Verfaulte Schwelle in einem umgebauten Bahnhof – nur bei den SBB?

Nach der Besichtigung des Stands der Arbeiten an der Strecke der Ferrovia Mendrisio-Varese wartete ich im umgebauten Bahnhof von Mendrisio auf den Zug nach Lugano.

Beim Warten entdeckte ich dieses Bild auf Gleis 3. Auf diesem Gleis wird praktisch der gesamte Eisenbahnverkehr von Chiasso Richtung Norden abgewickelt. Ich traute meinen Augen nicht.

Schwelle 1

Beim Fotografieren verlor ich das Gleichgewicht und stürzte nach unten. Das bot mir Gelegenheit, mühelos diesen rund 30 cm langen Splitter an mich zu nehmen. Da ich kein Eigentum der SBB behalten möchte, werde ich dieses Relikt noch heute an Herrn Andreas Meyer senden.

Schwelle 3

Anschliessend fertigte ich ein weiteres Bild von der verfaulten Schwelle an.

Schwelle 2

Nun, das Geleise wurde im Rahmen des Umbaus zwar nicht erneuert. Immerhin scheint der Schotter erst kürzlich bearbeitet worden zu sein.

Auf der Heimfahrt war ich nachdenklich. Besteht dieser Schlendrian auch bei Installationen in Stellwerken – „Stellwerkstörung“ – oder beim Unterhalt der Weichen – „Weichenstörung“?

6 Gedanken zu „Verfaulte Schwelle in einem umgebauten Bahnhof – nur bei den SBB?

  1. Eine Schwelle macht noch kein Gleisbett! Schon vor der Inbetriebnahme des damals neuen Bahnhof Stadelhofen musste eine Weichenzunge Seite HB ersetzt werden, weil die Bauzüge diese bereits stark beanspruchten.
    Schlechte Bauweise oder Schlendrian?

    Es ist vorstellbar, dass beim Bau der Strecke dort schwere Teile beim Abladen etc. z. B. heruntergefallen sind, und dies die Schwelle beschädigte, danach konnte das Wasser eindringen. Weiter ist Holz, wenn auch imprägniert immer noch ein Naturprodukt und kann sich anders verhalten, als Menschen erwarten . . .
    Auf Tausend Schwellen eine „Niete“?

    Deswegen anzunehmen, dass die nun weltweit das Gleis schlecht ist,, scheint mir überrissen zu sein. Da habe ich schon andere Gleise in unseren Nachbarländer im Norden und Osten gesehen!

    • Sehr geehrter Herr Nötzli

      Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Website und für Ihren Kommentar. Darf ich dazu Folgendes nachtragen:

      1. Ich war am 18. Dezember 2015 erneut in Mendrisio und habe mir das Ganze bei Tageslicht angeschaut. Auf einer Länge von knapp fünfzig Metern – ich habe Ihnen die Fotos mit einem separaten E-Mail gesandt – entdeckte ich mindestens drei weitere völlig verfaulte Schwellen. Ich betone, dass über das Gleis 3 von Mendrisio praktisch der gesamte Verkehr von Chiasso nach Lugano abgewickelt wird. Also nicht, wie in einem anderen Kommentar vermutet, ein Abstell- oder Nebengleis.

      2. Ähnlich traurige Bilder sieht man auch auf anderen Abschnitten der Gotthard-Achse.

      3. Ich habe vor etwa zwei Monaten Gleisbauarbeiten in Waldshut beobachtet. Ein Team ersetzte auf einem Gleis einzelne schadhafte Schwellen, und auf dem anderen Gleis war ein Grampmaschine daran, das so vorbereitete Gleis zu bearbeiten. Das fragliche Gleis in Mendrisio wurde vor wenige Monaten im Zusammenhang mit dem Neubau der Perrons von Mendrisio gegrampt.

      4. Auf der einen Seite investieren die SBB Milliarden in die Sicherheit – so beim GBT – und auf der anderen Seite fehlen Mittel, um verfaulte Schwellen auf einer ausserordentlich stark belasteten Strecke zu ersetzen. Das ist unverhältnismässig. Zudem besteht bei der Sicherheit keine Nulltoleranz. Eben diese unausgewogene Einstellung hat zum Unfall von Rafz geführt.

      5. Am 18. Dezember 2015 fuhr ich um 09.40 Uhr mit der S 40/25463 nach Stabio. Lange war ich der einzige Fahrgast im schönen und praktisch neuen vierteiligen Flirt. Kurz vor der Abfahrt in Mendrisio stieg ein zweiter Fahrgast ein. So war ich nicht völlig einsam. In Stabio angekommen, fuhr der Zug um 09.54 Uhr als S 50/25562 nach Mendrisio zurück. Ich wartete bis zur Abfahrt, um festzustellen, dass genau zwei Personen einstiegen. Dazu ist zu bemerken, dass der Bahnhof von Stabio ziemlich weit vom Dorfzentrum entfernt ist und Stabio werktags durch häufige Postautoverbindungen gut erschlossen ist.

      6. Nicht nur hier stelle ich fest, das die SBB in zunehmendem Mass sinnlose Angebote unterhalten und dafür keine Ressourcen mehr haben, um ihre Infrastruktur in einem befriedigenden Zustand zu halten (geschweige denn überfällige Engpässe zu beseitigen).

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

  2. Dieses Schotterbett scheint nicht von den letzten Tagen … dürfte schon länger bearbeitet worden sein. Weiter stellt sich die Frage ob es sich um ein Hauptgleis oder um ein Nebengleis (Rangier- oder Abstellgleis) handelt? Auf Nebengeleisen sind solche Schwellenzustände durchwegs möglich, eine einzelne Schwelle hat noch keinen Einfluss auf die Stabilität! Wenn der Fotograph dann noch stürtzt beim Bilder schiessen, dann mache ich mir eher Sorgen um den Fotographen als um das Gleis!

    • Sehr geehrter Herr Donzé

      Auch für diesen Kommentar ein herzliches Dankeschön. Darf ich auf meine Antwort auf den Kommentar von Herrn Nötzli veweisen?

      Freundliche Grüsse

      Ernst Rota

  3. Hier die heute eingegangene und verdankte Stellungnahme der SBB zu unserem Brief:

    „Besten Dank für Ihr Schreiben vom 15. Dezember 2015 betreffend Schwellenzustand in Mendrisio.
    Nach Abklärung mit unseren Fachdiensten können wir Ihnen gerne die folgenden Auskünfte geben:
    Die von Ihnen erwähnte Schwelle liegt im Bahnhof Mendrisio im Gleis 3. Dieses Gleis mit Jahrgang 1992 ist für eine Gesamterneuerung (Schiene, Schwelle, Schotter) im Jahre 2017 vorgesehen. Die dazugehörige Planung wurde vor einem Jahr gestartet.
    Obwohl der Zustand der von Ihnen fotografierten Schwelle nicht mehr optimal ist, kann die Sicherheit und Verfügbarkeit dieses Gleises weiterhin gewährleistet werden.
    Eine Gleiskonstruktion ist so ausgelegt, dass das Vorhandensein einzelner beschädigter Komponenten keine Beeinträchtigung der Funktionalität zur Folge hat. Bis zur Erneuerung wird das Gleis ausserdem weiterhin von unseren Spezialisten im ordentlichen zweiwöchentlichen Turnus kontrolliert.“

  4. Hier ist die Stellungsnahme der SBB genau richtig. Auf den Nebengeleisen sind solche Schwellenzustände durchwegs möglich, eine einzelne Schwelle hat noch keinen Einfluss auf die Stabilität!
    Tragisch ist aber, das Sie beim Fotografieren dann auch noch auf das Gleis stürzt beim Bilder schiessen, hierbei muss man sich mehr und den Fotografen eher Sorgen machen als um das Gleis!
    Zudem ist das Betreten der Gleise verboten, was Ihnen sicherlich auch bekannt sein sollte.

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