Ein Flaschenhals wird Geschichte – Fideris-Küblis wird ausgebaut!

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Der Abschnitt zwischen Fideris und Küblis ist wohl die gravierendste Schwachstelle der Strecke der RhB zwischen Landquart und Klosters.

Erfreulicherweise soll diese Schwachstelle in den kommenden Jahren eliminiert werden. Das grosszügige Ausbauprojekt besteht aus einem etwa 1.4 Kilometer langen Tunnel und einer Reihe von Kunstbauten im Abschnitt zwischen Äuli und Dalvazza.

Auszug aus der Landeskarte der Schweiz mit den beiden Endpunkten des Ausbaus.

Ein spannendes und seit vielen Jahren erwartetes Projekt, das wir in diesem Bericht gerne vorstellen.

Ausgangslage

 Die Streckengeschwindigkeit im engen und kurvenreichen Tal der Landquart beträgt abschnittsweise nur noch 40 km/h bzw. 45 km/h. Während Hitzetagen im Sommer muss die Geschwindigkeit wegen Gleisverwerfungen manchmal sogar auf 30 km/h reduziert werden. Und das für die bis zu 120 km/h schnellen Capricorn-Triebwagenzüge der Rhätischen Bahn.

Blick aus dem fahrenden Zug bei Dalvazza. (Foto vom Verfasser).

Im Zuge des Ausbaus der Strecke der RhB wird zwischen Fideris und Küblis auch die Lücke der Nationalstrasse A28 geschlossen. Im Gegensatz zur Bahn wird die neue zweispurige Strasse oberirdisch durch das wilde Tal geführt. Die heutige Strasse wird als Lokalstrasse ebenfalls neu erstellt und dient als Ersatz für den Radweg.

Bild aus dem fahrenden Zug kurz vor Äuli. Links erkennt man den Radweg. (Foto vom Verfasser).

Die oben erwähnten Kunstbauten umfassen auch die Brücken für diese Strassen. Die bald hundertjährige baugeschichtlich wichtige Brücke unterhalb der Strahlegg wird ins Projekt integriert.

Historische Brücke bei Dalvazza. Da wartet viel Arbeit auf die Sanierer. (Foto vom Verfasser).
Brüstung der historischen Brücke – Rettung in letzter Sekunde? (Foto vom Verfasser).

Abschnitt Fideris-Äuli

Zwischen Fideris und Äuli wird die Bahn in einen rund 1.4 Kilometer langen gestreckten Tunnel verlegt. Zu diesem Zweck muss der bestehende Bahnhof von Fideris in südlicher Richtung um einige Meter verschoben werden. Da die Züge auf der Doppelspurinsel bei Pragg-Jenaz und im Bahnhof Küblis gut kreuzen können, bestand kein Bedarf nach einem Ausbau auf Doppelspur.

Wie erwähnt wird die Nationalstrasse A28 in diesem Abschnitt oberirdisch geführt. Wegen der Gefahr durch Hochwasser wird die Strasse etwas höher gelegt. Denkbar – aber bedeutend teurer zu bauen und zu unterhalten – wäre auch für die neue Nationalstrasse wie bei der Bahn eine Tunnellösung gewesen.

Mutmasslicher Verlauf des Tunnels. (Bild RhB).
Das Westportal des Tunnels liegt hinter dem zu verlegenden Bahnhof von Fideris. (Foto vom Verfasser).
In dieser Felswand und etwa acht Meter über dem Terrain kommt das Ostportal des Tunnels zu liegen. (Foto vom Verfasser).
Übergang vom Tunnel auf die erste Brücke. Die von „cavegnmedia“ erstellte Visualisierung wurde uns freundlicherweise von der RhB zur Verfügung gestellt.

Abschnitt Äuli-Dalvazza (-Küblis)

In diesem Abschnitt sind sowohl für die Bahn als auch für die Strassen mehrere Kunstbauten erforderlich. Dazu wurde im ersten Halbjahr 2023 ein «Einstufiger anonymer Projektwettbewerb» durchgeführt. Die Jurierung durch das Preisgericht unter der Leitung von Christian Florin, Leiter des Bereichs Infrastruktur der RhB, erfolgte am 24. August 2023. Zu beurteilen waren «nur» vier Projekte. Die Jury entschied sich nach einer intensiven Diskussion einstimmig für das Projekt «Strahlegg», das von einem Team bestehend aus (a) der Ingenieurgemeinschaft Casutt Wyrsch Zwicky AG, Chur, (b) Chitvanni+Wille GmbH, Chur, (c) Gredig Walser Architekten AG, Chur, und (d) Grand Paysage GmbH, Basel, erarbeitet wurde.

 

Westlicher Teil des Abschnitts Äuli-Dalvazza. Im Hintergrund ist die vorstehend abgebildete Felswand zu erkennen. (Bild RhB).

Die Projekte und die Ergebnisse des Wettbewerbs wurden am 31. Oktober 2023 an der Fachhochschule Chur durch Karl Baumann, Leiter Kunstbauten bei der RhB, präsentiert. An dieser spannenden und auch für Laien gut verständlichen Präsentation wurde rasch klar, mit welch hohen Anforderungen die Teilnehmer am Wettbewerb konfrontiert waren. Dies erklärt auch die relativ geringe Zahl der eingereichten Vorschläge. Karl Baumann stellte einleitend fest, dass vier hochwertige Beiträge eingereicht wurden.

Das Preisgericht formulierte seine Anforderungen wie folgt: «Die Kunstbauten sollten im Sinne der Zielsetzung des Wettbewerbs eine umfassend überzeugende Lösung der Aufgabe darstellen, in welche technische, wirtschaftliche, kontextuelle und landschaftsarchitektonische Überlegungen in durchdacht ausgewogener Gewichtung einfliessen.» (Auszug aus dem Bericht des Preisgerichts). Beurteilt wurden diese Erwartungen anhand folgender Kriterien:

  • Gestaltung, Einbindung in die Landschaft
  • Baukosten, Wirtschaftlichkeit, Unterhalt
  • Robustheit, Dauerhaftigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Nachhaltigkeit
  • Realisierbarkeit, Bauverfahren, Bauzeit
  • Statisch-konstruktive Konzeption.
Mittlerer Teil des Abschnitts Äuli-Dalvazza. Rechts erkennt man den Arieschbach. Nach der Überquerung des Arieschbachs werden die Nationalstrasse, die Loklastrasse, der Veloweg und die Bahn wegen dem Hochwasserrisiko höher gelegt. (Bild RhB).

Das Siegerprojekt überzeugt gemäss der Jury sowohl in technischer als auch in gestalterischer Hinsicht. Es verzichtet im mittleren Bereich auf die Platzierung der Bahnlinie auf eine Stützmauer neben der Nationalstrasse zugunsten einer zusätzlichen und leicht wirkenden, etwas tiefer liegenden und leicht abgesetzten Brückenkonstruktion. Dadurch wird der Eingriff in das enge Flusstal reduziert.

Querschnitt durch die Konstruktion nach der Überquerung des Arieschbachs. Vier Achsen auf engstem Raum. (Quelle. Dokumentation des Siegerprojekts).

Das Projekt «Slap Shot» erhielt den zweiten Preis, und den dritten Preis teilten sich die Projekte Freier Fluss» und «Überdüür».

Östlicher Teil des Abschnitts Äuli-Dalvazza. Im Vordergrund erkennt man die historische Brücke. Unmittelbar neben dieser Brücke wird für die Lokalstrasse eine zweite Brücke gebaut. Somit sind in diesem Abschnitt auf engstem Raum drei neue Brücken über die Landquart erforderlich. (Bild RhB).
Visualisierung der beiden „grossen“ Brücken bei Dalvazza – im Vordergrund die Brücke der Nationalstrasse und im Hintergrund die Bahnbrücke. Unten links erkennt man einen Teil der Brüstung der Brücke der Lokalstrasse. (Die Visualisierung von „cavegnmedia“ wurde uns freundlicherweise von der RhB zur Verfügung gestellt).

Realisierung

Die Leitung des anspruchsvollen Gesamtprojekts «Ausbau Fideris – Küblis» wurde Andri Nicolay, RhB, anvertraut. Projektträger sind neben der RhB das Tiefbauamt des Kantons Graubünden und das Bundesamt für Strassen ASTRA. Nicht nur bei der Planung und der Leitung des Projekts stellen sich grosse Herausforderungen, auch beim Bau und bei der Logistik der Baustellen werden von den mitwirkenden Unternehmen Höchstleistungen abverlangt.

Folgende Meilensteine sind vorgesehen:

  • Ausarbeitung Bauprojekt                      2024/2025
  • Baubeginn                                             2027
  • Inbetriebnahme neue Bahnstrecke       2032 (Brücken, Tunnel, Anschlüsse, etc.)
  • Inbetriebnahme Strassen                      2034.

Die Kosten für das gesamte Projekt – Strasse und Bahn – betragen aus heutiger Sicht CHF 325 Mio. (inkl. MWST). Da sich aber erst um ein Vorprojekt handelt, bewegt sich die Kostengenauigkeit in einer Bandbreite von plus/minus zwanzig Prozent.

Die Erarbeitung des eigentlichen Bauprojekts startet im Frühling 2024. Dabei wird auch der Kostenvoranschlag detailliert. Der definitive Kostenvoranschlag soll bis im Herbst 2025 in einer Bandbreite von plus/minus zehn Prozent vorliegen.

3 Gedanken zu „Ein Flaschenhals wird Geschichte – Fideris-Küblis wird ausgebaut!

  1. Ich bin gleicher Meinung, der Abschnitt sollte unbedingt doppelspurig gebaut werden, damit irgendwann der ganze Abschnitt Küblis – Landquart durchgehend doppelspurig wäre. Der Bahnhof Fideres sollte nicht verschoben, sondern meiner Meinung nach aufgehoben werden. In Fiders halten heute schon nur noch ganz wenige Züge zu Randzeiten, ansonsten fährt das Postauto, welche die wenigen Zughalte ersetzten sollte.

    • Lieber Daniel

      Vielen Dank für Dein Interesse an unserer Website und für Deinen Kommentar.

      Ich halte den Bedarf nach einer durchgehenden Doppelspur zwischen Landquart und Klosters in einem hohen Mass für nicht gerechtfertigt. Man beachte die bereits heute bestehenden längeren Doppelspurabschnitte zwischen a) Landquart und Malans, b) Grüsch und Schiers und c) im Fuchsenwinkel sowie die grosszügig ausgebauten Bahnhöfe, an denen die Züge anhalten.

      Nochmals besten Dank für Deinen Kommentar und weiterhin viel Freude an unserer Website.

      Herzliche Grüsse

      Ernst Rota

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