Leoben vs. Ziegelbrücke

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Leoben im österreichischen Bundesland Steiermark ist eine vitale Stadt mit rund 25’000 Einwohnern und ein wichtiger Bahnhof im Netz der ÖBB. Im 1975 neu erbauten repräsentativen Bahnhof von Leoben kreuzen sich die Eisenbahnlinien von Graz nach Selztal und von Wien nach Villach. Auf beiden Linien verkehren sowohl österreichische als auch internationale Fernverkehrszüge. So unter anderem der Transalpin in seiner heutigen Fahrplanlage von Graz nach Zürich. Zwischen der Abzweigung Stadtwald südlich von Bruck an der Mur und St. Michael in der Obersteiermark benutzen beide Verbindungen die gleiche Doppelspur.

Auszug aus der Railmap Europe 1:5 000 000 von Kümmerli+Frei

Die Fernzüge verkehren in der Regel im Zweistundentakt. Alternierend fahren zweistündlich Regionalexpresszüge. Von Leoben nach St. Michael in der Obersteiermark verkehrt stündlich eine S-Bahn. In St. Michael besteht Anschluss an die Regionalzüge nach Selzthal.

Zwischen Leoben und Bruck an der Mur verkehren neben den Fernverkehrszügen nach Wien S-Bahnen in Halbstundentakt. In Bruck an der Mur bestehen schlanke Anschlüsse nach Graz. Die Fernverkehrszüge von Leoben nach Graz umfahren den Bahnhof von Bruck an der Mur.

Streckenführung

Bis 1998 benutzten die Züge eine der Mur folgende kurvenreiche und langsam zu befahrende Doppelspurstrecke. Nach dem Bau des 5’460 Meter langen Galgenbergtunnels wurde der Verkehr zwischen Leoben und St. Michael in der Steiermark auf die für hohe Geschwindigkeiten errichtete Neubaustrecke verlegt. Auf dem Trasse der alten Strecke ist ein Radweg geplant.

Auszug aus dem Eisenbahnatlas Österreich von Schweers+Wall

Vergleich mit Ziegelbrücke

Man vergleiche die Situation im Raum Leoben mit der Relation zwischen Ziegelbrücke und Murg. Obschon der Verkehr am Walensee ungleich dichter ist, verkehren die Züge zwischen Mühlehorn und Tiefenwinkel vor Murg auf einer mit 75 km/h zu befahrenden Einspurstrecke.

Dieser Engpass stellt die SBB vor grosse Herausforderungen. Selbst geringfügige Störungen führen zu Verspätungen. Beispielsweise kann der Anschluss der S-Bahnzüge aus Uznach an die Regionalexpresszüge nach Chur nicht gewährleistet werden.

Ich kenne in Mitteleuropa keinen vergleichbaren Engpass auf einer derart wichtigen Magistrale wie es die Verbindung zwischen Zürich und Sargans/Chur eben ist. Und trotzdem steht die Beseitigung dieser Schwachstelle irgendwo in den Sternen.

Für mich ein Gradmesser für die Qualität und die Weitsicht der schweizerischen Eisenbahnplanung.

Und noch ein Letztes – von einem Vergleich der Bahnhofsgebäude und der Publikumsanlagen von Leoben und Ziegelbrücke wurde abgesehen. Ich empfehle Interessierten, den Bahnhof von Leoben bei Gelegenheit selbst zu besuchen.

4 Gedanken zu „Leoben vs. Ziegelbrücke

  1. Hoi Ernst

    Ich teile deine Auffassung, dass die ganze Strecke von Murg bis Ziegelbrücke mit der Ein- und Ausfahrt in den Bahnhof Ziegelbrücke den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht.

    Am schlimmsten ist der Einspurabschnitt Mühlehorn – Murg, und auch die Durchfahrtsgeschwindigkeit im Bahnhof Ziegelbrücke ist mit 70km/h viel zu tief. Das gilt auch für den erwähnten Einspurabschnitt mit 75 km/h.

    Zudem sind die Anschlüsse im Bahnhof Ziegelbrücke von Glarus nach Chur und umgekehrt viel zu knapp bemessen resp. zwischen S4 und S25 gar nicht vorhanden.

    Warum trotz zahlreicher Interventionen von mir bei den entsprechenden Stellen ein Ausbau auf 2035 oder später aufgeschoben wird, verstehe ich nicht und ist nicht nachvollziehbar.

    Freundliche Grüsse

    Daniel Huber

    • Als jemand, der hauptsächtlich in Österreich Bahn fährt, finde ich den Vergleich mit den Zuständen in der Schweiz interessant. Tatsächlich fällt mir keine vielbefahrene Strecke ein, die nur eingleisig wäre. Außer Wien-Bratislava, was jedoch nun endlich zweigleisig ausgebaut wird…

      Würde die Stelle in Österreich stehen, wäre es aber noch chaotischer. Man sieht ja zwischen Wien und Mödling, wie es bei eng gestrickten Fahrplänen auf jenem überlasteten Streckenabschnitt läuft. Wenn ich dort einen Anschluss habe, nehme ich einen Zug vorher, da dort Verspätungen leider häufiger sind, als ich es mir von der Bahn in Österreich wünschen würde.

      Zum Fernverkehr in Leoben sei gesagt, dass sich da vieles ändern wird, wenn die Koralmbahn fertig ist.

      https://www.bmvit.gv.at/verkehr/nahverkehr/downloads/vergaben/at0.pdf

      Hier kann man schauen, wie das künftige Konzept aussieht. Es handelt sich bei dem PDF um den Verkehrsdienstevertrag des Fernverkehrs – in Österreich gibt es nämlich nach wie vor gemeinwirtschaftlich finanzierten Fernverkehr.

      Konkret werden die Railjets Wien-Villach über Graz fahren und nicht mehr über Leoben. Auch die Züge nach Deutschland – dann mit ICEs bestückt – werden wohl nicht mehr in Leoben halten und stattdessen – so schaut es zumindest für mich aus – in den Takt Wien-Graz-Villach-Salzburg integriert.

      Dafür wird dann der InterRegio in Österreich eingeführt. Jener hat jedoch tendenziell mehr Halte und eine längere Fahrtzeit, was man an den Netzkarten gut ablesen kann. Stellenweise wird der InterRegio auch den Regionalverkehr ersetzen. Der Transalpin dürfte jedoch wohl noch so, wie er ist, erhalten bleiben.

      Ich kann übrigens das Studium des Verkehrsdienstevertrages durchaus empfehlen – im Vergleich zu heute gibt es mit Eröffnung der Koralmbahn durchaus so einige interessante Verbesserungen im österreichische Fernverkehr.

      Mit freundlichen Grüßen
      Jan-Christian Benk

      • Sehr geehrter Herr Benk

        Vielen Dank für Ihren Kommentar und für Ihr Interesse an unserer Website. Vielen Dank auch für Ihren Hinweis auf das künftige, nach der Eröffnung der Koralmbahn zur Anwendung kommende, Betriebskonzept.

        Leider bestehen neben der Einspurstrecke am Walensee in der Schweiz ebenso gravierende einspurige und sehr stark belastete Strecken. Ich denke primär an die Strecken von Horgen Oberdorf nach Litti bei Baar, von Zug nach Arth-Goldau, von Ebikon bis zur kurz vor Luzern oder die fehlenden 900 Meter Geleise am Bielerseee.

        Übrigens haben wir die Ausbauprojekte „Marchegger Linie“ und „Pottendorfer Linie“ im November 2019 inspiziert und waren tief beeindruckt – auch wegen den fantastischen neuen Bahnhöfen wie Achau, Aspern und Hennersdorf. Da bleibt nur ehrfürchtiges Staunen!

        Mehr darüber in diesem Beitrag. Hier der Link:

        http://fokus-oev-schweiz.ch/2018/11/28/eisenbahnprojekte-im-grossraum-wien/

        Nochmals besten Dank und weiterhin viel Freude an unserer Website

        Freundliche Grüsse

        Ernst Rota

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