Anmerkungen zur Angebotserweiterung der Westbahn AG

Vorbemerkungen

Die Westbahn AG, ein privates Eisenbahn Verkehrs Unternehmen in Österreich, betreibt seit dem 11. Dezember 2011 einen Schnellzugsverkehr auf der Strecke zwischen Salzburg und Wien. Nach der Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs von Wien endeten die Züge der Westbahn AG in Wien Westbahnhof. Zurzeit betreibt die Westbahn AG zwischen den genannten Destinationen an Werktagen bis zu 17 Zugspaare. Der Anteil der Westbahn AG am gesamten Fernverkehr in Österreich hat gemäss dem Geschäftsbericht der ÖBB AG im Jahr 2016 knapp 7 Prozent betragen. Bis vor wenigen Jahren betrieb die Westbahn-Gruppe mit der Westbus AG auch Personenfernverkehr auf der Strasse.

Bemerkenswert ist des weiteren, dass der langjährige CEO der SBB AG, Dr. Benedikt Weibel, Einsitz in den Aufsichtsrat der Westbahn AG genommen hat.

Ab dem 10. Dezember 2017 weitet die Westbahn AG ihr Angebot substantiell aus. Neu verkehren die Züge in der Regel alle dreissig Minuten. Bemerkenswert ist, dass neu alle sechzig Minuten ein Zug Wien Meidling bedient, von dort auf die Geleise der S-Bahn Wien wechselt, auch im S-Bahnhof Wien HB anhält und nach drei weiteren Halten in Wien Praterstern endet.

Hier ein Inserat aus der Ausgabe von HEUTE vom 30. November 2017.

Kommentar

  1. Grundsätzlich befürworte ich Wettbewerb auch im Schienenverkehr. Der Wettbewerb muss jedoch fair sein.
  2. Aus der Ferne betrachtet und auf der Grundlage der vorliegenden Informationen gilt dies meines Erachtens bei der Westbahn AG nicht – man stelle sich vor, in der Schweiz würde ein privates EVU zwischen Bern und Zürich auf eigene Rechnung Personenverkehr betreiben.
  3. Interessant wäre die Zunahme des Sitzplatzangebots im Personenverkehr zwischen Salzburg und Wien und die Entwicklung der Belegungskoeffizienten zu kennen. Mehr aber schwächer belegte Züge wären aus volkswirtschaftlicher Sicht kaum ein Gewinn.
  4. Hingegen kann man der Westbahn AG zu gut halten, dass sie den Personenverkehr auf der Schiene in Österreich befruchtet hat.
  5. Geradezu revolutionär ist das neue Angebot ins Zentrum der Stadt Wien und die Bedienung von grossen Stationen der S-Bahn Wien. Da sind die ÖBB echt gefordert.
  6. Man stelle sich weiter vor, das unter 2. erwähnte EVU würde in Zürich Bassersdorf enden, Zürich-Flughafen sowie Zürich Oerlikon, Zürich Altstetten und Bern Wankdorf bedienen.

Anschlussbemerkungen Schweiz

  1. Ich erinnere mich, dass das Bundesamt für Verkehr BAV den SBB kürzlich untersagt hat, einige Intercity-Schnellzüge zwischen Bern und Zürich zusätzlich in Bern-Wankdorf und Zürich-Altstetten halten zu lassen – ein Angebot, das vom Markt mit Bestimmtheit gut aufgenommen worden wäre, die Zentralbahnhöfe entlastet und die Attraktivität der Stadtteile Wankdorf und Zürich West gesteigert hätte.
  2. Möglicherweise müsste das BAV neu als Bundesamt für Verkehrsbehinderung firmieren.
  3. Der Sachverhalt zeigt aber auch, dass die angeblich mit mehr unternehmerischer Freiheit begründete Schaffung der SBB AG de facto wirkungslos geblieben ist und möglicherweise sogar kontraproduktive Wirkung entfaltet. Weshalb nimmt die Unternehmensführung der SBB AG diese Einschränkung überhaupt hin?

2 Gedanken zu „Anmerkungen zur Angebotserweiterung der Westbahn AG

  1. Wenn ich hier als Wiener die Anbotserweiterung kommentieren darf, so möchte ich festhalten, dass solche Ideen offenbar von den beiden Staatsbahnen nicht zu erwarten sind. Nur durch Konkurrenzdruck werden neue Ideen ausgelöst.
    Immer mehr Direktverbindungen werden gestrichen; vom früher einmal üblichen Kurswagendienst ist nichts mehr übrig. Selbst im Güterverkehr wollen die Staatsbahnen hauptsächlich Ganzzüge führen!
    Neu hinzu gekommen ist der Direktanschluss an Flughäfen, doch frage ich mich wer z.B. von Salzburg oder Linz mir Railjet ohne weiterer Zwischenhalte ausgenommen St. Pölten kommend zum Wiener Flughafen fährt, wenn doch bei diesen Städten ebenfalls Flughäfen sind.

    • Sehr geehrter Herr Hallas

      Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ihre Aussagen bezüglich der Innovationsfähigkeit der Staatsbahn gelten wohl auch für die Schweiz – die sogenannten „Privatbahnen“ sind innovativer. Dies ist einer der Gründe, die für den Wettbewerb auf der Schiene und mit der Strasse sprechen.

      Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude an unserer Website.

      Herzliche Grüsse

      Ernst Rota

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