Fernverkehr in Italien heute – eine neue Dimension

Eindrücke von einer Bahnreise nach Sizilien und Erfahrungsberichte von Bekannten von Bahnreisen in Oberitalien haben mich zu einer Bahnreise nach Italien bewogen. Das Gesehene und das Erlebte waren enorm beeindruckend. Die Qualität des Fernverkehrs zwischen der Lombardei und Kampanien aus Sicht eines anspruchsvollen Reisenden ist überragend.

Nachstehend die Begründung für diese Beurteilung anhand verschiedener Aspekte:

Zugang und Auftritt der Bahnhöfe

Milano Bodenbelag

Milano Zwischengeschos

Obenstehend zwei Bilder vom Bahnhof Milano Centrale. Die Bilder sprechen für sich. Ergänzend sei auf die exemplarische Sauberkeit der Anlagen hingewiesen.

Innenräume der Züge

FR 500 Innenaraum

Hier ein Bild vom Innenraum eines Frecciarossa. Man beachte die grosszügige Raumgestaltung und die diskrete Bildung von Abteilen.

Betreuung am Platz

FR 500 Service

Kurz nach der Abfahrt der Züge wird den Reisenden in der ersten Klasse ein breites und kostenloses Angebot an Zeitungen und Zeitschriften offeriert. Später kommen die Reisenden der ersten Klasse in den Genuss eines kleinen Snacks und können aus einem reichen Angebot an Getränken einen Drink auswählen.

Zugbegleitung

Zugchef FA

Alle Zugbegleiter tragen Veston und Krawatte. Sie repräsentieren ihr Unternehmen in untadeliger Weise. Der Zugchef trägt eine Mütze oder hat sie bei sich. Analoges habe ich selbst in sizilianischen Regionalzügen und bei hochsommerlichen Temperaturen beobachtet.

Geschwindigkeit und Kundeninformation

FR 500 Anzeige

Die Reisenden werden anhand von diskreten Bildschirmen laufend über den Stand der Reise informiert. Die Züge verkehren mit grosser Geschwindigkeit auf neuen Strecken. Das verkürzt die Reisezeit für alle und spart auch Personalkosten.

Kommentar

Von einem vertieften Vergleich mit Gegebenheiten im schweizerischen Fernverkehr wird abgesehen. Dennoch ein paar Kritikpunkte

  1. Mit RE sichergestellter Fernverkehr – auch in der ersten Klasse vier Sitze in einer Reihe und keine Zugbegleitung, ist und bleibt inakzeptabel.
  2. Auftritt und Bekleidung vieler Zugbegleiter besonders in den hochwertigen Fernverkehrszügen sind für mich unhaltbar. Viele Zugbegleiter strahlen weder Kompetenz noch Sicherheit aus. Dafür patrouilliert Sicherheitspersonal. Für mich repräsentiert es nicht Sicherheit, sondern dokumentiert durch seine Präsenz, dass Zugreisen unsicher geworden sind.
  3. In der Illustrierten „Eisenbahn Amateur“ wurde der unterirdische Bahnhof von Montreal kritisiert. Ich kenne die Gegebenheiten vor Ort relativ gut. Sie sind – abgesehen vom dünnen Zugsangebot – fast deckungsgleich mit denjenigen im Bahnhof Bern.

 

 

10 Gedanken zu „Fernverkehr in Italien heute – eine neue Dimension

  1. Guten Tag Herr Rota

    Da ich selber Teamleiter für das Zugpersonal bei einer Transportunternehmung bin, kann ich zu Ihren Kommentaren und Kritikpunkten folgendes sagen:

    Punkt 1: Dies ist auch nur eine Übergangslösung und sicher nicht die beste Wahl des Rollmaterials.

    Punkt 2: Unser Personal ist sehr kompetent und haben auch eine Ausbildung im Sicherheitsbereich. Das Sicherheitspersonal im Zug ist, hat mit der zunehmenden Gewalt Bereitschaft der Reisenden zu tun. Die Sicherheit der Reisenden und des Personals hat höchste Priorität. Unser Personal hat sehr grosse Kompetenz und Ihre Aussage ist unhaltbar und falsch. Die Bekleidung der Zugbegleiter ist ganz klar geregelt und bei Temperaturen über 25 Grad gilt Tenue Leger. Wir sind hier in der Schweiz und kann nicht mit dem Ausland verglichen werden. Was die Bekleidung der Ausländischen Kollegen betrifft, gilt hier nicht. Sollten Sie damit ein Problem haben, so ist dies nicht unser, sondern Ihres!

    • Sehr geehrter Herr Weber
      Vielen Dank für Ihren Kommentar, den ich gerne veröffentliche.
      Ich teile Ihre Auffassung nicht.
      Gestern war ich mit einem IC unterwegs. Die Zugbegleiterin erschien in Begleitung eines Lernenden. Sie nahm mir mein GA weg und erklärte ihrem Begleiter – ohne mich zu fragen – während drei Minuten die Codes auf meinem GA.
      Ich war ziemlich konsterniert.
      Freundliche Grüsse
      Ernst Rota

      • Grüezi Herr Rota

        Auch ich bin Teamleiter – Zugpersonal bei der SBB und teile die Meinung meines Kollegen Felix Weber. Ihre Aussagen stimmen wirklich nicht und weise sie zurück.
        Die Lernenden müssen ja auch Ausgebildet werden, und dies geschieht auch Unterwegs im Zug.
        Offensichtlich mussten Sie nie etwas Lernen und sind als Genie auf die Welt gekommen. Ihre Auffassung über die Ausbildung stimmt mich traurig wenn ich dann solche Berichte lesen muss. Wie es gemacht wird, recht kann man es Ihnen nie machen. Schade!

        Mit freundlichen Grüssen
        Martin Murmann

        • Guten Abend Herr Murmann

          Vielen Dank, dass Sie unsere Website gelesen haben und zum Artikel Stellung nehmen. Darf ich Folgendes nachtragen:
          1. Mein Vater war 35 Jahre Kondukteur und später Zugführer bei den SBB. Wir hatten in unserem Korridor einen Schrank mit seinen Uniformen. Es hatte Sommer- und Winterkleider. Die Wahl der Bekleidung erfolgte aufgrund der Aussentemperatur. Ich habe mit meinem Vater gelegentlich über seine Berufserfahrung gesprochen und kannte seine Sorgen und Bedenken. Er würde sich wohl im Grab umdrehen, wenn er die Entwicklung seines Berufsstandes sehen würde.
          2. Ich fahre in der Schweiz und im Ausland häufig Bahn. Die Qualität der Zugbegleitung liegt erheblich unter dem Durchschnitt unserer Nachbarbahnen. Fernzüge ohne Zugbegleitung – und die RE von Zürich nach Chur sind dies – sind ein Skandal.
          3. Dazu Folgendes: Wohl die beste Zugbegleitung hatte die ursprüngliche FNM Ferrovia Nord Milano – die Qualität hat nach der Bildung von TreNord leider etwas nachgelassen. Immerhin tragen die Zugbegleiter bei allen Temperaturen Veston und in der Regel auch Mützen.
          4. Ich spaziere auf längeren Zugfahrten oft durch die Wagen. Was ich teilweise vor allem in den DS Wagen der 2. Klasse feststelle, ist niederschmetternd – Abfälle, soweit das Auge reicht. Ein konkretes Beispiel: Wir sind am 13. Juni 2015 mit einer grösseren Gruppe im IC 838 von Romanshorn nach Zürich gefahren. Ein Teil der 44 Gäste fuhr in der ersten und ein Teil in der zweiten Klasse. So zirkulierte ich mehrmals durch den Zug. In Romanshorn waren die Abteile leidlich sauber, aber in Zürich boten sich teilweise schreckliche Bilder. Und – während der Fahrt bin ich im Zug keinem einzigen Zugbegleiter begegnet.
          5. Mein Vater wurde in den Spätzügen einige Male bedroht und wenige Male auch geschlagen. Er hat nie aufgegeben. Ich kenne die Bedrohungsbilder – die Zugbegleiter müssen von Sicherheitsleuten geschützt werden. Und es ist nicht nur meine Meinung – das Rekrutierungsprofil für die Zugbegleitung ist falsch. Es wäre sehr viel besser, wenn die Zugbegleiter ein paar Gehaltsstufen höher eingeordnet wären, (wieder) Respektspersonen wund – auch vom Gesetz und der Rechtspflege – besser geschützt würden. Beachten Sie bitte, dass viele Passagiere die Sicherheitsleute im Zug eher als abstossend empfinden. Ist denn Zugfahren so tief gesunken, dass man darin ohne martialische Body Guards nicht mehr sicher ist.
          6. Gemäss meinen Beobachtungen haben sich Ordnung und Sauberkeit in den Zügen im Gleichschritt mit dem Wechsel des Berufsbildes der Zugbegleitung zurück gebildet.
          7. Ich anerkenne, dass Sie sich und Herr Weber für Ihren Berufsstand einsetzen. Her Weber schreibt abschliessend, wenn ich mit der Zugbegleitung ein Problem hätte, dies mein Problem wäre. Wie recht hat er doch. Nur, ich verstehe mich als Kunde und Sie und Herr Weber sind Leistungserbringer der von mir immer teurer bezahlten Leistung. Wirklich erfolgreiche und kundenfreundliche Unternehmen stellen die Probleme ihrer Kunden in den Mittelpunkt ihres Handelns und nicht ihre eigenen Vorstellungen, was Kundenfreundlichkeit bedeutet. Auch hier haben sich die SBB – dies im Gegensatz zu erfolgreichen Schweizer Privatbahnen – erheblich verschlechtert.
          8. Ich bedaure diese klaren Aussagen und bin gerne bereit, Sie und/oder Herrn Weber zu einem persönlichen Gespräch vorschlagsweise in der Oase in Zürich zu einem Gespräch zu treffen.
          Ich danke Ihnen nochmals für Ihren Kommentar und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg.
          Freundliche Grüsse
          Ernst Rota

          • Herr Rota,
            Dies ist wirklich ihr Problem, und dies kann nicht durch solche Diskussionen gelöst werden.
            Also akzeptieren Sie bitte die Mitteilung von den beiden Herren, welche Profis in diesem Bereich sind.

  2. Herr Rota

    Die Zeiten haben sich geändert und einen Vergleich mit dem Ausland ist unfair und nicht realistisch. In der Schweiz verkehren die meisten Züge und es gibt kein anderes Land welche diese Zugsdichte hat.
    RE von Zürich nach Chur sind unbegleitet, was sicher kein Skandal ist, sondern eher der Zugsgatung angepasst.
    Auch wenn die Zugbegleiter bei TrenNord bei allen Temperaturen Veston und Mützen tragen, so muss dies in der Schweiz auch nicht sein.

    Ich denke aber, wenn Sie sich so schlecht in den schweizer Zügen fühlen, dann nehmen Sie doch besser das Auto, und stehen dabei im Stau. Dort können Sie sehen, wie die anderen Strassenbenützer sich kleiden, und sich dann darüber aufregen. Lächerlich was Sie von sich geben!

    • Sehr geehrter Herr Meier

      Vielen Dank für Ihre Mitteilung und für die deutlichen Aussagen.

      Hier vorab ein Erfahrungsbericht von einem heutigen Ausflug. Bei der Abfahrt des IC nach St. Gallen am Vormittag versperren mir drei Zugbegleiterinnen den Zugang zum Wagen – sie betrachten private Bilder auf ihren SmartPhones. Auf der Rückreise von Wattwil kann ich den VAE nach St. Gallen beobachten. Der Zugbegleiter trägt Krawatte und Veston. Er tritt freundlich und bestimmt auf und grüsst mit einem Lächeln. Ebenso sein Kollege im VAE nach Luzern, mit dem ich nach Pfäffikon SZ fahre. Überhaupt – die SBB wären gut beraten, wenn sie sich stärker an den SOB orientieren würden, und zwar bezüglich dem Personal, den Bahnanlagen und dem Innovationsvermögen.

      Der Schriftwechsel mit Ihnen und Ihren beiden Kollegen zeugt einerseits von einem hohen Engagement für Ihr Unternehmen. Sie demonstrieren andererseits aber auch, wie gering die Orientierung an den Anliegen der Kunden ist. Kritik und durch Beispiele von Schweizer Privatbahnen und ausländischen EVU belegte Meinungen werden mit unhöflichen Bemerkungen disqualifiziert. Das ist irgendwie bezeichnend und stimmt wenig zuversichtlich.

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

      • Auch bei der SOB ist nicht alles Gold was glänzt. Das Personal wird auch bei dieser Bahn unterdrückt. Die SBB sollte sicher besser nichts von der SOB abschauen und von dessen Machenschaften lernen.
        In der Schweiz haben wir eine gute Bahnanlage. Sicher nicht die Beste, das ist klar, aber auch nicht die schlechteste.
        Wie schon geschrieben, Sie nehmen wohl dich besser das Auto und meiden die Bahn, da sie in Ihren Augen so schlecht ist. Ende der Diskussion, denn Sie meinen ja sowieso, das Sie recht haben.

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