Perlen an der Drau

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Im Rahmen einer Radtour von Toblach nach Maribor im April 2022 entlang der Drau bot sich Gelegenheit, beim Vorbeifahren einige Eindrücke von Verkehrsinfrastrukturen zu gewinnen.

Durch frühere Bahnreisen war ich mit der Gegend und einigen Bahnhöfen vertraut. Vor vier Jahren war ich zum letzten Mal in Lienz.

Die Veränderungen seit meinem letzten Besuch in der Region sind immens. Vor allem die Bahnhöfe von Lienz und Maribor sind kaum mehr zu erkennen. Neben den Bahnhöfen sah man nur noch neues und gepflegtes Rollmaterial. Das gilt in besonderem Mass für Slovenske Zeleznice SZ, die Staatsbahn von Slowenien.

Bei kurzen Aufenthalten haben wir mit dem Smartphone ein paar flüchtige Bilder aufgenommen, mit denen wir das Gesehene und unsere Eindrücke dokumentieren möchten.

Innsbruck

Bei unserer Anreise nach Toblach mussten wir Innsbruck auf den Anschlusszug auf den Brenner warten. Für den Wechsel auf einen anderen Bahnsteig benutzten wir mit unseren Fahrrädern den Lift.

In diesem Lift fanden neben zwei Personen mit Fahrrädern und Packtaschen drei Damen mit Rollkoffern und ein Vater mit einem Kinderwagen Platz.

In der Halle des Bahnhofs Innsbruck entdeckten wir neben dem grosszügigen allgemeinen Warteraum einen eigens für Jugendliche bestimmten und entsprechend ausgestatteten Warteraum.

Frontseite des Jugendwarteraums im Hauptbahnhof Innsbruck.
Auslage im Jugendwarteraum im Hauptbahnhof Innsbruck.

Sillian

Sillian ist eine österreichische Marktgemeinde im Hochpustertal. Der Tourismus ist in der von rund 2‘200 Menschen bewohnten Gemeinde ein wichtiger Einkommenszweig. In den letzten fünf Jahren wurde der früher einfache Bahnhof grundlegend erneuert und präsentiert sich heute ansprechend. Sillian wird von Zügen von SAD, dem Verkehrsverbund der Region Südtirol, stündlich bedient. Die sechsteiligen Flirt-Triebwagenzüge der Firma Stadler AG verkehren grenzüberschreitend von Lienz nach Franzensfeste/Fortezza.

Ansicht des Bahnhofs von Sillian von Osten.
Unterstand für Fahrräder und daneben überdeckter Abgang in die Unterführung im Bahnhof Sillian.

Lienz

Bei meinem letzten Besuch in Lienz vor vier Jahren erfuhr ich, dass der Bahnhof erneuert werden soll. Der Bahnhof präsentierte sich damals als etwas in die Jahre gekommen, war jedoch gut unterhalten und wies keine Schäden auf. Ich erwartete aufgrund der Ankündigung von ÖBB Infra, dass die Anlagen behindertengerecht ausgebaut und verschiedene Publikumsanlagen modernisiert würden.

Lienz hat knapp 12‘000 Einwohner und ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Bezirks. Die gepflegte Kleinstadt in Osttirol wird neben einer einzigen Fernverbindung nach Wien stündlich von Regionalzügen der ÖBB Richtung Spittal-Millstättersee und derjenigen des SAD nach Franzensfeste bedient. Zudem verkehren Busse in die Region sowie einige direkte Fernbusse der ÖBB nach Innsbruck oder nach Kitzbühel.

Was ich jedoch bei unserem kurzen Aufenthalt zu sehen bekam, machte mich sprachlos. Eine der beiden Unterführungen wurde erheblich erweitert und zu einer komfortablen Radunterführung ausgebaut. Anstelle von Ladengeschäften wurde eine Wand auf einer Länge von weit über hundert Metern mit Glasplatten geschmückt. Prachtvoll! Atemberaubend ist auch der Aufgang aus der Unterführung zum Bahnhof mit einem grosszügig dimensionierten Lift und einer benutzerfreundlichen Treppe.

Zugang zur Unterführung aus dem Stadtzentrum zum Bahnhof Lienz. Die Fertigstellungsarbeiten sind noch im Gang.
Vorderes, aus dem Stadtzentrum führendes Teilstück der Unterführung des Bahnhofs Lienz.
Mitte der Unterführung des Bahnhofs Lienz. Links ist der Zugang zum Lift erkennbar.
Eindruck aus dem mittleren Bereich der Unterführung des Bahnhofs Lienz mit dem Treppenaufgang.
Glaskuppel über dem Aufgang aus der Unterführung und Seitenansicht der Treppe im Bahnhof Lienz.
Treppe und Lift aus der Unterführung im Bahnhof Lienz. Im Hintergrund je ein Triebwagenzug von ÖBB und SAD.
Blick auf den Hausperron im Bahnhof Lienz.
Neben der Unterführung des Bahnhofs Lienz gelegene Strassenbrücke über die Drau.

Bahnhof Maribor

Maribor ist mit knapp 100‘000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt von Slowenien. Ich bin im Bahnhof von Maribor zwischen 2012 und 2018 mehrmals umgestiegen und hatte den Bahnhof in recht guter Erinnerung. Er wirkte damals zwar etwas unbelebt, war jedoch sauber und gut unterhalten. Meines Wissens war er jedoch nicht behindertengerecht ausgestattet.

Unsere Eindrücke beim Warten auf den Zug nach Graz waren überwältigend. Die Unterführung und die Bahnsteige wurden neu gebaut und präsentieren sich bestens. Zu den Bahnsteigen gelangt man mittels Rolltreppen, Lift oder bequem zu begehender Treppe.

Blick im Bahnhof Maribor vom zweiten Mittelperron auf den soeben eingefahrenen Neigezug aus Ljubljana.
Der grössere der beiden Mittelperrons im Bahnhof von Maribor. Links ist der Zugang zum Lift in die Unterführung erkennbar. Auf der rechten Seite liegt der Hausperron.
Treppe vom Mittelperron des Bahnhofs Maribor in die Unterführung. Die benutzerfreundlich angelegte Treppe hat alle zwölf Stufen ein etwa einen Meter breites Podest. Man beachte die verwendeten Materialien.
Rolltreppen aus der Unterführung des Bahnhofs Maribor auf den Mittelperron.
Anzeigetafel auf dem Mittelperron des Bahnhofs Maribor.
Abfalleimer auf dem Mittelperron des Bahnhofs Maribor.

Auch das Rollmaterial präsentiert sich im Vergleich zu früheren Jahren tadellos. Noch vor wenigen Jahren waren die meisten Triebwagenzüge bemalt oder verschmutzt. Auch das Angebot – es ist immer noch viel weniger dicht als in der Schweiz – wurde ausgebaut.

Auf der Fahrt von Maribor nach Graz sahen wir, dass in Richtung Österreich auf einer Länge von schätzungsweise 15 Kilometern neben der heute einspurigen Strecke an einer grosszügig trassierten doppelspurigen Neubaustrecke gebaut wird.

Ganz offensichtlich wird in Slowenien mit einem enormen Aufwand an der Erneuerung der Eisenbahn gearbeitet. So sah ich bereits im Oktober 2021 auf einer Bahnreise, dass die Bahnlinie von Jesenice in Richtung Ljubljana und mehrere Haltestellen daran aufwendig erneuert wurden.

Busterminal Maribor

Bei früheren Bahnreisen mit der Bahn von Maribor nach Bleiburg in Kärnten bemerkte ich ein etwa 250 Meter südwestlich vom Bahnhof Maribor liegendes grosses Busterminal. Bei der Fahrt von der Unterkunft zum Bahnhof statteten wir dem Busterminal einen kurzen Besuch ab. Gemäss den Fahrplänen ist der Betrieb ausserhalb der Hauptverkehrszeiten mässig.

Die Anlagen vermitteln einen luxuriösen Eindruck. Ich habe in den letzten zehn Jahren in Europa einige grosszügige und kundenfreundliche Busterminals angeschaut – aber derjenige von Maribor übertrifft alle mir bekannten Anlagen um Welten.

Beheizte Wartehalle im Busterminal von Maribor. Auf der linken Seite befinden sich Schalter, Ladengeschäfte und Toiletten. Rechts die Schiebetüren zu den Halteplätzen der Busse.
Blick aus einer Schiebetüre des Busterminals von Maribor. Links die Halteplätze der Busse, rechts die Wartehalle.

Und ein abschliessender Stossseufzer: Weshalb nehmen die sozialen und ökologischen Postulaten zugeneigten Behörden der Stadt Zürich und die Öffentlichkeit die unhaltbaren Zustände am Carparkplatz am Sihlquai seit Jahren hin?

4 Gedanken zu „Perlen an der Drau

  1. Wie in letzter Zeit verschiedentlich in den Medien berichtet wurde, baut die Stadt Zürich den Carparkplatz Sihlquai aus, modernisiert ihn und stattet ihn mit einer zeitgemässen Infrastruktur aus.

    • Sehr geehrter Herr Trachsel

      Vorab ein grosses Dankeschön für Ihr Interesse an unserer Website und für Ihren Kommentar.

      In der Tat ist es an der Zeit, dass der Schandfleck am Sihlquai endlich beseitigt wird.

      Ich bin sehr gespannt, was entstehen wird. Ich habe die Busterminals von Dublin, Faro, Maribor und Sevilla besichtigt. Diese weisen folgende Merkmale auf: (1) ein eigenes Gebäude, (2) elektronische Anzeigesysteme für Abfahrten und Ankünfte, (3) Infrastrukturen für Fahrgäste wie Schalter, beheizte Warteräume, Toiletten, Ladengeschäft(e) für Reiseproviant, Bistro sowie (4) Pausenräume für die Chauffeure.

      Ob das am Sihlquai möglich ist? Ich bin sehr gespannt.

      Ich wünsche Ihnen auch weiterhin viel Freude an unserer Website.

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

  2. Sehr geehrter Herr Rota,

    danke für die ausführliche Dokumentation. Die ÖBB haben ihre Bahnhöfe im Drautal wie auch die dortige Strecke wirklich schön ausgebaut; insbesondere der sehr teure und langwierige Umbau des Bahnhofes Lienz ist gelungen.

    Allerdings muß ich Sie berichtigen: zwischen Lienz und Wien gibt es nicht bloß eine (wie Sie geschrieben haben), sondern mehrere Fernverbindungen, was Sie zwanglos der ÖBB-Fahrplanauskunft „Scotty“ entnehmen können: https://fahrplan.oebb.at/bin/query.exe/dn?protocol=https:&seqnr=4&ident=kw.0104316144.1652244609&REQ0HafasScrollDir=1 (beispielsweise hier nur ein paar Tagesverbindungen von Lienz nach Wien).

    Aber betreffend Marburg an der Drau stellt sich die Frage, ob der von Ihnen perfekt dokumentierte riesige Busterminal, größer und offenbar schöner als die Infrastrukturanlagen der schienengebundenen Bahnhofteile (ich war dort seit dem Umbau noch nicht), etwa den Schluß zuläßt (oder besser: zur Befürchtung Anlaß gibt), daß dem Omnibusverkehr bald – oder schon jetzt – mehr Bedeutung beigemessen wird als dem Eisenbahnverkehr.

    Schöne Grüße aus Österreich –
    Ihr
    Franz Josef Inntaler

    • Sehr geehrter Herr Inntaler

      Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Website und für Ihren Kommentar.

      Ich bin weniger skeptisch – der Bahnhof von Maribor fällt heute gegenüber dem Busterminal nicht (mehr) ab. Dazu kommt, dass das Eisenbahnnetz im Balkan sehr dünn ist, und der Bus zur Befriedigung der Verkehrsbedürfnisse eine tragende Rolle spielt.

      Wir sind wie beschrieben mit dem Fahrrad auf der linken Seite der Drau von Lavamünd nach Maribor gefahren. Dabei fuhren wir durch mehrere grössere und gepflegte slowenische Dörfer. Diese liegen leider oft weitab von der auf der rechten Seite des Drau verlaufenen Eisenbahnlinie von Maribor nach Bleiburg. Da ist der Bus das weitaus bessere Verkehrsmittel. Immerhin wurde die Anzahl der direkten Züge von Maribor nach Bleiburg von zwei auf vier erhöht. Ich denke, dass die von Ihnen kritisierte Koralmbahn die Attraktivität der Region und der Eisenbahn substantiell steigern wird.

      Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude an unserer Website.

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

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