Grossartig – die neue Pottendorfer-Linie und ihre Bahnhöfe

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Die als „Pottendorfer-Linie“ bezeichnete Nebenstrecke verbindet Wien-Meidling über Pottendorf mit Wiener Neustadt. Sie wird zurzeit modernisiert und durchgängig auf Doppelspur ausgebaut. Nach der Fertigstellung wird die Pottendorfer-Linie die Magistrale Wien-Wiener Neustadt über Baden entlasten. Weiter wird der Anschluss des grossen Güterterminals Wien Süd Richtung Semmering verbessert.

Zwei der drei Abschnitte der modernisierten Strecke sind bereits in Betrieb. Die Arbeiten am dritten Teilstück werden 2020 aufgenommen, und ab 2023 soll die gesamte Strecke in Betrieb genommen werden.

Im Rahmen der Studienreise im November 2019 haben wir die Pottendorfer-Linie besichtigt. Neben dem hochwertigen Ausbau der Strecke haben uns vor allem die neuen Bahnhöfe beeindruckt.

Überblick

Der Auszug aus dem Eisenbahnatlas EU von Schweers+Wall zeigt die strategische Bedeutung der Pottendorfer-Linie. Neben den einleitend erwähnten Funktionen ist die Pottendorfer-Linie Bestandteil des Baltisch-Adriatischen Güterverkehrskorridors und nimmt auf ihrem südlichen Teil ab Wampersdorf auch die Güterzüge aus dem neuen Wiener Zentralverschiebebahnhof auf.

Eisenbahnlinien zwischen Wien und Wiener-Neustadt, rechts die Pottendorfer-Linie
Eisenbahnlinien zwischen Wien und Wiener-Neustadt, rechts die Pottendorfer-Linie
Schema der Pottendorfer-Linie

Zudem hat die Pottendorfer-Linie das Potential, mit kurzen Spangen in Ebenfurth und Wulkaprodersdorf die Reisezeit zwischen Wien und der Hauptstadt des Burgenlandes, Eisenstadt, substantiell zu verkürzen.

Wiener Neustadt – Wampersdorf

Die rund 17 km lange und für 140 km/h zugelassene Strecke zwischen Wiener Neustadt und Wampersdorf wurde bereits vor einigen Jahren auf Doppelspur ausgebaut. Gegenwärtig werden ein paar Bahnhöfe an diesem Teilstück modernisiert und Lärmschutzwände errichtet. Im Zuge des Doppelspurausbaus wurde der Bahnhof von Ebenfurth an den nördlichen Dorfrand verlegt.

südlicher und seit längerem auf Doppelspur ausgebauter Abschnitt der Pottendorfer-Linie

Wampersdorf – Münchendorf

Im mittleren rund 10 Kilometer langen Abschnitt zwischen Wampersdorf und Münchendorf wird die Bestandesstrecke im Ortszentrum von Ebreichsdorf aufgegeben und durch eine grosszügige und für 160 km/h trassierte doppelspurige Umfahrungsstrecke ersetzt. Die Linienführung war lange umstritten. Unseres Erachtens hätte man die bestehende Einspurstrecke durch Ebreichsdorf durchaus mit einem zweiten Gleis ergänzen können. Die Bauarbeiten für die neu für 160 km/h zugelassene Strecke beginnen anfangs 2020 und umfassen auch einen neuen Bahnhof. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten 2023 kann die gesamte Pottendorfer-Linie in Betrieb genommen werden.

mittlerer Abschnitt der Pottendorfer-Linie (Realisierung zwischen 2020 und 2023)

Münchendorf – Hennersdorf (- Wien Meidling)

Der nördliche Abschnitt zwischen Münchendorf und Hennersdorf ist 13,4 Kilometer lang und wurde im November 2019 eingeweiht. Die Streckengeschwindigkeit beträgt 200 km/h. Die Strecke erschliesst auch das Güterterminal Wien-Süd.

nördlicher und im November 2019 in Betrieb genommener Abschnitt der Pottendorfer-Linie

Im Zuge des Doppelspurausbaus wurde die Strecke begradigt. Grössere Abschnitte wurden teilweise in Hochlage neu trassiert. Die drei in diesem Abschnitt gelegenen Bahnhöfe Münchendorf, Achau und Hennersdorf wurden neu gebaut und mit grosszügigen Park and Ride-Anlagen und mit Abstellplätzen für Fahrräder ausgestattet.

Die folgenden Bilder belegen den hochwertigen Ausbaustandard der neuen Bahnhöfe. Zudem wurden alle Bahnübergänge durch Über- oder Unterführungen ersetzt.

Blick nach Norden von einem der beiden Bahnsteige im Bahnhof Münchendorf
Blick vom Bahnsteig in Münchendorf in südlicher Richtung
Unterführung im Bahnhof Münchendorf
Aussenansicht des Bahnhofs Münchendorf
Eindruck vom Bahnhof Achau
Ostseite des Bahnhof Achau mit Busstation und Strassenunterführung
Zugang aus Westen zu den beiden Unterführungen in Achau
Fussgängerunterführung im Bahnhof Achau
Treppenaufgang zu einem der beiden Bahnsteige im Bahnhof Achau
Treppe zum Bahnsteig vom Bahnhof Achau
mit Natursteinplatten verkleiderter Liftschacht im Bahnhof von Achau
Eindruck vom Bahnsteig im Bahnhof von Hennersdorf
Aussenansicht des Bahnhofs von Hennersdorf
Autoabstellplätze unter dem Bahnhof von Hennersdorf
Fahrradabstellplätze unter dem Bahnhof von Hennersdorf
Aussenansicht des Aufgangs zum Bahnhof von Hennersdorf
Treppe zumBahnsteig im Bahnhof Hennersdorf
Bick von oben auf eine der beiden Treppen im Bahnhof Hennersdorf
Eindruck von einem der beiden Bahnsteige des Bahnhofs Hennersdorf
Blick auf das Terminal Wien Süd (ganz rechts die Geleise der Pottendorfer-Linie

Noch ausstehend ist der Ausbau eines kurzen Einspurabschnitts im Bereich des Bahnhofs Wien Meidling auf Doppelspur.

Kommentar

Nachdem wir im November 2018 die Pottendorfer-Linie erstmals befahren und die Bauarbeiten im nördlichen Abschnitt besichtigt hatten, konnten wir die Eindrücke bei der Studienreise 2019 vertiefen. Die Eindrücke waren überwältigend.

Bahnhöfe sind eine wichtige Visitenkarte der Eisenbahn. Sie üben eine wichtige Brückenfunktion zwischen Fahrgast und Zug aus. In den Bahnhöfen spiegeln sich die Wertschätzung und der Respekt des Transportunternehmens für seine Fahrgäste. Die Aussage gilt auch in Gegenrichtung. Wer durch hochwertige und benutzerfreundliche Bahnhöfe einsteigt, wird sich als Fahrgast im Zug korrekter verhalten, als derjenige, der dies durch lieblose und heruntergekommene Bahnhöfe tut. Auch dürften hochwertige und hell beleuchtete Bahnhöfe das Risiko von Vandalenakten stark reduzieren.

Eindrücklich sind auch die Schallschutzmassnahmen bei der Pottendorfer-Linie, die Abstellplätze für Autos und Fahrräder sowie die Führung der Strassen im Bereich der Bahnhöfe.

Hinweis

Ein Teil der hier verwendeten Fotos wurden Prospekten von ÖBB Infra oder Wikipedia entnommen oder wurden uns freundlicherweise von Jan-Christian Benk zur Verfügung gestellt. Dafür bedanken wir uns bestens. ÖBB Infra wünschen wir eine reibungslose und termingerechte Fertigstellung des Abschnitts von Wampersdorf nach Münchendorf.

 

4 Gedanken zu „Grossartig – die neue Pottendorfer-Linie und ihre Bahnhöfe

  1. Gibt es da überhaupt Fahrgäste?
    Keine Personen zu sehen. Die Veloständer und die Parkplätze sind leer.
    Den Bahnhof von Ebreichsdorf in die Pampas zu versetzten kann es ja nicht sein! Wie kommt man da hin?

    • Lieber Jürg

      Vielen Dank für Deinen Kommentar und für Dein Interesse an unserer Website. Gerne nehme ich kurz Stellung:

      1. Die Strecke wurde wie erwähnt im November 2019 eröffnet. In der Regel besteht Stundentakt. Das erleichtert das Fotografieren. Im November ist es vielen Velofahrern zu kalt, deshalb die leeren Stellplätze. Der Ausbau dient weniger dem Lokalverkehr als dem Güter- und Regionalverkehr Richtung Sopron und Deutschkreutz.
      2. In den ersten Monaten nach der Inbetriebnahme der Ferrovia Mendrisio-Varese wurden die Parkplätze in Arcisate und Induno/Olona kaum benutzt. Das hat sich aber stark geändert, heute findet man bei diesen Stationen oft kaum mehr freie Parkplätze. Das wird auch bei den Stationen der „Pottendorfer-Linie“ der Fall sein – ein neues Angebot braucht eben seine Zeit.
      3. Im Bereich des neuen Bahnhofs von Ebreichsdorf wurde dem Vernehmen nach eine Gewerbezone ausgeschieden.
      4. Auch der aufwändig gebaute Bahnhof von Stabio liegt weitab vom Ortszentrum. Auf zahlreichen Fahrten auf der FMV habe ich untertags meist keine Aus- oder Zusteigende beobachtet. Trotz dem Halbstundentakt wurde das Busangebot zwischen Mendrisio und Gaggiolo Confine beibehalten. Wo bleibt da die ökonomische und ökologische Vernunft?
      5. Kennst Du den Bahnhof von Les Sciernes?

      Nochmals besten Dank und weiterhin viel Freude an unserer Website

      Freundliche Grüsse

  2. Lieber Jürg, ich verstehe deine Bedenken, denn du kennst die Gegend um Ebreichsdorf nicht. Ich wohne ca. 5 Gehminuten vom neuen Bahnhof Ebreichsdorf entfernt, Ebreichsdorf ist in den letzten Jahren stark gewachsen, es besteht aus 4 Ortsteilen, die nahe beieinander liegen, das kann man aber auf dieser Abbildung nicht sehen. Über 800 Fahrgäste fahren täglich von Ebreichsdorf nach Wien zur Arbeit oder Schule und die Züge sind sehr ausgelastet. Seit Dezember wurden die Zugintervalle erweitert und weitere Fahrgäste nutzen seitdem das Angebot der öffis. Es ist ein guter Kompromiss, die neue Linie außerhalb der Wohnbereiche fahren zu lassen und mit der neuen Umfahrungsstrasse werden wir hoffentlich auch vom Straßenverkehr entlastet, der tagtäglich durch unsere Orte rasen. Ich fahre lieber mit dem Zug nach Wien meidling in 15 Minuten, als täglich im Stau auf der 4 spurigen Südautobahn zu stehen.

    • Sehr geehrte Frau Gabler

      Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Website und für Ihren Kommentar.

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

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