49 zu 9 – und was das bedeutet …

Vorbemerkungen

In der Ausgabe der Neuen Zürcher-Zeitung vom 4. November 2017 kommentiert Paul Schneeberger unter dem Titel „Der Gotthard verliert an Bedeutung“ die Entwicklung des alpenquerenden Güterverkehrs in der Schweiz seit der Jahrtausendwende.

Aufgefallen ist mir vor allem folgende Aussage von Paul Schneeberger, die ich nachstehend kurz kommentieren möchte:

Bemerkenswert sind – bezogen auf die Gotthardachse – auch die Effizienzsteigerungen, die beide Verkehrsträger ausweisen. Trotz dem Rückgang der Anzahl Lastwagen um ein Fünftel ist die auf der Strasse transportierte Gütermenge (Tonnage) zwischen 1999 und 2014 um sage und schreibe 49 Prozent gestiegen. Für die Schiene weist das Monitoring für die Jahre zwischen 2003 und 2014 einen Rückgang der Anzahl Züge um 3 Prozent, aber eine Zunahme der Tonnage um 9 Prozent aus.

Kommentar

  1. Die Produktivitätssteigerungen der Strasse sind eindrücklich – sie sind bezogen pro Fahrt mehr als fünfmal so hoch wie auf der Schiene. Aus Sicht des Schienengüterverkehrs ein höchst unerfreulicher Sachverhalt.
  2. Die Entwicklung ist unter anderem Ausdruck der viel höheren Innovationsfähigkeit des Strassengüterverkehrs.
  3. Zudem erfolgen unter dem Begriff „Gigaliner“ in einigen europäischen Ländern Bestrebungen, das Ladegewicht der Lastwagen weiter und substantiell zu erhöhen. Dies würde die Produktivität des Strassengüterverkehrs weiter erhöhen.
  4. Die Güterbahnen sind einmal mehr aufgefordert, ihre Produktivität markant zu steigern. Der hohe Anteil der Eisenbahn am Gütertransit durch die Schweiz ist auf die LSVA zurückzuführen. Ich schätze, dass die Belastung pro (Netto-) Tonnenkilometer durch die LSVA annähernd so hoch ist, als der Transport des Gutes auf der Schiene kostet.
  5. Wie unlängst in einem Beitrag auf unserer Website erläutert, erachten wir tiefgreifende Veränderungen im Schienengüterverkehr zu dessen Zukunftssicherung als unerlässlich.
  6. Was – liebe Leser – geschieht, wenn der Druck des Auslandes und der Strassentransporteure so gross ist, dass die LSVA oder Verkehrsbeschränkungen entfallen?

 

3 Gedanken zu „49 zu 9 – und was das bedeutet …

    • Sehr geehrte Herren Guillaume und Hug

      Vielen Dank für Ihre Kommentare und für Ihr Interesse an unserer Website.

      Ich war in den letzten Tagen zweimal im Inntal und hatte Gelegenheit, auch den Verkehr auf der Brennerautobahn zu beobachten. Lastwagen an Lastwagen – fast wie auf einem Förderband. Ein riesiges Potential für die Eisenbahn. Hoffen wir, dass es der Bahn gelingt, dieses Potential auszuschöpfen.

      Meines Erachtens – und wie in einem anderen Beitrag beschrieben – setzt dies aber tiefgreifende Veränderungen voraus. Man bedenke, dass in Nordamerika die Eisenbahnen auch heute noch den überwiegenden Teil des Ferngüterverkehrs bewältigen.

      Guiseppe di Lampedusa legt in seinem Roman „Der Leopard“ einer Schlüsselfigur folgenden Satz in den Mund: „Es muss sich alles ändern, damit es so bleibt, wie es ist!“ Das gilt auch für die Gütereisenbahnen.

      Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude an unserer Website.

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

  1. Seit Jahrzehnten wird über mangelnde Effizienz und Koordination im europäischen Bahngüterverkehr gejammert – leider zu Recht. Fortschritte sind nur in Millimeterschritten zu erkennen – falls überhaupt solche zu verzeichnen sind. Sind die Bahnbetreiber denn wirklich so unfähig, flexibel auf die aktuellen Marktbedürfnissse zu reagieren oder steckt gar eine Strategie dahinter?
    Ist das System Eisenbahn generell zu schwerfällig? Sollten dereinst automatisierte und elektrisch betriebene Gigaliner Europas Strassen bevölkern, wird dies zweifellos das definitive Ende des Bahngüterverkehrs einläuten. Dann wird es wohl zwischen Stockholm und Palermo, Le Havre und Danzig unisono heissen: Lasst Eisenbahngleise zu Lastwagenpisten werden! Möglicherweise geschieht dies schneller als wir erahnen.
    Düstere Visionen!

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