa in Wolfurt Österreich

Reinhard Fitz stellt einleitend sein Unternehmen kurz vor. Die Firma Doppelmayr/Garaventa gehört heute zu den weltweit führenden Herstellern von Seilbahnen im öffentlichen Verkehr.

Das Unternehmen hat Seilbahnen in Nord- und Südamerika und in Europa gebaut. So unter anderem in Caracas (Venezuela), Portland (Oregon), La Paz (Bolivien), London und Koblenz. Auf Wunsch der Kunden werden die Seilbahnen auch über die Einführungsphase hinaus von Doppelmayr/Garaventa betrieben.

Besonders eindrücklich sind die Seilbahnen in La Paz, wo beträchtliche Höhenunterschiede zu bewältigen sind. Auf gegenwärtig sechs Linien mit einer gesamten Länge von knapp 20 Kilometern sind rund 900 Kabinen im Einsatz. Weitere Linien sind geplant.

Teil II – Schiffsinnovation

Martin Wünsch, Siemens AG

Martin Wünsch führt aus, dass der elektrische Antrieb sowohl auf dem Wasser als auch in der Luft eine effiziente, wirtschaftliche und ökologisch sinnvolle Lösung sei. Bereits 1886 verkehrte das erste, von Siemens & Halske entwickelte, elektrisch betriebene Schiff.

Das Einsatzgebiet von elektrisch betriebenen Schiffen ist gross. So könnten in Norwegen sieben von zehn grossen Fähren elektrisch fahren. Ein Hindernis stelle oft die Zuführung der elektrischen Energie über weite Distanzen dar.

In seinem Referat geht Martin Wünsch kurz auf einige Erfolgsprojekte von elektrisch betriebenen Schiffen ein.

Martin Einsiedler, Shiptec AG, Luzern

Martin Einsiedler stellt eine kurze Präsentation der Firma Shiptec AG an den Anfang seiner Ausführungen. Die Vorgängerfirma wurde bereits 1931 als Tochterunternehmen der Schifffahrts-Gesellschaft Vierwaldstättersee SGV gegründet. Shiptec AG betreibt primär für die SGV Engineering, Entwicklung und Schiffbau.

In seinem Referat führt Martin Einsiedler aus, dass der hybride Antrieb im Vergleich mit dem konventionellen Antrieb umweltschonender, effizienter, kostengünstiger und betriebssicherer ist. Allerdings müsste das System sorgfältig dimensioniert werden. Martin Einsiedler erläutert verschiedene Aspekte des Planungsprozesses.

Nach der Verschiebung zur Werft besteht die Möglichkeit, das sich in der Fertigstellung befindende und vor Ort gebaute MS Bürgenstock zu besichtigen. Das mit zwei Rümpfen als Katamaran gebaute Schiff kann den Pendelverkehr zwischen Luzern und Kehrsiten/Bürgenstock in 22 Minuten bewältigen. Das moderne und funktional gestaltete Schiff bietet bis zu 300 Personen Platz. In Küstennähe wird es mit aus Batterien gespeisten Elektromotor betrieben, und auf hoher See wird der Strom von einem Generator geliefert.

Die Kosten des MS Bürgenstock beliefen sich auf rund CHF 6 Mio. Die Maximalgeschwindigkeit beim elektrischen Antrieb beträgt 20 km/h und beim konventionellen Antrieb 39 km/h. Im Regeleinsatz liegen die Geschwindigkeiten bei 70 Prozent der Maxima.

Auch das bereits in Betrieb stehende MS Diamant wird nach dem gleichen Konzept betrieben. Hier haben sich erwarteten Einsparungen beim Betrieb und beim Unterhalt bestätigt. Martin Einsiedler schliesst mit einem Ausblick auf laufende Projekte von Shiptec. Unter anderem befindet sich ein Passagierschiff auf dem Rhein in der Planungsphase.

Modul III – Seilbahninnovation

Nach der dank interessanten Diskussion kurzweiligen Fahrt zur neuen Stoosbahn begrüsst Ivan Steiner, Leiter Marketing der Stossbahn AG, die Anwesenden vor der Talstation. Die neue Stossbahn liegt etwa 300 Meter neben der alten Standseilbahn auf den Stoos. Die Gemeinde Stoos hat heute 150 Einwohner und verfügt für Gäste mehr als 2‘200 Betten. Mit der neuen Standseilbahn – sie wurde mit absolutem Horizontalausgleich gebaut – soll die Attraktivität von Stoos erhalten und gefördert werden. Neu führt die Standseilbahn direkt ins Dorfzentrum und unmittelbar neben die Seilbahn ins Skigebiet.

Ivan Steiner erläutert kurz die technischen Daten und die Entstehungsgeschichte der Stoosbahn.

Die Stoosbahn dient aber auch dem Güterverkehr. Auf den vor der Kabine angeordneten Tragwagen können bis zu sechs Tonnen Fracht befördert werden. 2017 wurden über 10‘000 Tonnen auf den Stoos transportiert. Die Stationsgebäude beeindrucken durch ihre grosszügige und attraktive Gestaltung. Die Fahrgäste können ebenerdig einsteigen, entsprechend wird auch die Fracht umgeschlagen.

Die laufenden Revisionsarbeiten werden kurz unterbrochen, damit die Teilnehmenden auf der atemberaubenden Strecke eine Berg- und Talfahrt unternehmen können.

Eindrücklich, wie sich die zylinderartigen Fahrgastzellen je nach der Neigung gegeneinander verschieben.

Bei der Talfahrt empfindet der Schreibende die Reise auf der 110 Prozent geneigten Strecke fast als Fall.

Kurt Metz verabschiedet die sichtlich beeindruckten Teilnehmenden vor der Talstation der Stoosbahn und bedankt sich für das Interesse.

Kommentar

Vorab danken wir den Referenten und den Sponsoren für ihre Beiträge. Ein besonderer Dank geht an Kurt Metz für die Vorbereitung und die Moderation dieser gehaltvollen und spannenden Veranstaltung.

Die revolutionäre Seilbahn in Brest macht nachdenklich. Nicht nur hier, sondern auch in anderen französischen Städten wird der öffentliche Verkehr nachhaltig gefördert. Man denke an Bordeaux, Lyon, Nancy oder Rennes. Dabei werden auch neue Wege in infrastruktureller und betrieblicher Hinsicht beschritten. Grund also, die Entwicklung intensiver zu verfolgen.

Und anschliessend an die Ausführungen von Prof. Claudio Büchel – wer nimmt die Empfehlungen, in der Stadt Zürich zwischen der Enge und dem Seefeld eine überfällige und dauerhafte Tangentialverbindung für den öffentlichen Verkehr mit einer Seilbahn zu erstellen? Mit der Streichung des ominösen „Schiffsfünfliber“ als Killer für den öffentlichen Verkehr auf dem Zürichsee hat der Regierungsrat einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan.

Und abschliessend sei auf den erfreulichen Sachverhalt hingewiesen, dass mit der Firma Bartholet AG ein Schweizer Unternehmen weltweit tätig ist. Bemerkenswert ist aber, dass sich europäische Firmen wie Leitner und Doppelmayr/Garaventa auf dem Weltmarkt eine Spitzenstellung geschaffen haben. Haben wir Schweizer da etwas verpasst?

Wie soeben erfahren zu war, hat die Firma Bartholet AG eine Mehrheitsbeteiligung von sich an eine chinesische Firma verkauft. Hier der Link zu einer Mitteilung in der Presse: https://www.sarganserlaender.ch/rubriken/region/bartholet-seilbahnen-wird-gemäss-medienbericht-chinesisch/