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Auf unseren Reisen in Polen hatten wir gemischte Eindrücke vom polnischen Eisenbahnsystem gesammelt. Gemäss unseren Berichten auf www.fokus-oev-schweiz.ch waren wir mit extremen Unterschieden konfrontiert – verwahrloste Anlagen wechselten mit modernsten Infrastrukturen. Beeindruckend waren auch aufwendig renovierte historische und neu gebaute Bahnhöfe wie beispielsweise in Poznan, Wroclaw, Gdansk oder Krakòw. Zeichen des Aufbruchs in Polen sind auch bei der Eisenbahn erkennbar.
Mit Besorgnis vernahmen wir vor einigen Jahren, dass nach dem Regierungswechsel verschiedene Projekte für den Ausbau der Eisenbahninfrastruktur in Frage gestellt, aufgeschoben oder gar abgebrochen wurden.
Gemäss dem Artikel «A high-speed Network in Poland» in der neusten Ausgabe von Today’s Railways Europe TRE steht in Polen eine Gezeitenwende bevor. Im Zusammenhang mit dem Bau eines Grossflughafens in Warschau ist ein landesweites Hochgeschwindigkeitsnetz geplant – bestehend aus knapp 2’000 Kilometern Neubaustrecken und über 2’400 Kilometern Ausbaustrecken. Mit dem neuen Netz würden der Grossflughafen und die Stadt Warschau selbst von den entfernten Städten in höchstens 2 ½ Stunden erreichbar. Dadurch werden die Reisezeiten gegenüber heute teilweise halbiert. Zudem soll der heute unbedeutende nationale Luftverkehr unterbunden werden.
Grund also, in diesem Beitrag auf dieses gigantische Vorhaben näher vorzustellen. Dabei basieren wir auf dem erwähnten Artikel – dem wir mit dem besten Dank die Grafiken entnommen haben – und Bildern von Federico Rossi.
Der Beitrag kann über diesen Link herunter geladen werden: TRE 295 HGV Polen
Das geplante Hochgeschwindigkeitsnetz im Überblick
Insgesamt sind zwölf Korridore geplant. Die meisten führen zum neuen Grossflughafen und nach Warschau.
Daneben gibt es im Norden und im Osten auch radiale Verbindungen, die auf der Karte nicht angezeigt werden. Der überwiegende Teil der Neubaustrecken wird von der Flughafenbehörde (CPK) gebaut. Der Ausbau der Bestandesstrecken erfolgt durch die polnische Staatsbahn PKP PLK.
Beeindruckend sind auch die mutmasslichen Kosten. Insgesamt soll die Infrastruktur über 150 Milliarden PLN (polnische Zloty), entsprechend etwa CHF 36 Milliarden kosten. Die Arbeiten sind zwischen 2020 und 2034 vorgesehen. Nach der Fertigstellung beträgt die Länge des Hochgeschwindigkeitsnetzes fast 4’400 Kilometer.
Wie erwähnt verkürzen sich die Reisezeiten gemäss dieser Tabelle teilweise drastisch. Die Reise von Stettin nach Warschau reduziert sich beispielsweise um die Hälfte. Bei anderen Korridoren fällt die Reisezeit gegenüber heute sogar auf einen Drittel.
Kommentar
Beindruckend – ein ähnlich kraftvolles Werk hat in Europa nur Spanien zustande gebracht. Das stellt sogar das eindrückliche HG-Netz von China mit 30’000 Kilometern zwischen 2007 und 2017 gebauten Hochgeschwindigkeitsstrecken in den Schatten. Einige europäische Staaten müssen sich wirklich nicht verstecken.
Die beiden Bilder belegen die bereits heute erzielten Fortschritte.
Danke Ernst Rota, ist ein sehr spannender Beitrag! Vielleicht nur als Marginalie sei erwähnt, in Krakau hat man ein grosses Shopping-Center gebaut, dem noch einige Geleise beigegeben sind. Dies muss nicht à priori falsch sein, städtebaulich gesehen ist aber der Hauptbahnhof zu einem Unding verkommen.
Willi Rehmann-Rothenbach, Binningen
Lieber Willi
Vielen Dank für Deinen Kommentar und für Dein Interesse an unserer Website. Darf ich dazu Folgendes anmerken:
1. Der neue Bahnhof von Krakau liegt nördlich des bestehenden Bahnhofs. In der Tat ist er eng mit dem monumentalen Einkaufszentrum verbunden. Immerhin sind Bahnhof und Einkaufszentrum getrennt, im Gegensatz zu den hiesigen Konzepten.
2. Bei unserem Besuch in Krakau vor acht Jahren hat mich das alte und sorgfältig renovierte Bahnhofgebäude beeindruckt. Da der grosse Vorplatz nicht überbaut ist, kommt der alte Bahnhof sehr gut zur Geltung. Gute Aufnahmen stehen über Google zur Verfügung.
3. Deprimierend fanden wir seinerzeit die Bahnfahrt von Krakau nach Auschwitz. Die Fahrt auf der siebzig Kilometer langen, doppelspurigen und meist schnurgeraden Eisenbahnlinie dauerte über zwei Stunden – unzählige und oft nur mit fünf Stundenkilometern zu befahrende Langsamfahrstrecken verlangsamten die Fahrt.
Wir wünschen Dir weiterhin viel Freude an unserer Website.
Herzliche Grüsse
Ernst Rota
Danke, Ernst Rota!
Die regelmässigen Informationen finde ich sehr interessant, auch wenn ich selber nicht wirklich vom Fach bin. Wenn ich auch nicht immer alle Beiträge vollständig gelesen habe, bin ich doch sehr dankbar für eine weitere Zustellung.
Sehr geehrter Herr Nägeli
Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Website und für Ihren Kommentar. Wir freuen uns, dass Ihnen unsere Website gefällt.
Am Freitag habe ich alle Bahnhöfe zwischen Pfäffikon SZ und Bilten besichtigt – wir werden darüber auf unserer Website berichten. Dabei hat mir Ihre Haltestelle im Gegensatz zu anderen gut gefallen. Herzliche Gratulation.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude an unserer Website.
Freundliche Grüsse
Ernst Rota
Hallo Ernst
Das freut mich, dass es nun auch in Polen mit der Eisenbahn vorwärts geht. Ich war im Jahre 2000 mit Kollegen auf einem Eisenbahntrip in Polen und da befand sich die Bahn wirklich in einem desolaten Zustand, nicht überall aber grösstenteils schon.
Mit freundlichen Grüssen
Roland Herter
Lieber Roland
Vielen Dank für Deinen Kommentar und für Dein Interesse an unserer Website.
Nicht nur bei der Eisenbahn hat sich in Polen enorm viel bewegt. Wir haben auf unseren Reisen auch in den besuchten Städten enorm viel Schönes gesehen, so etwa in Breslau, Danzig, Krakau, Posen und Warschau. Wir waren enorm beeindruckt.
Nochmals besten Dank und weiterhin viel Freude an unserer Website.
Freundliche Grüsse
Ernst Rota