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Ein Zwischenhalt in Hendaye bot Gelegenheit, die beiden Bahnhöfe von Hendaye näher zu besichtigen. Die Anreise nach Hendaye erfolgte von San Sebastian mit der baskischen Regionalbahn Euskotren – ein Bericht darüber folgt demnächst – und die Weiterreise nach Paris mit der SNCF.
Beide Bahnhöfe und die dort anwesenden Mitarbeitenden der Bahnunternehmen präsentierten sich ausgesprochen positiv. Besonders hervorheben möchten wir eine Mitarbeiterin der SNCF, der wir diesen Bericht gerne widmen.
Hintergrundinformationen
Hendaye ist eine Kleinstadt mit knapp 17’000 Einwohnern im Südwesten von Frankreich und liegt an der Atlantikküste. Hendaye hat zwei Bahnhöfe – den Bahnhof der SNCF und denjenigen von Euskotren. Die beiden Bahnhöfe liegen unmittelbar nebeneinander.
An Werktagen verkehren ab dem Bahnhof der SNCF 13 Regionalzüge nach Dax oder Bordeaux und 5 TGV nach Paris. 2017 stiegen hier 360’000 Fahrgäste ein oder aus. Etwa die Hälfte davon erreichte Hendaye mit Euskotren oder fuhr mit Zügen von Euskotren weiter.
Der Verkehr ab dem Bahnhof von Euskotren – er liegt unmittelbar neben dem Bahnhof der SNCF auf französischem Boden – ist wesentlich intensiver. An Werktagen besteht zwischen 05.33 Uhr und 22.33 Uhr nach San Sebastian Halbstundentakt, total 35 Züge in jeder Richtung. In der Nacht von Samstag auf Sonntag fahren die Züge während der ganzen Nacht alle zwei Stunden. Der Bahnhof von Euskotren wurde 2017 von 700’000 Fahrgästen frequentiert.
Gelegentlich sind Güterzüge zwischen Hendaye und dem benachbarten Irun unterwegs. Infolge der unterschiedlichen Spurweiten in Frankreich und in Spanien müssen in Irun die Radsätze der Güterwagen ausgetauscht oder in Ausnahmefällen die Ladungen umgeladen werden.
Rundgang durch den SNCF Bahnhof von Hendaye
Hier die Bilder vom Rundgang durch den Bahnhof der SNCF – ergänzt mit Bildern von einem früheren Aufenthalt.
Die gute Fee vom Bahnhof der SNCF
Kurz vor 09.00 Uhr erschien eine Mitarbeiterin der SNCF und nahm im Raum hinter dem Informationsschalter Platz. Wenige Minuten später ging ein Mitarbeiter der SNCF mutmasslich von der Infrastruktur durch die Halle. Die Mitarbeiterin verliess ihr Büro und gesellte sich zum Mitarbeiter. Sie führte ihn zu einigen Stellen und monierte die dortigen Mängel. Anschliessend unternahm sie einen Rundgang durch die Halle und den Warteraum und räumte vereinzelt vorhandene Abfälle weg. Ich war sehr beeindruckt und fragte die Dame, ob ich von ihr ein Bild anfertigen dürfe, was sie bejahte.
Ein paar Bilder vom Bahnhof von Euskotren
Abschliessend ein paar Bilder vom Bahnhof von Euskotren. Auch diser Bahnhof ist während den Betriebszeiten von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter besetzt. Zugang zum und Verlassen des Bahnsteigs ist nur mit einem gültigen Fahrausweis möglich. Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter überwachen die Anlagen und den Innenraum, erteilen Auskünfte oder verkaufen Fahrausweise an die mit den Automaten nicht vertrauten Fahrgäste.
Abschliessende Bemerkungen
Die Eindrücke waren wie einleitend beschrieben ausgezeichnet. Das gilt für den Innenausbau, die Ausstattung und die während den Betriebszeiten präsenten Mitarbeitenden. In einer solchen Umgebung fühlt man sich gut aufgehoben, und das Risiko von Vandalenakten dürfte gering sein.
Offensichtlich haben sich die Gegebenheiten auch bei den SNCF seit den viele Jahre zurückliegenden Besuchen in der Region enorm verbessert. Das zeigten auch die Blicke aus dem Zugfenster bei den Zwischenhalten auf die Bahnhöfe wie Bayonne oder Bordeaux sowie die dort wartenden Regionalzüge.
Danke für diesen Beitrag, Ernst.
Wenn all unsere Bahnhöfe so wunderschön herausgepuzt und gepflegt wie jene in Hendaye daherkämen, würde das Reisen per Bahn noch weit mehr Freude bereiten. Auch dürfte die Anwesenheit von Bahnpersonal „vor Ort“ aus praktischen und psychologischen Gründen die Empfangs- und Aufenhaltsqualität für die Bahnreisenden erheblich steigern. Automaten haben nun mal keine Seele – und das Handy-App, obwohl sicher bequem – auch nicht! Die aufgestellte Bahnhofdame von Hendaye ist zum Symbol der Bahn geworden, wie früher bei uns der hilfsbereite Bahnhofsvorstand mit Mütze und Abfahrtskelle samt Geranienkistchen vor den Fenstern. Mit Nostalgie hat dies nichts zu tun!
Hoffen wir, dass das Beispiel Hendaye auch bei uns Schule macht und sich unsere Bahnhöfe wieder vermehrt durch Sauberkeit, Sicherheit, Freundlichkeit und Menschlichkeit auszeichnen und so mehr Menschen als bisher vom Auto auf den Zug zu locken vermögen. Daran muss weiter gearbeitet werden!
Die abgebildete Streckenkarte der Grossregion Nouvelle Aquitaine zeigt leider auch, wie stark in den vergangenen 70 Jahren das regionale Bahnnetz zu Gunsten der Strasse ausgedünnt wurde. In Anbetracht des heute enormen Strassenverkehrs in dieser Südwestecke Frankreichs wäre eine „echte Verkehrswende“ (eine auf dem Terrain und nicht in Form leerer Versprechungen) bitter nötig. Die „Entwöhnung von der Bequemlichkeit des Autos“ scheint ein sehr komplexer und lagnwieriger Prozess zu werden. Ob uns dazu ausreichend Zeit bleibt?
Lieber André
Vielen Dank für Deinen Kommentar und für Dein Interesse an unserer Website.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude an unseren Beiträgen.
Freundliche Grüsse
Ernst Rota
Guten Tag Ernst und André
Bitte nicht übertreiben in Bezug auf Hendaye. Chapeau für die nette und wohl auch kompetente Dame im Bahnhof. Ich gehe mit euch einig, dass mehr Personal auch heimischen Bahnhöfen gut täte.
In Hendaye hat jede Kundendienstperson viel, viel, viel Zeit, sich um die verirrten und verwirrten Reisenden zu kümmern. ca 4 TGV’s von nach Paris – und das Bild zeigt’s – Ankunft Gleis 2, also Hürdenlauf zur Bahnhofhalle. Und rund ein Dutzend TER – alle nach Bayonne, manchmal weiter nach Bordeaux oder Dax.
KEINE Bahnverbindung nach / von Spanien. Immer umsteigen über den verregneten Bahnhofplatz zur engen S-Bahn-Haltestelle mit Bahnsteigschranken, die zu eng für Koffern, Velos, Kinderwagen sind.
Und die Euskotren ist eine tolle S-Bahn, el topo, der Maulwurf, aber für Langstreckenreisende mit Koffern eine Zumutung. Enger Perron in Hendaye – nicht einmal ausreichend für Pendler/Einkaufstouristen in beiden Richtungen, da immer Kurzwenden – und Fahrzeuge von 2.5m Breite mit 4 Sitzplätzen nebeneinander und kaum Stauraum bei den Türen.
Dazu kommt dass Euskotren ausser in Bilbao, nach mehr als 3.5 Std Fahrt inkl. Umsteigen, nirgends wo sonst mit Renfe verbunden ist. Also immer lange Fussmärsche, z.B. in Irún o San Sebastián. Zwar gibt’s wunderschöne Pläne für eine Estación multimodal in Irún, aber wann wird sie gebaut?
Nicht zu vergessen auch:
Hendaye und Irún sind seit 1864 mit einer „doppelspurigen“ Bahnbrücke verbunden. Ein Gleis Iberspur, ein Gleis Normalspur – seit 80 Jahren zwar elektrifiziert aber nur mit =1.5kV. Über diese Gleise läuft auch der ganze Güterverkehr aus Spanien, vornehmlich Neuwagen – Umspurung Transfesa in Hendaye.
Die LAV ins Baskenland wird bis rund 20 km vor San Sebastián reichen, bis zur Grenze wird mit Dritter Schiene funktioniert, welche zur Zeit verlegt wird. Nicht klar ob nur auf einer Spur oder beiden. Eine Verbindung LAV – LGV „Madrid-Burdeos/Bordeaux“ werden wir wohl nie mehr erleben. Vorläufig zeigen weder Renfe noch SNCF Interesse an durchgehenden AVE-HGV-Zügen. Der Talgo-Avril könnte es richten, es gibt ja 10 Züge, die für das Netz der SNCF =+~ homologiert werden sollen.
.. All meine Schreibe soll aber die Verdienste der Bahnhof-Fee von Hendaye keinesfalls mindern. Bon voyage, encantado y buen viaje.
Lieber Kaspar
Vielen Dank für Deinen Kommentar und für Dein Interesse an unserer Website. Dankeschön auch für Deine interessanten Ergänzungen.
Nicht teilen kann ich Deine Kritik am Bahnhof von Euskotren und den Triebwagenzügen von CAF. Es hat ausreichend meiner eigenen Erfahrungen ausreichend Platz für das Gepäck sowie für Kinderwagen und Rollstühle. Ich habe die Züge von Euskotren eingehend mit denjenigen der RBS oder der FLP verglichen. Die Züge von CAF sind denjenigen von Stadler absolut ebenbürtig.
In der Tat sind die Bahnsteigschranken wie überall relativ eng – aber der Bahnhof von Euskotren ist wie alle grösseren Bahnhöfe dieser Gesellschaft besetzt und verfügt über zwei Schranken für Reisende mit Gepäck und Kinderwagen oder für Rollstuhlfahrer. Auch habe ich keine Staus von ein- und aussteigenden Fahrgästen festgestellt – die Wendezeit der Züge beträgt elf Minuten.
In keinem guten Licht präsentiert sich der Fernverkehr von RENFE im Baskenland. So dauerte die Fahrt mit dem Avril-Zug von Bilbao nach Miranda de Ebro für eine Strecke von 105 Kilometern 110 Minuten (planmässig 90 Minuten und 20 Minuten Verspätung). Der stolze Zug war auf langen Strecken mit 30 km/h unterwegs. Die Geleise sind besonders im einspurigen Bereich kaum mehr befahrbar – keine Übertreibung.
Hingegen bietet RENFE mit den Cercanias im Grossraum San Sebastian einen valablen Regionalverkehr und im Grossraum Bilbao sogar einen zeitgemässen S-Bahnverkehr an.
Gemäss meinen Beobachtungen sind die Bauarbeiten am Basken-Y an vielen Orten weit fortgeschritten. Eisenbahntechnische Ausrüstungen habe ich aber noch keine gesehen.
Nochmals vielen Dank für Deinen Kommentar und weiterhin viel Freude an unserer Website.
Freundliche Grüsse
Ernst Rota