Elektronische Billetterfassung

Ausgangslage

Das einst sehr einfache und überschaubare Billettsystem der Schweiz ist zu einem Wirrwarr verkommen. Es ist mittlerweile so kompliziert, dass selbst Vielfahrer (oder Bahnmitarbeiter, wie der Autor selber feststellen konnte) Mühe haben, an einem Automaten das richtige Billett zu lösen. Jeder Verbund hat seine eigene Tarifstruktur. Ohne Kenntnis des genauen Reisewegs tappt man im Ungewissen (und oft auch in die Bussenfalle), Alternativrouten sind ausgeschlossen, „Verbundgrenzen überschreitende“ Fahrten können zur Falle werden, Automaten sind manchmal ausser Betrieb, ohne Kenntnis des genauen Ortsnamens findet man etwa eine bestimmte Bushaltestelle am Billettautomaten nicht.

Es ist unbestritten, dass ein einfaches und transparentes Billettsystem eine grundlegende Voraussetzung für die Akzeptanz des öV ist. Umgekehrt ausgedrückt, hält ein kompliziertes System, wie wir es heute kennen, Gelegenheitsfahrer von der Benutzung des öV ab.

Im Gegensatz dazu bietet beispielsweise das GA einen äusserst einfachen Zugang zum öV. Ich kenne einige Rentner, die sich das GA nur deshalb leisten, obwohl sie es kaum ausnutzen, weil es einfach in der Handhabung ist und die mühselige Bedienung der Billettautomaten erübrigt. Nicht umsonst wird die Idee des GA zunehmend auch im Ausland studiert und teilweise sogar ungesetzt (mindestens regional).

Wer über kein GA verfügt, und das ist die grosse Mehrheit, ist auf die Billettautomaten oder, soweit noch vorhanden, den Billettschalter angewiesen. Das ist der weit grössere Teil der Kundschaft. Ein GA haben etwa 450‘000 öV-Benützer. Weitere gut 2 Mio. Benutzer haben ein Halbtaxabo. Ob Halbtax oder Vollpreis: in beiden Fällen muss das Billett mühsam am Automaten oder dem Schalter erstanden werden.

Automat

Neue Lösungsansätze

Aus Sicht des Kunden sollte das Billettsystem, besser gesagt seine Handhabung, einfach sein. Es muss nicht einmal zwingend transparent sein. Aus Sicht der öV-Betreiber soll die Abrechnung einfach und die Tarifgestaltung flexibel sein. Die heutigen Möglichkeiten der Elektronik gestatten, ein solches System zu entwickeln.

Wie könnte so ein System aussehen? Man könnte als Fahrgast eine Chipkarte erwerben, auf der alle Fahrten automatisch und ohne Zutun des Fahrgastes abgebucht werden. Ob dies eine Prepaidkarte ist oder ob die Abrechnung durch Abbuchung auf einem Konto erfolgt ist nebensächlich. Alle Fahrzeuge müssten mit entsprechenden Kontrollgeräten ausgerüstet sein, etwa im Türbereich. Tritt ein Fahrgast in das Fahrzeug ein wird seine Anwesenheit automatisch und drahtlos erfasst. Der Fahrgast merkt nichts davon. Er muss einfach den Chip auf sich tragen. Ein Fahrzeug müsste also an allen Eingängen solche Erfassungssensoren haben. Bei einem Bahnfahrzeug wären es beispielsweise sechs Sensoren pro Wagen, vier für die Türen und zwei für die Durchgänge. Die Durchgänge müssen deshalb mit Sensoren ausgerüstet sein, um Klassenwechsel erfassen zu können (auch wenn man vom 1.-Klasse-Wagen in den Speisewagen wechselt, würde automatisch der 2.-KlasseTarif verrechnet!). Nach dem Einstieg erfassen die Sensoren laufend oder in bestimmten Zeitabständen, ob sich der Fahrgast noch im Wagen befindet. Entsprechend werden die gefahrenen Kilometer abgebucht. Steigt er aus, so registriert das der Sensor an der Türe oder der Sensor im Wagen stellt die Abwesenheit des Fahrgastes fest. Man kann sogar auf die Sensoren an den Ein- und Durchgängen verzichten, wenn im Inneren des Fahrzeugs vorhandene Sensoren beispielsweise alle 2 Minuten die Anwesenheit des Fahrgastes erfassen.

Bei der Prepaid-Karte werden die gefahrenen Kilometer resp. der Preis laufend abgebucht. Bei der externen Abbuchung meldet das System die gefahrenen Kilometer der Buchungsstelle und es wird beispielsweise Ende Monat Rechnung mit der detaillierten Auflistung aller Fahrten gestellt oder einfach abgebucht. Aus Sicht des Kunden äusserst einfach. Es passiert alles im Hintergrund ohne sein Zutun. Und man verliert keine Zeit mit dem Kauf eines Billetts.

Aus Sicht der Verkehrsunternehmen erlaubt das System eine sehr hohe Flexibilität in der Tarifgestaltung. So kann beispielsweise ein degressiver Tarif eingebaut werden, wie er etwa im Südtirol besteht. Je mehr man fährt, desto billiger wird jeder zusätzlich gefahrene Kilometer. Die gefahrenen Kilometer können exakt den benutzten öV-Unternehmen zugeordnet werden. Dabei ist nicht einmal ein Einheitstarif für alle öV-Unternehmen nötig. Ja selbst die Tarifarithmetik kann individuell den einzelnen Unternehmen angepasst werden. Des Weiteren können tageszeitliche Tarifvariationen eingebaut werden. Auch Sonderaktionen sind möglich, etwa dass die erste Klasse an Samstagen und Sonntagen einen geringeren Aufschlag erhält als an Arbeitstagen.

Als Nebeneffekt würde auch das nervende Problem entfallen, dass vor allem Schüler sich in den Vorräumen der Erste-Klasse-Wagen aufhalten und von dort kaum zu vertreiben sind. Dann würde nämlich automatisch der höhere Ersteklasse-Tarif abgebucht.

Man könnte sogar zwischen sitzenden und stehenden Passagieren unterscheiden. Im letzteren Falle könnte ein reduzierter der Tarif verrechnet werden.

Was machen wir bei Ausländern, etwa Feriengästen? Hier greift die Prepaid-Karte. Diese kann entweder schon im Ausland erworben werden oder dann an der Grenze in der Schweiz. Hier habe ich mit dem Octopus-System in Hongkong gute Erfahrungen gemacht. Das dortige System ist ein Prepaid-System und arbeitet ebenfalls mit einem Chip, der an den Eingängen zur Bahn oder zum Bus an der Eingangsschranke entwertet werden muss. Hier ist noch eine geringe Aktivität des Kunden nötig. Man kann die Karte überall nachladen. Als besonderen Clou kann die Karte am Schluss sogar noch zurückgegeben werden und das Restguthaben wird ohne Abzug (!) ausbezahlt.  Für Ausländer, die das Land wieder verlassen, ideal. Mit der Octopus-Karte kann sogar eingekauft werden (etwa Getränke an einem Stand).

Selbstverständlich könnte die Karte auch für andere Zwecke, etwa Skilifte oder Museen, verwendet werden.

Kontrolle

Es stellt sich die Frage nach der Kontrolle. Ohne Kontrolle könnte ja jeder einsteigen und fahren, ohne zu bezahlen. Die Kontrolle durch einen Kondukteur gestaltet sich äusserst einfach. Er geht wie gewohnt durch den Zug und „tastet“ mit einem Kontrollgerät die Kunden resp. deren Chip ab. Stellt das Kontrollgerät einen gültigen Chip fest, ist die Sache in Ordnung. Stellt es einen fehlenden oder aufgebrauchten Chip fest, so greifen die üblichen Sanktionsmassnahmen. Dazu muss der Kunde nicht einmal den Chip hervornehmen und zeigen. Das Kontrollgerät muss einzig eine gewisse Richtungsempfindlichkeit aufweisen.

Kosten

Ein derartiges System wurde in der Schweiz schon vor etwa 10 Jahren in Basel und Genf getestet, scheiterte damals jedoch an den hohen Kosten und am fehlenden Mut. Mittlerweile sind die Kosten für die Elektronik stark gefallen, sodass mit wesentlich geringeren Kosten zu rechnen ist. In einem lesenswerten Beitrag der Schweizer Eisenbahn-Revue 4/2016, Seite 206, zu diesem Thema wird der Direktor der SOB, Thomas Küchler, dahingehend zitiert, dass die flächendeckende Einführung des Systems „..mittlerweile für einen zweistelligen Millionenbetrag zu realisieren (ist)“. Das System bietet derart bestechende Vorteile, dass es auch dann umgesetzt werden sollte, wenn die Anschaffung teurer ist.

Auf der anderen Seite werden ja alle heutigen Billettautomaten eingespart. Damit entfallen auch die laufenden Kosten zu deren Wartung.

Zusammenfassung

Die Schweiz hatte mit der Einführung des Integralen Taktfahrplans international eine Pionierrolle eingenommen. Dies brachte uns weltweite Anerkennung und Nachahmung. Immer mehr Länder übernehmen das System. Neuerdings will beispielsweise Österreich bis 2025 ebenfalls einen integralen Taktfahrplan einführen. Damit verblasst dieses Alleinstellungsmerkmal der Schweiz im ö.V. zunehmend. Mit dem oben beschriebenen BiBo-System würde die Schweiz einmal mehr eine Pionierrolle einnehmen.

Unter dem Namen BiBo wird derzeit ein System entwickelt, dass dieser Forderung nachkommt und seit 2014 bei der SOB getestet wird. Ich bin der Auffassung, dass Kundenorganisationen wie ProBahn, IGÖV oder VCS voll auf ein solches elektronisches System setzen, resp. sich dafür stark machen sollten.

8 Gedanken zu „Elektronische Billetterfassung

  1. Sehr geehrter Herr Dr. Ehrbar
    Vielen Dank für Ihren aktuellen Beitrag. Darf ich anschliessend zu einigen materiellen Aspekten der elektronischen Billetterfassung Stellung nehmen. Zu den Aspekten der Abwicklung des Projekts äussere ich mich später.
    1. Grundsätzlich ist die Neuerung zu begrüssen. Wie so oft, steckt der Teufel jedoch im Detail.
    2. Im Zusammenhang mit dem elektronischen Billet stellen sich unter anderem folgende Fragen:
    – Wie werden Gruppenreisen oder Fahrten von Familien erfasst? So profitiert ein mit den Eltern fahrendes Kind von der Familienkarte. Unternimmt es die Fahrt jedoch alleine, muss es ein Billett haben.
    – Was geschieht bei Fahrtunterbrechungen?
    – Heute sind bei Fahrten in Zentren je nach dem die lokalen öffentlichen Verkehrsmittel inbegriffen oder nicht?
    – Wie wird das Mitführen von Fahrrädern tarifiert?
    3. Zudem besteht das Risiko, dass das Bahnfahren noch unpersönlicher wird. Noch weniger geöffnete Schalter und noch weniger Begleitpersonal in den Zügen?
    4. Meines Erachtens ruft das elektronische Billettsystem nach tiefgreifenden Änderungen im Tarifsystem oder gar nach einer völligen Umgestaltung der heutigen Strukturen.
    Dies ein paar kurze Gedanken. Interessant wäre es, mehr über die konzeptionellen Hintergründe dieser Innovation zu erfahre.Ich denke, dass nur so eine qualifizierte Diskussion möglich ist.
    Nochmals vielen Dank für Ihren Beitrag.
    Freundliche Grüsse
    Ernst Rota

    • Sehr geehrter Herr Rota

      Besten Dank für Ihre interessanten Fragen, auf die ich gerne eingehe.

      • Wie werden Gruppenreisen erfasst?
      Denkbar wäre die Verwendung der Pre-paid-Karte. Es würde eine Pre-paid-Karte für die ganze Gruppe ausgestellt. Ebenso würde die Zahl der Gruppenmitglieder auf die Karte geladen. Diese würde vor der Fahrt mit dem in etwa zu erwarteten Fahrpreis aufgeladen. Bleibt am Schluss etwas übrig, kann es, wie bei der Hongkonger Octopuskarte, am Schluss zurückerstattet werden.

      • Wie werden Fahrten von Familien erfasst?
      Wenn Kinder mit Ihren Eltern oder Grosseltern reisen, benötigen sie heute eine entsprechende Kinderkarte. Das kann genauso gemacht werden, wenn der erwachsene Familienteil ein Elektronisches Billett hat.

      • Fahrtunterbrechungen
      Die stellen kein Problem dar. Wenn der Fahrgast den Zug verlässt, werden keine weiteren Reisekilometer aufaddiert. Steigt er wieder ein, so wird die Addition weiter geführt. Ich vermute, dass Sie an etwas anderes denken. Bislang gibt es eine fahrtbezogene Tarifdegression. Wenn jemand 20 km reist, bezahlt er pro Kilometer mehr, als wenn er 200 km reist. Das fällt beim beschriebenen elektronischen System weg (man könnte es allerdings theoretisch berücksichtigen, müsste aber vermutlich die Anzahl der Unterbrechungen und deren Länge begrenzen). An dessen Stelle tritt die Tarifdegression über alle gefahrenen Kilometer. Je mehr er reist, desto billiger wird der zusätzliche Reisekilometer. Dazu ein Beispiel. Wenn Sie heute etwa von Zürich nach Bern reisen, so bezahlen Sie CHF 50. Machen Sie morgens die gleiche Reise wieder, so bezahlen Sie wieder CHF 50 usw. Beim neuen System würde mit jeder zusätzlichen Fahrt von Zürich nach Bern (oder sonst wo hin) ein geringerer Tarif angewendet, da die gefahrenen Gesamtkilometer zunehmen. Die Tarifdegression wird nicht mehr pro Fahrt gewährt, sondern auf die ganzen gefahrenen Reisekilometern angewendet.

      • Lokale Verkehrsnetze
      Wenn man heute etwa von Sargans nach Zürich fährt, kann man am Automaten ein sogenanntes Cityticket lösen, das freie Fahrt auf dem Netz der VBZ ermöglicht. Eine sehr praktische und günstige Sache. Das lässt sich genauso mit dem Elektronischen Billett machen. Wenn die VBZ Mitglied des Elektronischen Billettsystems sind, werden alle Fahrten auf deren Netz analog wie z.B. bei den SBB abgebucht (zu den Tarifen der VBZ). Es wäre softwaretechnisch ohne weiteres möglich, die pro Tag abgebuchten Fahrten analog zum City-Ticket zu deckeln, d.h. nach dem Erreichen eines gewissen Betrages wird keine weitere Fahrt mehr verrechnet. Das entspricht notabene auch dem Tagesticket in vielen Tarifverbünden.

      • Bahnfahren wird noch unpersönlicher
      Dieses Argument kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wenn Sie heute ein Ticket am Automaten lösen oder ein GA haben, haben Sie auch keinen Kontakt mehr zum Schalterpersonal. Da ändert sich für die grosse Mehrheit der Fahrgäste beim Elektronischen Billettsystem kaum etwas. Die Zahl der Zugsbegleiter wird nicht weniger, da diese ja in Fernverkehrszügen nach wie vor eine Kontrollaufgabe wahrnehmen.

      • Tiefgreifende Umgestaltung des Tarifwesens
      Aus Sicht des Kunden ändert sich tariflich eigentlich nur der Übergang von der fahrtbezogenen Tarifdegression zur Degression nach der gefahrenen Gesamtstrecke eines Jahres. Selbst das GA liesse sich näherungsweise nachbilden, indem etwa (nach dem Vorbild Südtirols) nach Erreichen einer gewissen Fahrstrecke, keine weiteren Kilometer mehr abgebucht würden.

      Max Ehrbar, Sargans

    • Sehr geehrter Herr Dr. Ehrbar
      Vielen Dank für Ihre Ergänzungen. Hier noch ein paar Bemerkungen zur Abwicklung des Projekts.
      In der Region Landquart-Chur-Rhäzuns besteht bereits heute eine Art „elektronisches Billet“. Man kann in Chur eine Wertkarte kaufen und bei den öffentlichen Verkehrsmitteln der Region die Kosten der jeweiligen Fahrt abbuchen.
      Ausserdem erproben gemäss Ihren Ausführungen die SOB bereits heute ein BiBO-System. Zudem bestehen in der Branche dem Vernehmen nach unterschiedliche Auffassungen zu verschiedenen Aspekten von BiBo.
      Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb die SBB nun einen eigenen Weg einschlagen. Offensichtlich sind genügend Ressourcen vorhanden.
      Meines Erachtens müsste das BAV in Zusammenarbeit mit allen Schlüsselfirmen in dieser strategischen Problemstellung die Führung übernehmen. Auch müssten vorgängig weltweit anerkannte und bewährte Systeme analysiert werden. Die Niederlande – wie schon beim Taktfahrplan – scheinen hier einmal mehr die „Nase vorne“ zu haben.
      Nochmals besten Dank und freundliche Grüsse
      Ernst Rota

  2. Elektronisch gestalten wir immer mehr unser Leben, auch unpersönlicher. Ich plädiere eher für eine Lösung im Sinne der Aufstockung von bedienten Schaltern und Vereinfachung der Fahrkarten-Struktur, z.B. im GA-Bereich. Ich weiss, altmodisch. Diese elektronische Kontrolle hat für mich den Geruch der Ueberwachung ev. auch Grundlage für Werbung auf Grund einer bestimmten gefahrenen Strecke.

  3. Die grösste Herausforderung wird nicht die technische Lösung sein (z.B. Rollmaterial ausländischer Bahnen), sondern das Vertrauen und das Verständnis der Kunden für die Datenbank zu gewinnen. Mit Bibo werden viele Daten gesammelt, z.B. muss von jedem Reisenden das vollständige Bewegungsprofile erfasst werden. Beim SwissPass stossen bereits viel geringere Datensammlungen auf grosse Skepsis.

    • Sehr geehrter Herr Hediger
      Da haben Sie nicht unrecht. Aber wir werden ja schon jetzt laufend erfasst, beispielsweise mit dem Handy (die USA orten ja ihre Feinde im nahen Osten via deren Mobiltelefone punktgenau).
      Sie können dem ausweichen, indem Sie eine Pre-paid-Karte verwenden. Nachteil: sie muss dauernd aufgeladen werden.
      Falls man jedoch die automatische Erfassung mittels Chip wählt, könnte man gesetztlich vorschreiben, dass alle bisherigen Reisedaten nach Eingang der Rechnung zwingend gelöscht werden müssen.

  4. Neu: Billett-App mit automatischer Abrechnung

    In der Nummer 6/2016 der Schweizer Eisenbahn-Revue wird auf Seite 266 auf eine Billett-App mit automatischer Abrechnung hingewiesen. Danach haben die Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF), die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) und die Rhätische Bahn (RhB) unter dem Namen «Fairtiq» eine neue Technik zum Lösen von Billetten lanciert. Sie ist seit Ende April dieses Jahres aufgeschaltet.

    Die Idee ist einfach: Man benötigt eine entsprechende App auf einem Smartphone. Beim Einsteigen in einen Bus oder einen Zug aktiviert man die App «mit einer Wischbewegung auf dem Smartphone» und gibt zudem die Klasse ein. Während der Fahrt wird die gefahrene Strecke automatisch via GPS erfasst und abgerechnet. Beim Aussteigen muss man sich wieder abmelden. Vermisst man das Abmelden, so wird man (via SMS?) nach einiger Zeit daran erinnert. Für die Billettkontrolle ist ein Zahlencode hinterlegt, den das Kontrollpersonal einscannt.

    Dieses Konzept zeigt grundsätzlich in die richtige Richtung und erfüllt nun schon recht viele Forderungen des Konzepts im Eingangsartikel. Es hat den Vorteil, dass keine Infrastruktur in den Bussen und Zügen installiert werden muss und demzufolge mit geringen Kosten implementiert werden kann.

    Nachteilig ist, dass der Kunde erstens ein Smartphone benötigt, zweitens immer noch gewisse Handlungen notwendig sind (anmelden, Klassenwahl, ausloggen) und drittens benötigt die Billettkontrolle mittels Einscannen etwas Zeit. Da nicht jedermann ein Handy hat, müssen auch in Zukunft an den Haltestellen Billett-Automaten vorhanden sein.

    So langsam nimmt das Billettsystem der Zukunft Form an.

    13.6.2016
    Max Ehrbar, Sargans

    • Sehr geehrter Herr Ehrbar
      Vielen Dank für Ihren interessanten Kommentar.
      Ihre Ausführungen treffen völlig zu. Meines Erachtens sind neben den instrumentalen Aspekten – Geräte, Abrechnungssysteme – jedoch weiter reichende organisatorische und tarifäre Massnahmen nötig. Im Geschäftsbericht 2014 der SOB AG befindet sich eine Auslegeordnung. Die zahlreichen Verkehrsverbünde in der Schweiz und das nationale Tarifsystem für den Verkehrsverbund sind aus meiner Sicht zu einem unkontrollierbaren und sehr teuren Apparat degeneriert.
      Einige grosse Eisenbahnunternehmen kritisieren das Monopol der SBB im Personenfernverkehr. Sie liegen damit aus meiner Sicht richtig. Nur – im Gegenzug sollten auch die kritiserenden EVU ihre Märkte öffnen, und sei es sogar für alternative Verkehrsträger.
      Freundliche Grüsse
      Ernst Rota

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