Pfäffikon SZ – 300 Schritte zu viel!

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Pfäffikon SZ ist ein bedeutender Bahnhof am Zürichsee. Er wird von mehreren S-Bahnen der SBB und der SOB sowie von einigen Postautolinien bedient. Zusätzlich halten die beiden stark frequentierten Inter Regio-Züge der SOB, nämlich der „Voralpen-Express“ und der „Aare-Linth-Express“. Pfäffikon SZ ist gemäss unseren Beobachtungen eher Umsteige- als Endbahnhof.

Lage von Pfäffikon SZ im schweizerischen Eisenbahnnetz. Die Postautolinien sind nicht ersichtlich. (Auszug aus dem Eisenbahnatlas Schweiz von Schweers+Wall).

Die besonders in den Hauptverkehrszeiten prekären Platzverhältnisse vor allem in der Unterführung und die oft extrem langen Wege zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln sind mir schon lange ein Ärgernis. So habe ich am 8. Dezember 2021 bei misslichen Verhältnissen eine Besichtigung gemacht.

Die Gemeinde Freienbach – Pfäffikon SZ gehört zu dieser politischen Gemeinde – und die Postauto AG haben in jüngster Zeit für die Fahrgäste substantielle Verbesserungen realisiert. Nicht so die SBB – ihre Anlagen fallen auch hier stark ab, wie die folgenden Bilder zeigen.

Bilder

Östliches Ende des Aussenperrons für das Gleis 7. In den Hauptverkehrszeiten halten hier über 300 Meter lange S-Bahnzüge der Linie 8. Der Weg von der Zugspitze zum Beginn der Rampe in die Unterführung beträgt 328 Schritte. Eine Überdeckung oder ein Schutz gegen die oft starken seitlichen Ostwinde und Niederschläge fehlen
Bild ungefähr von der Mitte des beschriebenen Aussenperrons. Tagsüber und am Abend wird die S-Bahn 8 nur mit einer Komposition geführt.
Unbeheizte Wartehalle kurz vor dem Abgang vom Aussenperron in die Unterführung.
Abgang vom Aussenperron in die Unterführung. Der Schnee wurde während Stunden nicht entfernt, und der Boden war glitschig.
Treppenabgang vom Aussenperron in die Unterführung. Auch hier wurde der nasse Schnee lange nicht geräumt.
Blick in die in den Hauptverkehrszeiten viel zu enge Unterführung. Wenn sich im Stossverkehr Fahrgäste mit Gepäck oder Sportausrüstung kreuzen, ergeben sich oft heikle Situationen. Zudem führt die Enge zu Behinderungen, aus denen Verpätungen resultieren können. Auch Decken und Wände wirken verwahrlost.
Treppenaufgang und Rampenende aus der Unterführung mit gedecktem Zugang zur Busstation. Wünschbar wären eine beheizte Wartehalle und kostenlos zu benutzenden Toiletten. Immerhin stehen im Bahnhofgebäude kostenpflichtige WC zur Verfügung.
Eine der beiden grosszügigen und überdachten Abstellanlagen für Fahrräder. Da stellt man sein Fahrrad gerne ab.
Blick in die Busstation mit guter Benutzerführung und Signaletik. Das Tüpfchen auf dem berühmten „I“ wäre, wenn die junge Dame in einer beheizten Wartehalle auf ihren Bus warten könnte. Der Weg von der Zugsspitze einer S8 auf dem Aussenperron bei Gleis 7 hierhin beträgt 576 Schritte, entsprechend einer Distanz von gut einem halben Kilometer.
Blick auf die ansprechend gestaltete Busstation. Links erkennt man die zweite grosszügige Abstellanlage für Fahrräder. Auch diese ist mit einem Schutzdach ausgestattet.
Blick vom Ende der stark frequentierten Park-and-Ride-Anlage. Der Weg von hier zum vorderen Ende des mehrfach erwähnten Aussenperrons beträgt etwa 800 Schritte. Das Mitführen einer Zwischenverpflegung für den langen Weg wird empfohlen!
Blick auf die beiden Mittelperrons mit viel zu kurzen Schutzdächern.
Blick vom Ende eines Mittelperrons in Richtung der Unterführung.

Abschliessende Bemerkungen

Auch hier ein Bahnhof, der in krassem Missverhältnis zur Selbstwahrnehmung unserer Staatsbahnen als kundenfreundliches Unternehmen steht. Weshalb Fahrgästen am östlichen Ende der Bahnsteige nicht eine zusätzliche Unterführung zur Verfügung steht oder die Perrondächer nicht auf mindestens 300 Meter verlängert werden, ist nicht nachvollziehbar. Ich bin es langsam leid, beispielsweise in Österreich oder in sogenannt ärmeren Länder weiter östlich – wie beispielsweise in der Slowakei – kundenfreundliche und beispielhafte Anlagen vorzufinden, die man bei den Bahnhöfen der SBB oft vermisst. Und viele Privatbahnen – wie etwa RhB, SOB oder TPF – beweisen, dass man auch in der Schweiz kundenfreundliche Bahnhöfe bauen kann.

Es ist mir bewusst, dass Verbesserungen oft auch Sache der Standortgemeinden sind. Aber besonders in der ausgesprochen reichen Gemeinde Freienbach sollten in Kooperation Lösungen gefunden werden. Man hat den Eindruck, dass den Zuständigen der SBB das nötige Engagement oder die Bereitschaft zum Zugehen auf die Gemeinden oft fehlt. Dafür werden verfehlte Lösungen wie etwa die zusätzliche Überführung in Bellinzona oder die beiden Unterführungen in Zürich-Oerlikon gebaut. Das lässt auf ein Kommunikationsproblem zwischen den Parteien schliessen.

Und zudem – effiziente und kundenfreundliche Umsteigebedingungen sind eine wichtige Voraussetzung, um die gleichmässigere Belegung der Züge zu erreichen. Das wiederum beschleunigt das Umsteigen und reduziert das Verspätungsrisiko. Daraus resultiert eine bessere Betriebsqualität, und das wiederum ist kundenfreundlich.

6 Gedanken zu „Pfäffikon SZ – 300 Schritte zu viel!

  1. Ich habe den Bahnhof Pfäffikon SZ des öftern benutzt, wenn ich dort auch in Hauptverkehrszeiten Richtung Tösstal umsteigen musste. Die Unterführung selbst ist mir nicht (zu) eng oder unfreundlich aufgefallen. Eine einzige Unterführung ist gerade wegen der Distanzen nicht kundenfreundlich, da wären zwei angezeigt. Die zweite fällt aber unter die vom Verfasser monierten „Zusatzeinrichtungen“, die alle von der Standortgemeinde erbracht werden müssen. Die – in diesem Fall nicht gerade arme – Standortgemeinde müsste also auf die Bahn zugehen und Verbesserungen vorschlagen, aber eine gemeinsame Finanzierung anstreben, wobei der Hauptteil auf die Gemeinde fallen wird. Dies erklärt die spartanisch anmutende Einrichtung vieler schweizerischer Bahnhöfe, was vom Parlament und indirekt vom Volk her so gewollt ist. Man kann die SBB sehr wohl zu mehr Komforteinrichtungen verpflichten, was bedingt, dass die Finanzierung neu zu regeln ist, was erhöhten Einsatz von Steuergeldern bedeutet.

    • Sehr geehrter Herr Schreiber

      Vielen Dank für Ihren Kommentar und für Ihr Interesse an unserer Website. Folgendes:

      1. Ich habe heute die Gegebenheiten in den Bahnhöfen Pfäffikon SZ und Wädenswil nochmals besichtigt und ein paar Masse „genommen“. Hier die Daten:

      2. In Pfäffikon SZ beträgt die Breite der einzigen Unterführung 3 Meter. Die äussere Rampe ist 2.30 Meter breit, die beiden Aufgänge in die Perrons – eine Treppe und eine Rampe – messen je 2.20 Meter. Die Rampe auf der Seite Stadt ist 2.30 Meter breit.

      2. In Wädenswil sind beide Unterführungen je 4 Meter breit. Die Rampe und die Treppe der westlichen Unterführung sind je 2.50 breit. Die Breite der Treppe in die östliche Unterführung beträgt 1.60 Meter. Die grosszügige Treppe zum Bahnhofgebäude und weiter zu den Bussen ist 5 Meter breit, die Rampe gegenüber misst an der schmalsten Stelle noch 2.45 Meter.

      3. Sowohl in Pfäffikon SZ als auch in Wädenswil dienen die Unterführungen auch nicht bahnfahrenden Fussgängern oder Wanderen. In Pfäffikon stehen 3 Meter zur Verfügung und in Wädenswil 8 Meter.

      4. Neben diesen Baumassen müssen auch Art und Richtung der Personenströme berücksichtigt werden. Sich kreuzende Fahrgäste reduzieren die Kapazität einer Anlage im Gegensatz zu einem Personenstrom in einer Richtung zusätzlich und führen oft zu Friktionen. Wegen den Umsteigevorgängen ist dies in Pfäffikon SZ fast immer der Fall – in Wädenswil bedeutend weniger häufig. Konsultieren Sie dazu die Fahrpläne.

      5. Ihre Beurteilung deckt sich nicht mit meinen häufigen Beobachtungen und Umsteigevorgängen in Pfäffikon SZ und dürfte der Realität widersprechen.

      Nochmals vielen Dank für Ihren Kommentar und weiterhin viel Freude an unserer Website.

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

  2. Zwei Anmerkungen zum Mail und zum Inhalt dieses Beitrages:
    1. Die beiden IR Traverso der SOB sind beileibe keine neue Verbindungen seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 21. Die Mehrzahl der Schnellzüge ZH-Chur hatte und hat schon immer einen wichtigen Halt in Pfäffikon SZ und der Voralpen-Express der SOB, resp. dessen Vorgänger auf der „Direkten Linie“ SG – Arth Goldau halten seit 1946 in Pfäffikon – je mit regem Umsteigeverkehr.
    2. Die SOB möchte seit mehr als 20 Jahren westlich des Bahnhofs eine doppelspurige Überwerfung bauen. Lange hat sich offenbar die SBB dagegen gesperrt. Heute diktiert sie die Slots für die Querfahrten für die SOB.
    Im Sachplan-Verkehr des Bundes und der Kantone ist diese Überwerfung schon 2015 aufgeführt als Notwendigkeit. Seit Bekanntwerden dieser Pläne hat aber eine konstante Ablehnungs-/Beschwerdeepisode ein solches Bauwerk torpediert. Klar es würde die BLN-Inventarzone in der Pfäffikerbucht und das Gelände des (ehemaligen?) Klosters tangieren. Zwar ist weder im AS 25, noch AS 35 ein konkretes Projekt zu finden, doch der Wunsch/die Notwendigkeit des Bauwerks ist unbestritten, wohl auch seitens Kt. SZ. Natürlich warten BAV/SBB und SOB zu mit einem Ausbau des Bahnhofs, solange diese Frage ungelöst ist. Es ist auch ein weiteres Perron angedacht. Die Einsprechenden Akteure sitzen zusammen mit Naturschutzorganisationen in der „reichen Gemeinde“ Freienbach …. drum geht nichts beim Bahnhofausbau. Die mühsamen aktuellen Verhältnisse der SBB zuzuschreiben scheint mir müssig. Abgesehen davon, dass Pfäffikon wohl nur einen bescheidenen Ziel-Quellverkehr auf die Bahn bringt. Der Grossteil dürften Umsteiger sein aus der ganzen Obermarch und von den S 5, 8, 40 seeauf- und seeabwärts. Im übrigen ist eine Haltestelle Pfäffikon Ost zur Erschliessung Seedammcenter etc an der Churer Linie angedacht.

    • Lieber Kaspar

      Vielen Dank für Deinen Kommentar und für Dein Interesse. Dankeschön auch für die Ergänzungen. Dazu Folgendes:

      1. Ich steige jährlich für Wanderungen und Skitouren häufig in Pfäffikon SZ von der S8 in den VAE um (oder umgekehrt).

      2. In der Tat ist der Anteil der umsteigenden und den Bahnsteig wechselnden Fahrgästen beträchtlich. Die Verhältnisse sind besonders in den Stosszeiten oft unzumutbar.

      3. Nicht nachvollziehen kann ich die Forderung nach einer Überwerfung westlich vom Bahnhof. Stündlich verkehren zwischen Pfäffikon SZ und Samstagern in jeder Richtung zwei Regionalzüge und mit dem VAE ein Interregio. Dafür in einem landschaftlich verletzlichen Raum sogar eine doppelspurige Überwerfung zu fordern, ist in höchstem Mass unsinnig. Solche Anliegen entsprechen barbarischen Ausbauplänen wie etwa dem Vierspurausbau Liestal, dem Seitenast des Brüttenertunnels aus dem Raum Wallisellen-Dietlikon oder der Talbrücke vor Romont. Wie kann ein Verkehrssystem, das nicht müde wird, seine ökologische Überlegenheit herauszustreichen, so planen?

      4. Abschliessend weise ich auf das – wohl auf betriebliche Gründe zurückzuführende – übermässige Angebot zwischen Rapperswil SG und Pfäffikon SZ hin. Innerhalb von acht Minuten verkehren beispielsweise drei Züge zwischen Rapperswil SG und Pfäffikon SZ (VAE, S40, S5). Und man argumentiere nicht mit dem Argument der direkten Fahrten. Bei jeder zweiten Fahrt zwischen Wattwil und Rapperswil SG muss man in Uznach umsteigen. Oft sind die Anschlüsse sehr knapp.

      5. Statt eine mehrere Dutzend Millionen teure Überwerfung zu fordern, würde man besser die Anlagen in Rapperswil SG so herrichten, dass die S5 dort warten kann.

      Nochmals besten Dank für Deinen Kommentar und weiterhin viel Freude an unserer Website.

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

  3. Lieber Ernst
    Einmal mehr, deine Argumentation gründet nur auf deiner Sicht des Reisens durch die Schweiz.
    Punkt 5 deiner Argumentation ist ziemlich quer. Das Glatttal, als eine der urbansten Regionen der Schweiz ausserhalb einer Stadt, wird nur durch S-Bahnen erschlossen und KEINE davon führt vernünftig in die naheliegendsten Freizeitregionen von Uster-Wetzikon aus, nämlich Richtung Linth/Glarus/Walensee/Graubünden. Die S 5 ist eine passable Alternative, umso mehr als sie schlanken Anschluss an den IR nach Ziegelbrücke – Chur bildet. Also einmal umsteigen und erst noch ZH HB vermeiden, sowie eine grössere Umwegsfahrt via ZH. Zudem kennst du den Bhf Rapperswil ja auch – wie will man dort die Anlagen so herrichten, dass die S5 besser dort wenden könnte? Etwa ein Wendegleis auf dem Seedamm?
    4. Auch das aus „betrieblichen Gründen“ (deine Sicht!!) übermässige Angebot Rw-Pf SZ ist nicht so wie du es formulierst. Natürlich ist das loco-Verkehrsaufkommen nicht so gross. Aber S5, S 40, IR VAE erfüllen alle ein anderes durchgehendes Bedürfnis. Und wenn man diese Ströme in PfSZ brechen und umsteigen lassen würde, dann wären auf dem von dir geschmähten Bahnhof entweder noch mehr Leute auf den Perrons und in den Uf oder sie würden im Auto den Seedamm noch mehr verstopfen und wären gar nicht klimafreundlich ….

    • Lieber Kaspar

      Vielen Dank für Dein Interesse an unserer Website und für Deinen Kommentar. Dazu Folgendes:

      1. Das Glattal verfügt über eine exzellente Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr. Von Uster aus ist Zürich HB mit der S-Bahn alle Viertelstunden innert 14 Minuten erreichbar. Das ist weniger als die Anfahrt zum HB Zürich aus Aussenquartieren mit dem Tram. Die Anschlüsse der S5 in Rapperswil weiter ins Toggenburg oder nach Ziegelbrücke werden aufgrund zahlreicher persönlicher Erfahrungen in den Hauptverkehrszeiten häufig gebrochen. Die Übergangszeit beträgt nur zwei Minuten.

      2. Rapperswil und Pfäffikon SZ liegen in anderen Kantonen. Abgesehen von Schülern und Studenten an der Hochschule Rapperswil gibt es in den Zwischenzeiten auf dieser Relation kaum Fahrgäste. Ein Umsteigen aus der S40 in Pfäffikon SZ auf den VAE oder die S5 ist absolut zumutbar.

      3. Und ob wir Bahnhöfe schmähen, ist Ansichtssache. Ich empfehle eine Besichtigungstour beispielsweise in Greyerzerland oder nach Einsiedeln, um nicht immer wieder ausländische Beispiele anzuführen.

      Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude an unserer Website.

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

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