Herbst beim Bahnhof Kilchberg – Schliessung des Schalters

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Nun ist es also soweit. Auch der Billettschalter am Bahnhof Kilchberg wird geschlossen. Stattdessen werden Kurse zum Bedienen der Automaten angeboten. Problem also gelöst? Mitnichten. Der Unterschied zu einem bedienten Billettschalter ist nämlich gravierend. Künftig bedient nicht die SBB den Kunden sondern die Reisenden müssen den Automaten bedienen. Welch verkehrte Welt! Und wehe die Kunden machen dabei einen Fehler und geraten in eine Kontrolle!

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Der Automat stellt keine Fragen und er kann nicht beraten. Er kennt keine Fahrpläne, kann weder Sitzplätze reservieren noch internationalen Billette verkaufen oder ausländisches Geld wechseln. Auch der SBB-Slogan ‚mit uns reist Ihr Gepäck ganz allein‘ ist zukünftig ein leeres Versprechen, wenn man damit zuerst zum Hauptbahnhof und dann wieder zurück fahren muss. Der Automat setzt zudem voraus, dass alle Reisenden sehen und unsere Schrift lesen können, was beides nicht selbstverständlich ist. Ein Automat akzeptiert keine Hunderternoten und gibt nur wenig Rückgeld. Und vor allem: Ein Automat sagt weder Grüezi noch Danke und wünscht keinen schönen Tag. Aber genau das ist einer der Unterschiede zwischen Reisen und transportiert werden.

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5 Gedanken zu „Herbst beim Bahnhof Kilchberg – Schliessung des Schalters

  1. Vor rund dreissig Jahren warb der Güterverkehr in der Tagespresse mit ganzseitigen Plakaten und Texten wie „Wir fahren wieder mehr mit Kohle“. Heute müssten die SBB mit dem Slogan „Wir fahren wieder mehr mit Stückgut“ werben. Nur dass dieses Transportgut in der Regel in weissen Wagen mit Fenstern befördert wird.

  2. Ob bei der Post, bei Banken oder bei den SBB, der Vorwand für die Schliessung von Schaltern lautet immer etwa gleich: Personalabbau sei aus Kostengründen nötig. Es seien die Kunden, die auf die Automatisierung und Digitalisierung drängten. Welch kühne Behauptung! Wie wird solcher Unsinn belegt?
    Zwecks Deckelung der Kosten wird der Service public, auf den unser Land vor nicht allzu langer Zeit sehr stolz war, bis auf einen kümmerlichen Rest liquidiert. Dafür den Kunden die Schuld zuzuschieben, wie das die Postchefin gegegnüber 10 vor 10 in frivoler Art getan hat, ist unakzeptabel. Da müsste der Bundesrat sein Veto einlegen. Service public ist Dienstleistung an der Öffentlichkeit und darf auch etwas kosten. Der Faktor Mensch hat über dem Renditedenken zu stehen. Doch leider ist dies in Vergessenheit geraten.

  3. Eigentlich ist ja die Schweiz für ihren Fremdenverkehr bekannt. Will man mit solchen Aktionen Besucher vertreiben, denn die kommen sicher nicht zu einer Schulung!

    Ich wohne in Wien und sehe daher die Sache anders!

    • Sehr geehrter Herr Hallas
      Vielen Dank für Ihren Kommentar und für Ihr Interesse an unserer Website. Es freut uns sehr, dass unsere Beiträge auch in Ihrem schönen Land gelesen werden.
      Freundliche Grüsse
      Ernst Rota

  4. Andreas Meier hat bekanntlich bis Ende 2006 bei der DB AG die Berliner S-Bahn herunter gewirtschaftet. Bei der SBB ist er anfangs 2007 mit offenen Armen empfangen worden. Aber auch hier spart er weiter – koste, was es wolle. Schalteröffnungszeiten werden gekürzt, um später die Schalter ganz zu schliessen. Abbau des Zugpersonals und Verschlechterung des Services (anstelle Interregio-Zügen unbediente Regio-Express, KISS lässt grüssen). Um rund 5 Millionen Franken einzusparen, werden Ende 2017 die Schalter bei den Stationshaltern sowie Avec- und Migrolino geschlossen.
    Ich bin wirklich sehr besorgt, auch über die angekündigten weiteren rigorosen Sparmassnahmen und deren Folgen. Wohin führt das alles?

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