Wirrwarr im Tarifsystem – Anschlussfragen

KlassenwechselAm Samstag, 10. Januar 2015, unternahmen wir eine Bahnreise von Kilchberg nach Biberbrugg und – nach einer Wanderung auf den Etzel – von Schindellegi zurück nach Kilchberg. In Erwartung von zahlreichen Mitreisenden lösten wir zu unserm Generalabonnement zwei Klassenwechsel. Die Billette sind hier einkopiert.

Mit Erstaunen nahmen wir Folgendes zur Kenntnis:

Der Klassenwechsel für die Hinfahrt kostete CHF 6.40. Für die lediglich fünf Kilometer kürzere Rückfahrt kostete der Klassenwechsel nur noch CHF 3.50. Erstaunlich, nicht. Man beachte zudem die unterschiedliche Gestaltung und Informationsinhalte der Billette. Immerhin schaffen es die SOB im Gegensatz zu den SBB, wenigstens den Abgangsbahnhof anzugeben. Ein halbes Lob für diese innovative „Privatbahn“.

Dennoch stimmt die Sache nachdenklich. Folgende wichtige Fragen stehen im Raum:

  1. Wie erfolgt eigentlich die Abstimmung und die gegenseitige Verrechnung zwischen den Verkehrsverbünden, wenn für fast gleiche Leistungen derart unterschiedliche Tarife angewendet werden?
  2. Dem Vernehmen nach testen unter anderem die SBB gegenwärtig elektronische Billette, indem beim Ein- und Aussteigen Abgangs- und Zielbahnhof erfasst und die effektive Strecke auf einem Chip aufgezeichnet wird. Wie werden Sachverhalte – wie oben dargelegt – mit dem neuen System erfasst, belastet und auf der Abrechnung ausgewiesen. In Anbetracht der unzähligen Fragen im Zusammenhang mit den elektronischen Billette und den Erfahrungen von anderen Bundesstellen droht hier ein weiteres Informatikdebakel. Auch der unsägliche Verlauf der Einführung von ETCS II und der Beschaffung der Doppelstock-IC lassen grüssen.
  3. Und zum Dritten – wir ärgern uns seit Langem über Billette mit einem ausgedehnten Zahlenfeld und ohne Angabe von Abgangs- und Zielbahnhof. Dies auch im überregionalen öffentlichen Verkehr. Wie lange nehmen die Kunden diese Unsitte noch hin – oder ist es ein weiterer Beweis für die sagenhafte Kundenfreundlichkeit der Transportunternehmen oder die Schwäche der Konsumentenorganisationen?

Ernst Rota

Ein Gedanke zu „Wirrwarr im Tarifsystem – Anschlussfragen

  1. Das Thema ist brandaktuell. Ich habe mehrere Beispiele auch an die Vertreter einer führenden Kundenorganisation geschickt. Das Zonenmodell scheint mir ganz generell nicht ganz optimal zu sein.

    Beispiel vom 14.1.2015:
    Ich musste nach St. Gallen. Also versuchte ich, am Automaten ein einfaches Ticket dorthin zu lösen (ich bin ein geübter Automatennutzer). Auf dem Bildschirm erschienen zwei Optionen:
    a) „Via Altstätten Gais (11 Zonen) oder
    b) „alle Zonen“.
    Da ich öfters nach St. Gallen reise, wollte ich keinen Umweg über Gais machen. Andererseits wusste ich vom letzten Jahr, dass das Ticket nach St. Gallen nur 11 Zonen umfasst. Nach mehreren Versuchen brach ich die Übung ab und ging zum Schalter und erklärte das Problem. Die freundliche Dame am Schalter klärte mich auf, das die Zone St.Gallen nun zweigeteilt sei und man daher die Option „alle Zonen“ wählen müsse. Kostenpunkt CHF 26.10 (1. Klasse, Halbtax, einfache Fahrt). Ich bekam das Ticket und begab mich zum Bahnsteig, wo ich nur noch dem abfahrenden Zug nachblicken konnte. Notabene bezahlte ich vor dem Fahrplanwechsel für die gleiche Fahrt nur CHF 22.30. Aufschlag somit 17%.

    Nah meiner Auffassung sollten Kunden und ihre Interessenorganisationen eine Arbeitsgruppe auf die Beine stellen, die ein kundenfreundlicheres Modell entwirft und zur Diskussion stellt.

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