Ferrovia Mendrisio-Varese / Stand der Arbeiten

Vorbemerkungen

Infolge ihrer grossen Bedeutung für die Schweiz widmen wir der Ferrovia Mendrisio-Varese eine erhöhte Aufmerksamkeit. Seit der letzten Besichtigung der Baustelle im Frühjahr 2016 und unserem Beitrag vom 12. Juni 2016 somit Anlass genug, sich vor Ort erneut ein Bild vom Stand der Bauarbeiten zu machen. Am 26. Oktober 2016 besichtigte ich zusammen mit Heinz Riniker die Baustellen auf dem italienischen Gebiet. Heinz Riniker unterhält unter www.rinifoto.ch eine attraktive Website mit eindrücklichen Fotoreportagen. Eine Sektion der Website von Heinz Riniker – sie enthält neben Bildern auch Informationen über die Verbindung – ist ausschliesslich für die FMV reserviert. Hier der Link: http://rinifoto.ch/mendrisiotto-express.shtml. Die in diesem Beitrag verwendeten Fotos wurden uns freundlicherweise von Heinz Riniker zur Verfügung gestellt. Besten Dank.

Nachstehend ein kurzer Bericht. Leider konnten wir infolge des gedrängten Programms keine Informationen zu den einzelnen Bauvorhaben und zur Terminsituation beschaffen. Wir beabsichtigen, dies in den kommenden Wochen nachzuholen und hier anzufügen.

Eindrücke

An zahlreichen Stellen wird intensiv an der Fertigstellung der Bahnlinie gearbeitet. Zahlreiche Kunstbauten sind fertig. Zudem laufen die Arbeiten an drei unseres Erachtens kritischen Stellen auf Hochtouren. Auf diese treten wir im Folgenden kurz ein. Vor dem Hintergrund der aufwendigen Kunstbauten zwischen der Grenze bei Gaggiolo bis zur Talbrücke vor Varese erscheint der Ausbau der Strecke von Mendrisio bis zur Grenze als vergleichsweise einfaches Bauvorhaben.

Raum Gaggiolo

Unmittelbar nach der Grenze wurde die stark befahrene Staatsstrasse nach Varese umgelegt. Die unterirdische Haltestelle Gaggiolo ist in Arbeit, und die Vorbereitungen für den tief gelegten Anschluss an die bereits bis zur Grenze herführenden Strecke von Stabio sind im Gang.fmv-gaggiolo-1

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Tunnel Merischio

Der von beiden Enden bereits weit vorgetriebene Ausbruch musste wegen Wassereinbrüchen unterbrochen werden. Der Wald über der Tunnelachse wurde gerodet, und Massnahmen für die Wasserabsenkung und ein im Tagbau zu erstellendes Teilstück des Tunnels sind weit fortgeschritten.

fmv-absenkung

Talbrücke Bevera

Die stählernen Tragelemente für die eindrückliche und gegen 500 lange Talbrücke über die Bevera sind montiert. Auf den bis zu 700 Tonnen schweren Pfeilern werden gegenwärtig die Auflager montiert. Das Versetzen der Tragelemente und das Betonieren der Fahrbahnplatten stehen aus.

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Streckenabschnitt Arcisate – Induno-Olona

An den unterirdischen Bahnhöfen von Arcisate und Induno-Olona wird intensiv gearbeitet. Die entsprechenden Arbeiten sind weit fortgeschritten. Unklar ist, ob der unter dem alten Tunnel liegende neue doppelspurige Tunnel bei Induno-Olona durchstossen ist. Die Bohrmaschine für den Sprengvortrieb befindet sich auf dem Installationsplatz, und es sind keine Armierungselemente mehr sichtbar. Das lässt vermuten, dass der Tunnel im Rohbau fertig ist.

fmv-arcisate

Eindrücklich ist, dass das doppelspurige und tief gelegte Teilstück im Siedlungsgebiet der beiden Ortschaften auf einer Länge von vier Kilometern vollständig überdeckt wird.

fmv-ueberdeckung

Schlussfolgerungen

Offensichtlich ist die Tieflegung von Neubaustrecken in überbauten Gebieten – andere Neubaustrecken in der Agglomeration von Mailand lassen dies vermuten – in der Lombardei zur Norm geworden. Es bleibt zu hoffen, dass unsere Verkehrsplaner dies auch feststellen.

 

2 Gedanken zu „Ferrovia Mendrisio-Varese / Stand der Arbeiten

  1. Es ist sehr eindrücklich zu sehen, welch enormer finanzieller und materieller Aufwand heute nötig ist um eine neue Verkehrsinfrastruktur, sei dies nun Bahn oder Strasse, in einem relativ dicht besiedelten Gebiet anzulegen. Wie einfach hatten es unser Ahnen vor 150 Jahren! Schön auch zu lesen, dass nun wieder intensiv gearbeitet wird und zwischen Stabio und Varese tatsächlich mal Züge rollen. Bleibt die Hoffnung, dass die Bevölkerung dieses Angebot dann tatsächlich auch zu nutzen weiss und auf den relativen Komfort der eigenen
    Karosse zu verzichten bereit ist. In Anbetracht der gewaltigen Autolawine, die trotz Dauerstau tagtäglich z.B. beim Grenzübergang Ponte-Tresa ins Luganese hereinbricht, müssen wir fast an ein Wunder glauben.
    Was wird eigentlich aus der alten FS-Strecke nach Porto Cerisio? Der Bahnbetrieb ist baubedingt seit Jahren eingestellt und die Strecke droht nun offenbar definitiv zu verschwinden. Die Logik: baue eine neue Bahnlinie und du kannst eine andere stilllegen… Hätte man um 1950 die elektrischen Lokalbahnen zwischen Varese, Luino und Ponte-Tresa nicht blind dem Auto geopfert, hätten wir heute, deren Modernisierung analog Lugano – Ponte Tresa vorausgesetzt, ein hervorragendes Schienennetz als willkommenen und effizienten Mittelverteiler in einer zunehmend vom chaotischen Agglomerationsbrei überwucherten Zone. Leider ging damals und geht auch heute noch der Leitspruch „gouverner c’est prévoir“ im alltäglichen politischen Hickhack zuweilen völlig unter.

    • Sehr geehrter Herr Guillaume
      Vielen Dank für Ihren interessanten Kommentar und für Ihr Interesse an unserer Website.
      Meines Wissens wird das Teilstück von Arcisate nach Porto Ceresio nach der Eröffnung der FMV wieder in Betrieb genommen.
      Freundliche Grüsse
      Ernst Rota

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